Meerbusch Windkraft für jedermann?

Meerbusch · Bei einem nichtöffentlichen Treffen erläuterten Vertreter eines Anlagenbauers Politik und Verwaltung Perspektiven für private Klein-Windräder. Bei Osterath werden zwei neue Windkraftanlagen aufgestellt.

Neben Satellitenschüsseln und Schornsteinen könnten in einigen Jahren auch Mini-Windräder zum normalen Bild auf Meerbuscher Dächern gehören. Das ist gar nicht so unrealistisch, denn der Boom der regenerativen Energien gibt neben Solartechnik und Geothermie auch der Windkraft einen Schub.

Und inzwischen werden bereits Klein- und Kleinst-Windkraftanlagen angeboten, die in Gärten oder auf Dächer passen. Bei der Stadt denkt man schon über eine mehrere Meter hohe Pilotanlage nach. "Wir sind dazu in Gesprächen mit unserem Versorger", erläuterte Heiko Bechert, Fachbereichsleiter Sicherheit und Umwelt.

Wie auf der Sitzung des Bauausschusses bekannt wurde, haben Vertreter eines Herstellers von Klein-Windkraftanlagen Verwaltung und Politik bei einem nichtöffentlichen Treffen Produkte und Konzept vorgestellt — was ein durchaus positives Echo gefunden haben soll.

Die Mini-Anlagen verschiedener Hersteller haben Leistungen zwischen einem und 100 Kilowatt pro Stunde. Die Größen reichen von knapp zwei bis zu 50 Metern. Der Strom, den die Winzlinge erzeugen, kann beispielsweise zum Heizen genutzt werden.

Die FDP brachte in einem Antrag die Firma Neuhäuser aus Lünen ins Gespräch. Diese stellt Anlagen mit 1,4 bis 16 Meter Nabenhöhe her, deren Rotoren sich nicht wie klassische Windräder vertikal, sondern horizontal (also um den Stützmast herum) drehen. Nach Angaben von Neuhäuser sind diese Windräder "um sechs Prozent effizienter als herkömmliche, horizontale Anlagen".

Bürger mit Interesse an Windrädern auf dem eigenen Dach oder Grundstück müssen sich allerdings genau über die nötige Genehmigung informieren. Mini-Anlagen, die lediglich Strom zur Selbstversorgung produzieren, werden sozusagen als "Teil des Hauses" gesehen, "ähnlich wie ein Wetterhahn", so Planungsdezernent Dr. Just Gérard. Sie sind in der Genehmigung unproblematisch.

Bei größeren Rotoren, die auch bis zu 50 Prozent Strom ins Netz einspeisen können, stelle sich bei hohen Umdrehungszahlen die "Lärmfrage". Auch müssten solche Windräder natürlich heftigen Stürmen standhalten können.

In der Politik ist das Interesse an Windkraft groß. SPD-Ratsfrau Heidemarie Niegeloh warnte allerdings davor, dass die Stadt einem Anbieter eine herausragende Marktposition einräumen könnte.

Auch im einzigen Windpark der Stadt tut sich etwas. Die drei großen Windräder am Rand von Osterath liefern nach Angaben der Stadt 60 Prozent der in Meerbusch produzierten regenerativen Energie — und es soll noch mehr werden. Wie Dr. Gérard im Bauausschuss bekannt gab, will ein privater Investor den Windpark um zwei weitere Windräder erweitern.

Die Anträge "liegen im Rahmen der rechtlichen Gegebenheiten". Danach wäre der Park "voll". Sollten Investoren darüberhinaus Windräder planen, müsste die Politik die Fläche erweitern oder eine neue ausweisen.

(RP)
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