DEL-Finale Mausgraue Wölfe gegen neureiche Bullen

Düsseldorf · Im Kampf um die deutsche Eishockey-Krone will Wolfsburg gegen München Revanche für die glatte 0:4-Finalniederlage im Vorjahr.

 Szene aus der Hauptrunde: Münchens Torwart Danny aus den Birken (rechts) verteidigt gegen Wolfsburgs Kristopher Foucault.

Szene aus der Hauptrunde: Münchens Torwart Danny aus den Birken (rechts) verteidigt gegen Wolfsburgs Kristopher Foucault.

Foto: dpa

Das hat es in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga, die 1994 gegründet wurde, noch nicht gegeben: In der Finalserie best of seven (vier Siege) stehen sich die beiden Endspielgegner des Vorjahres gegenüber: München und Wolfsburg. Vor einem Jahr setzte sich das Star-Ensemble von Red Bull glatt München in nur vier Spielen durch und gewann bei seiner ersten Finalteilnahme gleich den Titel.

Die Wolfsburger stehen zum dritten Mal im Endspiel und haben in der Runde noch kein einziges Spiel gewonnen. 2011 verloren sie die Endspielserie, die damals noch als best of five ausgetragen wurde, ebenfalls glatt mit 0:3.

Aber es ist nicht nur das alte Sprichwort "Aller guten Dinge sind drei", das den Grizzlys Mut macht. Die Wolfsburger, die als mausgrau verschrieen sind, gehören die Sympathien aus einem einfachen Grund: Sie sind so etwas wie der Gegenentwurf zum Liga-Krösus Red Bull München, leisten mit einem mittleren Etat in der Liga seit Jahren vorzügliche Arbeit und sind deshalb einfach mal dran.

Die Niedersachsen standen zum neunten Mal in Folge im Viertelfinale — eine kontinuierliche Leistung, die kein anderer Klub der Liga vorweisen kann und das Verdienst der sportlichen Führung mit Trainer Pavel Gross und Manager Charly Fliegauf ist. Gross arbeitet seit 2008 für den Verein — zunächst als Co-, seit 2010 als Cheftrainer, Fliegauf seit 2007. Die beiden sind natürlich längst ein eingespieltes Team. Der Coach gilt als nüchterner Analytiker und Taktiker, der größten Wert auf Disziplin und Fitness legt. Fliegauf besorgt die entsprechenden Spieler. "Seine Arbeit kann nicht hoch genug eingeschätzt werden", sagt Gross.

Das verdeutlicht das Preis-Leistungs-Verhältnis. Wirtschaftlich ist der Klub im Mittelfeld der Liga angesiedelt, der Etat liegt mehr als 30 Prozent unter dem von München, Köln und Mannheim, leicht unter dem der Düsseldorfer EG und leicht über dem der Krefeld Pinguine. Doch Fliegauf gelingt es mit begrenzten finanziellen Mitteln immer wieder, einen Kader zusammenzustellen, aus dem Gross ein Team formt.

Mit Blick auf den Finalgegner München sagt Fliegauf: "Wir kämpfen mit ungleichen Waffen." Für Trainer Gross ist das aber natürlich kein Grund, die weiße Fahne zu hissen. "Wir werden die Erfahrungen aus dem Vorjahr mitnehmen", sagt der Coach. "Aber wir fahren nach München, um zu überraschen."

Wenn Schlussmann Felix Brückmann seine hervorragende Form konservieren kann, ist solch eine Überraschung vielleicht sogar möglich. Doch der Nationaltorhüter denkt nicht an den Titelgewinn, sondern nur an das erste Spiel am Sonntag (16.45 Uhr/live in Sport1): "Wolfsburg hat bislang noch kein Spiel in einem Finale gewonnen. Vielleicht sollte das unser erstes Ziel sein." Sollte das gelingen, wird sich der ehrgeizige Torwart sicherlich unmittelbar nach der Schlusssirene weitere stecken.

Red Bull München ist Favorit — weil sie Titelverteidiger sind, im Vorjahr auch gewonnen haben, die teuerste Mannschaft haben, in Meistermacher Don Jackson ebenfalls einen exzellenten Trainer haben, der vor München schon die Eisbären Berlin fünf Mal zur Meisterschaft führte, und weil sie die Hauptrunde als Erster abgeschlossen haben.

Letzteres ist aber das schwächste Argument, denn nur in 15 von 36 Fällen wurde die erstplatzierte Mannschaft der Hauptrunde auch Deutscher Meister. Das beeindruckt die Bayern nicht, ebenso wenig wie die Leistung des Tabellenfünften Wolfsburg. "Wir wissen, was wir zu tun haben, und konzentrieren uns nur darauf", sagt Münchens Stürmer Steve Pinizzotto. "Das haben wir immer so gemacht, und das werden wir auch weiterhin so tun."

Die Wolfsburger werden ebenfalls die Strategie von Trainer Pavel Gross beibehalten und versuchen, die besser besetzte Mannschaft von Red Bull mit Hilfe von läuferischer Qualität, Disziplin und Defensivstärke mürbe zu machen. Gelingt das, kann der Traum der Fans von der ersten Meisterschaft wahr werden. "Vergoldet unsere 10. DEL-Saison mit dem Titel", hatten sie auf ein Transparent geschrieben.

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