Meerbusch Grüne streben auseinander

Meerbusch · Erhard Demmer, Fraktionschef der Grünen im Rhein-Kreis Neuss, will die Straße verhindern, die vom Meerbuscher Kollegen Jürgen Peters befürwortet wird. Die K9n zwischen Strümp und Bovert ist umstritten.

 Erhard Demmer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rhein-Kreis Neuss.

Erhard Demmer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rhein-Kreis Neuss.

Foto: Andreas Woitschützke

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Ob der 22. Februar allerdings auch das Ende des umstrittenen Straßenneubaus in Meerbusch zwischen Strümp und Bovert einläuten wird, steht noch in den Sternen. Fest steht allerdings, dass die Front der Gegner breiter wird. Im Gespräch mit der Rheinischen Post legte sich Erhard Demmer, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, fest: Die Kreisstraße 9 neu (K9n) sei ein Wahnsinn, und er werde alles tun, um das unsinnige Vorhaben zu torpedieren. "Da ticken einige nicht richtig", sagte er. Demmer sei seit 1983 in der Kommunalpolitik, aber die Planung einer solch überflüssigen Straße in Zeiten knapper Kassen sei ihm in den ganzen Jahren noch nicht untergekommen.

Am 22. Februar tagen ab 17 Uhr im Kreishaus in Grevenbroich, Auf der Schanze 4, die Mitglieder des Nahverkehrs- und Straßenbauausschusses des Rhein-Kreises Neuss als zukünftiger Baulastträger der geplanten zwei Kilometer langen und rund acht Millionen Euro teuren Straße durch das so genannte Vogelparadies am Strümper Busch. Die Trasse in unmittelbarer Nähe zur Autobahn 57 beinhaltet ein Brückenbauwerk über die Stadtbahngleise und führt von der Forststraße in Strümp zur Meerbuscher Straße nach Osterath. Sie soll sowohl das Neubaugebiet Strümper Busch als auch die Gewerbeflächen am Bundenrott besser erschließen.

Die politische Brisanz in der Einschätzung des Grünen-Fraktionschefs liegt darin, dass sich die Meerbuscher Grünen in schriftlicher Kooperation mit den Meerbuscher Christdemokraten für den Bau der K9n ausgesprochen haben. Nehmen nun die Kreisgrünen eine Kurskorrektur vor, um grüne Ideale in den Vordergrund zu stellen. Oder lassen die Meerbuscher Grünen, die mit dem Ja zur Straße nicht ganz glücklich sind, die Kollegen im Kreis die politischen Kastanien aus dem Feuer holen? Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) hat rund 700 Unterschriften gegen die K9n gesammelt.

Stadt und Kreisverwaltung gehen im Moment davon aus, dass das Straßenbauprojekt schon im kommenden Jahr verwirklicht werden kann. In einer Sitzungsvorlage zur "Fortschreibung des Kreisstraßenbauprogramms für die Jahre 2013 bis 2017" heißt es: Ein Bebauungsplan für die Straße liege der Bezirksgenehmigung zur Genehmigung vor. Der zweite für die Realisierung der K9n notwendige Bebauungsplan befinde sich noch im Verfahren. Die Kommunalpolitik habe die Stadtverwaltung beauftragt, ein "neues Gutachten über die Luftschadstoff-Situation in Folge einer nach oben korrigierten, künftigen Verkehrsmenge auf der Bundesautobahn 57 einzuholen".

Schon bei dem Gutachten mit veralteten Daten (vier- statt sechsspurige Autobahn) waren einige Grenzwerte erreicht, andere sogar überschritten. Gleichwohl setzt die Kreisverwaltung ein positives Ergebnis der Gutachter voraus und hält einen Baubeginn in 2013 für möglich.

(RP)
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