Satzungsänderung abgelehnt Mitgliederversammlung in Köln dauert bis tief in die Nacht

Köln · Bei einer emotionalen Mitgliederversammlung verkündet der 1. FC Köln Rekordzahlen. Der Antrag einer Mitglieder-Initiative auf Satzungsänderung wird abgelehnt. Erst um 1.18 Uhr morgens fällt der Vorhang.

Vize-Präsident Toni Schumacher und die zwei Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle.

Vize-Präsident Toni Schumacher und die zwei Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle.

Foto: dpa, mb fdt

Die Mitglieder des Bundesligisten 1. FC Köln haben einen Antrag zur Änderung ihrer Satzung am frühen Dienstagmorgen nach langer Diskussion abgelehnt. Das Abstimmungsergebnis wurde erst um 1:18 Uhr bekanntgegeben.

Die Initiative "100FC - Dein Verein" hatte den Antrag eingebracht, dass der Verkauf von Anteilen der ausgegliederten Kapitalgesellschaft in Zukunft nur nach Zustimmung der Mitglieder möglich sein soll.

Laut bisheriger Satzung kann der 1. FC Köln bis zu 24,9 Prozent der Anteile ohne Zustimmung seiner aktuell mehr als 100.000 Mitglieder verkaufen. Für eine Änderung der FC-Satzung ist eine Zweidrittelmehrheit nötig. Die lag bei 1577 Ja- und 3017 Nein-Stimmen nicht vor.

Die Antragssteller begründeten ihren Vorstoß vor allem mit zwei Einlassungen: Der Verkauf von Anteilen des Fußball-Klubs verändere den Charakter des Vereins und seiner Beteiligungsgesellschaften nachhaltig. Zudem sei ein Anteilsverkauf in der Regel unumkehrbar, so dass eine derartige Maßnahme von den vier höchsten Gremien mitgetragen werden solle. Das sind die Mitgliederversammlung, der Vorstand, der Mitgliederrat und der sogenannte Gemeinsame Ausschuss.

Fans feiern Mannschaft trotz sportlicher Krise

Bei der launigen und mitunter emotionalen Jahreshauptversammlung des 1. FC Köln hatten sich die Mitglieder und Mannschaft des Bundesliga-Schlusslichts zuvor demonstrativ als Einheit präsentiert. Ganz nach dem Motto der Klubhymne der Höhner: "Mer stonn zo dir, FC Kölle" - Wir stehen zu dir.

"Das wird den Jungs guttun, und es ist ein außergewöhnliches Zeichen der Wertschätzung, dass die Spieler hier sind, obwohl eine englische Woche ansteht", sagte Präsident Werner Spinner vor 6404 der nun 100.419 Vereinsmitglieder in der Kölner Lanxess Arena. Die Mannschaft von Trainer Peter Stöger war zu Beginn der Veranstaltung mit minutenlangem Applaus und Standing Ovations begrüßt worden. "Heute geht es nicht darum, die aktuelle sportliche Situation zu beurteilen. Ein Punkt, Platz 18 - das tut weh. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft die Kurve kriegt. Ich habe großes Vertrauen in alle, die hier sitzen."

Noch lauter wurde es, als Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle die rosigen wirtschaftlichen Zahlen der Vorsaison präsentierte. Sowohl der Umsatz von 129,2 Millionen Euro (Vorjahr 107) und der Gewinn nach Steuern in Höhe von 11,1 Millionen (6,4) sind Bestmarken in der langen Klubgeschichte des Bundesligisten.

"Wir haben diese Zahlen nicht durch Sparen erreicht, sondern wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten auch bewusst in die sportliche Wettbewerbsfähigkeit investiert", sagte Wehrle: "Hervorzuheben ist nach Jahren der Konsolidierung nun wieder ein stabiles Eigenkapital in Höhe von 20,2 Millionen Euro. Dank des hervorragenden Abschneidens mit Platz fünf haben wir die zu Saisonbeginn prognostizierten wirtschaftlichen Zahlen noch einmal übertroffen."

Hauptgrund für den wirtschaftlichen Aufschwung des FC ist wohl der Verkauf von Top-Stürmer Anthony Modeste, der den Klub im Sommer nach wochenlangem Hickhack für eine Rekordsumme von rund 35 Millionen Euro in Richtung China verlassen hatte. Auch bei den Zuschauereinnahmen und im Merchandising klingelte die Kasse des Klubs, der in dieser Saison erstmals seit 25 Jahren wieder international spielt und damit jetzt schon Millioneneinnahmen sicher hat. Wehrle rechnet mit einem Umsatz in Höhe von 160 Millionen Euro.

Stadionfrage offen

Ob diese Gelder in den seit Wochen diskutierten Ausbau oder den Kauf des RheinEnergie-Stadions in Köln-Müngersdorf fließen, ließ Spinner offen. Auch ein Neubau an einem anderen Standort spielt in den Gedanken der Klubführung durchaus eine Rolle, daraus machte Spinner keinen Hehl. "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, das möchte ich klarstellen", sagte der Klubboss.

Einige Mitglieder quittierten die Äußerungen mit lauten Pfiffen - andere applaudierten anerkennend. Spinner jedenfalls beschwor in seinen Schlussworten nochmals die Einheit zwischen Klubführung, Mannschaft und Mitgliedern: "Das große Ganze steht beim 1. FC Köln über Einzelinteressen. Lasst uns das gemeinsam praktizieren und beweisen, dass wir wirklich spürbar anders sind."

(areh/dpa/sid)
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