Mauritius Die Perle im Ozean

Düsseldorf · Auf dem Markt von Port Louis gibt es gegen jedes Leiden das passende Kraut. Die größte Auswahl hat Jay Mootoosamy vor seinem Stand aufgebaut. Nahezu jeder Quadratzentimeter ist mit Tiegeln, Fläschchen und getrockneten Pflanzen vollgepackt. Seit gut 50 Jahren verkauft die Familie Kräuter und Tees auf dem Zentralmarkt der mauritischen Hauptstadt. Gegen Arthritis, Rheuma oder zu hohen Cholesterinspiegel. Plakate verraten die Wirkung der einzelnen Kräuter gegen alle möglichen Gebrechen. "Die Deutschen kaufen häufig Diättees", verrät Mootoosamy. Er spricht fließend Deutsch, was auch ein Schild vor seinem Stand verkündet: "Man spricht Deutsch."

 Die Perle im Ozean

Die Perle im Ozean

Foto: Maritim Mauritius

Der kleine Laden "Herbal N. Mootoosamy" ist bis weit über die Grenzen von Port Louis hinaus bekannt. Zwischen Obst- und Gemüseverkäufern, Kunst- und Handwerksständen gelegen, verkauft die Familie seit Jahrzehnten ihre Ware. Jay Mootoosamy weiß alles über Kräuter — das hat seinen Stand bekanntgemacht. Seit vier Generationen wird das Wissen weiter gegeben. Jays Urgroßvater kam einst aus Tamil Nadu, einem Bundesstaat im südlichen Indien, nach Mauritius.

Andere Einwohner der bezaubernden Insel stammen aus Afrika, Asien oder Europa. Jean-Claude Antoine, einer der bekanntesten Journalisten des Landes, schrieb: "Der Mauritier denkt Französisch, schreibt Englisch, und spricht Kreol, eine Sprache, die auf dem Französischen basiert und mit englischen, indischen, arabischen, chinesischen und afrikanischen Ausdrücken gespickt ist."

So verschieden die Menschen, so verschieden sind auch die Vorlieben, sei es nun in der Küche, der Musik oder der Religion. Die mauritische Kultur basiert auf Traditionen aus Asien, Afrika, Indien und Europa. Der traditionelle indische Tanz wird ebenso gepflegt wie klassisches Ballett oder die chinesische Oper. Zusätzlich hat sich eine eigene mauritische Kultur entwickelt. Dazu gehört vor allem die Séga. Heute gibt es das Musik- und Tanzereignis, das noch vor 50 Jahren als primitiver Lärm der Unterschicht-Bevölkerung abgetan wurde, überall zu sehen. Ebenso bekommt man auf die Frage, was eigentlich die mauritische Spezialität sei, noch beim zehnten Mal eine andere Antwort: Curry, Gemüse, chinesische Nudeln oder indische Samoussas.

All das macht die 65 Kilometer lange und 47 Kilometer breite Insel mit traumhaften Stränden zu einem Melting Pot der Kulturen. Auf der Insel leben Hindus, Christen, Moslems und Buddhisten in einem friedlichen Miteinander, das man heutzutage nur noch selten kennt. Von den rund 1,2 Millionen Einwohnern sind über die Hälfte Hindus, ein Viertel ist katholischen Glaubens. Außerdem gibt es Muslime, Protestanten, Buddhisten.

Während vielerorts Glaubenskriege herrschen, zeigt Mauritius, dass es auch anders funktioniert. Direkt neben der Moschee steht eine katholische Kirche. Eine friedliche Koexistenz. Kleine Marienstatuen zieren in den Berg gehauene Altäre unweit der größten hinduistischen Pilgerstätte außerhalb Indiens. Das Grand Bassin, von Hindus auch Ganga Talao ("See des Ganges") genannt, liegt in der Nähe des Black River Gorges National Parks im Inselsüden. Rund um den Kratersee befinden sich Tempel, Opferschreine und bunte Götterstatuen. Auch Andersgläubige und Touristen sind in den Tempelanlagen willkommen.

20 Kilometer weiter nördlich, in Quatre Bornes, leben die Mootoosamys auf einer Hochebene im Zentrum der Insel. In einer Garage trocknet die Familie ihre vielen Kräuter, Zweige und Samen, erzählt Jay Mootoosamy. Es ist eine Wissenschaft für sich, jedem Wirkstoff, die richtige Zeit zum Reifen zu gönnen, sagt er. Man glaubt ihm, wenn er sagt, der Verkauf seiner Kräutertees sei nicht bloß ein Beruf, sondern Berufung. "Was mich wirklich stolz macht, sind die vielen Briefe aus Europa und Amerika", sagt Mootoosamy und reicht zum Beweis eine vollgepackte Mappe mit Briefumschlägen und Visitenkarten über seinen Tresen. "Die meisten Touristen haben unsere Kräuterapotheke rein zufällig entdeckt. Manche bestellen jetzt noch immer — auch nach Übersee."

INFO:

Anreise Air Mauritius fliegt im Winter die Insel zweimal wöchentlich an. Freitags gehen Flieger von und nach Frankfurt, mittwochs von und nach München. Der Hin- und Rückflug kostet in der Economy-Class ab etwa 800 Euro, je nach Reisezeit. Plätze in der Business-Class kosten im Winter mindesten 2500 Euro hin und zurück. Die Flugzeit beträgt ohne Zwischenstopp elfeinhalb Stunden.

Reisezeit Das Klima auf Mauritius ist das ganze Jahr über angenehm warm. Während der Wintermonate (Juni bis September) beträgt die Tagestemperatur im Durchschnitt 24 Grad. Nachts kann es auch mal kühler werden, so dass man eine Strickjacke im Gepäck haben sollte. Im Sommer (Dezember bis Februar) steigt das Thermometer häufig über die 30-Grad-Marke.

Wetter Der Norden der Insel gilt als relativ regenarm, der Süden hingegen eher als feucht. Auch die Berge auf Mauritius haben Einfluss auf den Niederschlag. Sie stauen den Regen auf der einen Seite auf, während sie die andere Seite schützen.

Hochzeit Wer auf Mauritius heiraten möchte, muss mindestens sieben Nächte auf der Insel verbringen. Die Formalitäten halten sich in Grenzen. Heiratswillige benötigen einen gültigen Reisepass und ihre Geburtsurkunde.

Sehenswürdigkeiten In der Hauptstadt der Insel, Port Louis, gibt es viele Sehenswürdigkeiten. Darunter auch das "Blue Penny Museum" in dem Briefmarkenliebhaber die weltberühmte Blaue Mauritius im Original bewundern können. Einen Besuch wert sind der Central Market, das "Natural History Museum", China Town und der botanische Garten "Pamplemousses" nördlich der Hauptstadt.

Hotel Im Maradiva Resort und Spa kostet eine der 60 Villen für zwei Personen in der günstigsten Kategorie 850 Euro pro Nacht, das Frühstück ist inklusive. Spezielle Angebote gibt es für Flitterwochen und Hochzeiten

(RP/chk/sgo/csi)
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