Meerbusch Die Pellet-Offensive

Düsseldorf · Die Stadt setzt auf nachwachsende Rohstoffe: Nach Martinus- und Raphael-Schule wird seit gestern auch das Meerbusch-Gymnasium mit Holzschnipseln beheizt. Die Anlage kostet 420 000 Euro und spart reichlich CO2.

Die Vorteile von Holzpellet-Heizungen liegen auf der Hand: Unabhängigkeit von Gas- oder Ölpreis, ein Wirkungsgrad von annähernd 90 Prozent (Kohlekraftwerke kommen gerade mal auf 40) und der Einsatz eines nachwachsenden Rohstoffs. Die Stadt setzt verstärkt auf diese umweltfreundliche Art der Wärmeerzeugung. Mit dem angedachten, sieben Millionen Euro teuren Kraftwerk auf dem Ostara-Gelände könnte Meerbusch sogar bundesweiter Vorreiter der Nutzung von Holzpellets werden.

Gerade erst hat die Gelsenwasser AG die Strümper Martinusschule und die Raphael-Förderschule im Auftrag der Stadt mit einer Pellet-Heizungsanlage ausgerüstet. Gestern erfolgte der nächste Schritt: Die Pellet-Heizung im Meerbusch-Gymnasium ging in Betrieb. Sie ersetzt mehrere Gaskessel aus den achtziger Jahren.

Kernstück der Anlage ist eine Brennkammer, die jährlich 330 Tonnen gepresste Holzschnipsel verfeuern soll. Dadurch entstehen 850 Megawatt Wärme. Claus Klein vom städtischen Bereich Service Immobilien rechnet damit, dass die Pellets etwa drei Viertel der nötigen Heizenergie werden liefern können. In winterlichen Spitzenzeiten werden noch herkömmliche Gaskessel hinzugeschaltet (400 und 1000 Kilowatt). Insgesamt kommt die neue Anlage so auf eine Leistung von 2,2 Megawatt, etwa halb so viel wie die ursprüngliche, reine Gasheizung. Kostenpunkt: 418 500 Euro (58 000 Euro für die Planung, 360 500 für den Bau). Das Geld kommt aus Mitteln des Konjunkturpakets II. "Wir rechnen damit, dass sich die Kosten innerhalb von acht Jahren amortisieren", sagt Planungsdezernent Dr. Just Gérard. Weiterer Vorteil: Unter durchschnittliche Bedingungen spart die Heizung jährlich etwa 283 Tonnen Kohlendioxid ein.

Blockheizkraftwerk geplant

Geradezu bescheiden wirkt diese Anlage jedoch gegenüber dem, was die Immobiliengesellschaft Carat auf dem Ostara-Gelände vorgeschlagen hat. Carat bietet an, das gesamte Ostara-Neubaugebiet durch ein Ein-Megawatt-Blockheizkraftwerk, das mit der innovativen Holzentgasungs-Technologie arbeitet, mit Energie und Wärme zu versorgen. Eine Anlage dieser Größenordnung wäre einzigartig in Deutschland. Vergleichbares gibt es bislang nur in Österreich. In dem Vorzeige-Kraftwerk würde gut 20-mal mehr Holz verfeuert als im Gymnasium in den Kessel wandert: eine Lkw-Ladung pro Werktag. Durch Generatoren wird die Energie des aus dem Holz strömenden heißen Gases in Strom umgewandelt. Die vier Kesseln sollen jährlich — im Vergleich zu einem konventionellen Kraftwerk — 6000 Tonnen Kohlendioxid sparen. Ob sich die Politik letztlich für die Ostara-Neubebauung mit der Kraftwerks-Variante entscheidet, ist noch völlig offen.

(RP)
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