Amerikaner zu Tränen gerührt Gelähmter Fairall kehrt an Unglücksstätte zurück

Vor einem Jahr stürzte Skispringer Nicholas Fairall in Bischofshofen schwer, seither ist der Amerikaner auf den Rollstuhl angewiesen. Nun kehrte er nach Österreich zurück.

 Nicholas Fairall ist nach einem schweren Sturz auf den Rollstuhl angewiesen.

Nicholas Fairall ist nach einem schweren Sturz auf den Rollstuhl angewiesen.

Foto: ap

Zehn Minuten lang blieb Nicholas Fairall tapfer, dann hielt der gelähmte Skispringer seine Tränen nicht mehr zurück. "Ich bin so unendlich dankbar. Mir haben so viele Menschen geholfen, die ich nicht einmal kenne", sagte der Amerikaner, als er an die Stelle seines verhängnisvollen Sturzes zurückkehrte. Dann brach die Stimme des 26-Jährigen, seine Augen wurden feucht.

Auf den Tag genau ein Jahr zuvor war Fairall bei der Vierschanzentournee in Bischofshofen gestürzt, seither ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Ob Fairall jemals wieder richtig gehen kann, ist unklar. Der zweimalige US-Meister ist dennoch Optimist. "Ich spüre meine Beine wieder und kann sie bewegen. Das ist ein großartiges Zeichen", sagte er und fügte an: "Mein Traum ist es, irgendwann wieder skispringen zu können. Für dieses Ziel arbeite ich hart."

Zum Verhängnis wurde Fairall am 5. Januar 2015 eine Unaufmerksamkeit nach der Landung. Schon in der Probe war er gestürzt, kurz darauf verlor er auch in der Qualifikation das Gleichgewicht, krachte kopfüber in den Neuschnee. "Als ich auf den Boden knallte, wusste ich, dass ich mir richtig weh getan habe", sagte Fairall.

Was zunächst dennoch wie ein "normaler" Sturz aussah, nahm noch am Abend eine böse Entwicklung. "Irgendwann habe ich die Ärzte gebeten, mir meine Skischuhe auszuziehen, die fügten mir solche Schmerzen zu. Die Ärzte sagten mir, dass ich gar keine Schuhe mehr anhabe. Da wusste ich, dass etwas nicht stimmt", sagte Fairall. Die erschütternde Diagnose: Rippenbrüche, Nieren- und Lungenverletzungen sowie Bruch eines Lendenwirbels.

Fairall wurde einen Monat lang in Österreich behandelt, flog erst danach in die Heimat. Während der teuren Reha erfuhr Fairall eine ungeheure Solidarität aus der Skisprung-Welt. Das deutsche Team spendete in Zakopane sein Preisgeld in Höhe von fast 30.000 Euro. "Nick kann das gut gebrauchen. Dem Kerl geht es wirklich nicht gut", sagte Michael Neumayer damals. Der polnische Olympiasieger Wojciech Fortuna verkaufte sogar eine Goldmedaille von 1972 für rund 45.000 Euro, die Hälfte erhielt Fairall.

Seither kämpft er um ein Stück Normalität. Im Juli veröffentlichte er ein Video, auf dem er an Krücken erste Gehversuche unternimmt. "Alles beginnt mit dem ersten Schritt", schrieb er damals. Zuletzt kehrte er auch in den Schnee zurück. Auf einem Monoski bretterte er sitzend die Pisten hinunter, landete in einem Strauch, fuhr weiter, stellte das Video ins Internet: "Das war großartig."

Fairall will jetzt ein Buch über seine Geschichte schreiben. Und irgendwann wieder auf einer Schanze stehen. "Ich springe Ski, seit ich sechs Jahre alt bin. Das Gefühl des Fliegens ist so großartig. Ich will in diesen Sport zurück", sagte er am Ende seiner Pressekonferenz, die Stimme längst wieder so fest wie zu Beginn: "Ich will wieder springen."

(old/sid)
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