Neuer Stamm-Verteidiger Johannes Huß tritt in große Fußstapfen

Düsseldorf · Der 19 Jahre alte Eishockey-Verteidiger, der aus Bad Tölz stammt, hat sich einen Platz in der Mannschaft erkämpft. Anfang Dezember wird er der DEG fehlen, weil er für die Nationalmannschaft bei der U20-Weltmeisterschaft spielt.

 Johannes Huß gehört derzeit zum DEG-Stammpersonal.

Johannes Huß gehört derzeit zum DEG-Stammpersonal.

Foto: Birgit Häfner

Bad Tölz war in den zurückliegenden Jahrzehnten ein Ort, der die Düsseldorfer Eishockey-Geschichte maßgeblich mitgestaltet hat. Die Bayern waren 1962 und 1966 deutscher Meister und in jenen Jahren der große Rivale der DEG. Die Düsseldorfer taten exakt das, was den Fußballern von Bayern München später oft vorgeworfen wurde: Sie holten die besten Spieler dort weg. So kamen Otto Schneitberger, der zum Idol in der Landeshauptstadt aufstieg, Sepp Reif und Hans Rampf damals an die Brehmstraße und hatten großen Anteil am ersten Titelgewinn der Rot-Gelben 1967. Aber auch der Meistertrainer Hans Zach, Andreas Niederberger, Axel Kammerer oder Andreas Brockmann stammten aus Bad Tölz.

Und noch immer sorgen Spieler aus der 18.500 Einwohner zählenden Kurstadt südlich von München in Düsseldorf für Furore. Zwar sind Mathias und Leon Niederberger sowie Mathias Kammerer in Düsseldorf geboren, doch haben sie ihre Wurzeln eben in Bad Tölz. Johannes Huß ist dort geboren und nun ebenfalls in Düsseldorf gelandet, sehr zur Freude von Kammerer. "Es war ein kalter Tag auf einem zugefrorenen See bei Bad Tölz", erinnert sich dieser. "Da war ich höchsten fünf. Dort habe ich diesen Knirps kennengelernt. Wir haben den ganzen Tag rumgetollt und Eishockey gespielt. Abends sind wir dann zu seinen Eltern und haben uns bei einem warmen Tee aufgewärmt. Seit diesem Tag sind wir beste Freunde - bis heute."

Maximilian Kammerer gehört schon seit zwei Jahren dem DEG-Kader an und wurde nach einer beeindruckenden Leistung in der vergangenen Saison im März von der Deutschen Eishockey Liga als "Rookie des Jahres" ausgezeichnet. Johannes Huß hat sich in den vergangenen Wochen einen Stammplatz in der Verteidigung mit Ansage erarbeitet. "Es wird der Moment kommen, da ich mir einen Platz in der Mannschaft erkämpfe", hatte er vor der Saison gesagt. "Das ist mein Traum, für den arbeite ich hart."

Beim 3:2-Sieg gegen Straubing war er entscheidend am dritten Treffer beteiligt, als sein Schuss von Jeremy Welsh abgefälscht wurde. "So wie Jeremy reagiert hat, wusste ich, dass er noch dran war", sagte Huß. Dass der Kanadier ihm möglicherweise sein erstes DEL-Tor geklaut hat, ärgert ihn zwar nicht, aber er sagt gleichermaßen realistisch wie deutlich: "Natürlich steht der Sieg im Vordergrund, aber Punkte sind für einen selber auch wichtig, weil es am Ende ums Geld geht."

Endlich traut sich einer zu sagen, wie es wirklich ist. Vielleicht hat er diese Einstellung auch bei Red Bull Salzburg verinnerlicht, wo er nach seiner Zeit in Bad Tölz weitergebildet wurde. Ein Schritt, der für seine Entwicklung überaus wichtig war. "Wir haben überall gespielt: in Kanada, USA, Schweden, Finnland, Russland, oft in der Schweiz."

Aber auch Johannes Huß ist nicht direkt aus dem Juniorenbereich in die DEL gewechselt, sondern hat den Weg über die Oberliga und zweite Liga genommen, über Bad Tölz und Bad Nauheim. "Es ist ein Glück, dass es so gelaufen ist. Ich bin zwar mit meiner Leistung zufrieden, muss mich aber noch in einigen Punkten steigern - körperlich zulegen und härter in die Zweikämpfe gehen."

Huß hat die Chance genutzt, die sich aufgrund der Verletzungsmisere in der Abwehr mit Alexandre Picard, Tim Conboy, Marco Nowak und jetzt auch noch Henry Haase, der gegen Straubing einen Syndesmoseriss erlitt und sofort von Mannschaftsarzt Alois Teuber versorgt wurde, bot. Das Quartett ist heute (19.30 Uhr) in Berlin ebenso wenig dabei wie Sonntag (19 Uhr) im Derby gegen die Kölner Haie.

Ausgerechnet in dieser schwierigen Phase wird auch Huß der DEG demnächst fehlen, denn am 10. Dezember bestreitet er mit Deutschlands U20 in der Division I das erste Spiel der Junioren-Weltmeisterschaft in Frankreich, wo das Team um den Aufstieg in die Top-Division kämpfen wird. "Natürlich ist das auch schade, aber wenn ich zurück bin, gebe ich wieder Gas", verspricht Huß.

(ths)
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