Austin Armstrong bot Behörde fünf Millionen Dollar

Austin · Angeblich wollte der ehemalige Radprofi viel höheren Schadenersatzforderungen zuvorkommen. Das US-Justizministerium prüft, ob es den Texaner verklagt.

Lance Armstrong hat den US-Behörden einem Bericht zufolge die Rückzahlung von mehr als fünf Millionen Dollar angeboten, um noch wesentlich größeren Schadensersatzforderungen vorzubeugen. Wie der TV-Sender CBS berichtete, habe der wegen Dopings verurteilte und mittlerweile offenbar geständige Ex-Radprofi dem Justizministerium auch seine Kooperation als Zeuge angeboten. Allerdings habe das Ministerium laut CBS beide Angebote als "unangemessen" ausgeschlagen.

Die Bundesbehörde prüft, ob sie sich einem offenbar von Armstrongs Ex-Teamkollegen Floyd Landis initiierten Verfahren anschließt. Dieser hatte einem Medienbericht zufolge Ende 2010 eine Klage eingereicht, in der Armstrong (dpa-Foto vom Juli 2010) der Missbrauch von Steuergeldern für Dopingzwecke vorgeworfen wurde. Die Postbehörde US Postal hatte das Team des mittlerweile lebenslang gesperrten Texaners bis 2004 dem Vernehmen nach mit mehr als 30 Millionen Dollar gesponsert und will nun Teile davon zurück.

Richard Pound droht unterdessen dem gesamten Radsport. "Wir könnten beispielsweise sagen: 'Schaut, ihr habt offensichtlich ein Problem. Warum geben wir euch nicht vier oder acht Jahre, um es zu lösen?", sagt das kanadische Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) angesichts des mutmaßlichen Doping-Geständnisses, das der ehemalige Radprofi Lance Armstrong, inzwischen 41 Jahre alt, in einer US-Talkshow abgelegt haben soll, "und wenn ihr denkt, dass ihr wieder bereit seid, werden wir sehen, ob es eine gute Idee ist, euch zurück ins Programm zu nehmen."

Richard Pound droht damit dem kompletten Radsport – Straße, Bahn, Mountainbike, BMX – mit dem Ausschluss von den Olympischen Spielen. Es wäre die Höchststrafe für eine Sportart.

Undenkbar ist diese Konsequenz aus dem jahrelangen Betrug, den Armstrong an Konkurrenten und Publikum betrieb, nicht. Realistisch wird sie aber erst, wenn sich klipp und klare herausstellte, dass die Spitze der Internationalen Radsport-Union (UCI) in Person von Präsident Pat McQuaid und dessen Vorgänger Hein Verbruggen den Texander gedeckt hat.

Sollte Pound, der jahrelang an der Spitze der Internationalen Antidoping-Agentur (Wada) stand, Unterstützung bekommen, stellte sich die Frage nach der Gleichbehandlung von Sportarten. Gerade Leichtathletik und Schwimmen, die olympischen Kernsportarten, müssten mit dem gleichen Maß gemessen werden wie der Radsport. Bei den Spielen würde es ziemlich einsam, wenn alle Sportarten, in denen viele Athleten den Erfolg mit betrügerischen Mitteln suchen, ausgeschlossen würden.

Der frühere UCI-Chef Hein Verbruggen hat indes Vorwürfe im Zusammenhang mit der Dopingaffäre Armstrong scharf zurückgewiesen. "Es gab nie Korruption, Armstrong hat nie jemanden innerhalb der UCI bezahlt. Alle Bücher werden das beweisen", sagte Verbruggen in einem bereits im Dezember geführten Interview in der neuesten Ausgabe der niederländischen Fachzeitschrift "De Muur". Alle Vorwürfe seien haltlos. "Ich stehe weit über diesem Geschwätz, auch wenn das alles sehr negativ für mich ist."

Verbruggen war von 1991 bis 2005 während der großen Triumphe Armstrongs Chef der UCI. Dem jetzigen UCI-Ehrenvorsitzenden war mehrfach vorgeworfen worden, Lance Armstrong gedeckt zu haben und dafür bezahlt worden zu sein. "Armstrong ist nie, aber auch nie, positiv bei uns getestet worden", betonte Verbruggen.

Nach Bestätigung des aktuellen UCI-Chefs Pat McQuaid hatte Armstrong dem Verband 125 000 Dollar "gespendet". Verbruggen sprach in dem Interview von "100 000 Dollar". Das Geld sei "nicht in den Taschen von irgend jemandem" verschwunden.

(RP)
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