Wegen überfluteter Kläranlagen Hochwasser könnte Badeseen verschmutzen

Berlin · Trotz sommerlichen Wetters dürfte der Badespaß an vielen Seen in Deutschland erstmal ausfallen. Denn das Rekordhochwasser könnte auch noch Folgen haben, wenn die Pegelstände längst wieder gesunken sind.

Badeseen in NRW haben die beste Wasserqualität
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Badeseen in NRW haben die beste Wasserqualität

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Das Rekordhochwasser in Deutschland könnte auch die Wasserqualität in den Badeseen in diesem Sommer beeinträchtigen. Unbehandeltes Schmutzwasser aus Kanälen könnte an die Oberfläche gelangen, wie Markus Venohr vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin sagte. Auch aus überfluteten Kläranlagen könnte unbehandeltes Abwasser mit Keimen in die Gewässer geraten. Baden in den verunreinigten Gewässern kann zu Magen-Darm-Erkrankungen oder Wundinfektionen an offenen Stellen führen.

Erste Warnungen

In einigen vom Hochwasser betroffenen Gebieten rieten die zuständigen Behörden bereits vom Baden ab. So warnte das Landratsamt im bayerischen Dillingen a.d. Donau vor dem Baden in vom Hochwasser betroffenen Badeseen wegen zu hoher Keimbelastung. Es sei von erheblichen Verschmutzungen durch das Ablaufwasser der Donau auszugehen, teilte das Landratsamt mit. Es dauere in der Regel vier bis sechs Wochen, bis die Keimbelastung wieder gesunken sei.

Öl, Chemie und Co.

Außer Keimen drohen allerdings noch andere Belastungen. Es sei möglich, dass aus Heizungsanlagen in Kellern oder Industrieanlagen Öl und andere Stoffe ins Wasser geraten sind. "Man konnte bei diesem Hochwasser auf Luftbildern Schlierenbildung auf Wasseroberflächen sehen", sagte Venohr. Andererseits nehme aber auch die Wassermenge enorm zu, so dass es einen Verdünnungseffekt gebe.

In Flüssen wie der Elbe braucht das Wasser nach Schätzungen von Venohr von der deutsch-tschechischen Grenze bis nach Hamburg etwa eine Woche, bei Hochwasser sind es vier bis fünf Tage. "Etwa nach einer Woche ist alles weg." Bei Seen, die mit brauner Schmutzbrühe in Berührung kamen, sei die Aufenthaltszeit von Stoffen im Wasser jedoch länger.

Bericht der Umweltagentur

Im Mai stellten die EU-Kommission und die Europäische Umweltagentur in ihrem Bericht den Binnengewässern in Deutschland eine gutes Zeugnis aus, die Qualität des Wassers war im Testjahr 2012 an fast neun von zehn Stellen sehr gut. Das könnte sich nach dem Hochwasser an vielen Stellen erstmal ändern. Nach Angaben eines Experten des Bundesumweltministeriums überprüfen die Gesundheitsbehörden der Länder regelmäßig die Seen. "Wenn da irgendwelche Grenzwerte überschritten werden, werden die dicht gemacht."

(dpa)
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