Borussia Mönchengladbach Stranzl ist wieder da

Mönchengladbach · Die Rückkehr des Routiniers gerät gegen Bremen zum hochemotionalen Moment. Der 35-Jährige ist zurück als Alternative im Kader, das ist die wichtigste Botschaft des Comebacks - für Stranzl selbst wie für Borussia.

Borussia Mönchengladbach: Martin Stranzl feiert Comeback mit "Humba"
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Stranzl gibt Comeback und stimmt die "Humba" an

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Foto: Dirk Päffgen

Es brauchte in diesem Moment keine Worte, um die Gemütslage von Martin Stranzl zu beschreiben. 35 Jahre ist er alt, und er hat sich in seinem Leben als professioneller Fußballspieler angewöhnt, seiner Mimik keine Auskunft zu erlauben über das, was innen drin abgeht. Nun aber, am späten Abend des 5. Februar 2016, war es Stranzl mindestens egal, dass seine Gefühle förmlich aus ihm herausströmten. Denn alle Welt sollte wissen: Ja, ich bin wieder da.

Sechs Minuten plus ein bisschen Nachspielzeit waren es, die Stranzl froh machten und ihm zeigten, dass sich die Schufterei in der Reha gelohnt hat. Das Spiel gegen Werder Bremen war längst entschieden. Und es ging auch gar nicht um irgendwelche sportlichen Dinge. Es ging nur darum, wieder auf dem Platz zu stehen. Schon die Minuten, in denen er draußen an der Seitenlinie stand, waren für ihn psychologisch wertvoll. Denn von dem Moment an, da er sich aufmachte in Richtung Ersatzbank, um sich einsatzfertig zu machen, riefen die Fans seinen Namen. Und so blieb es, bis er das Feld betrat. Und es ging weiter, wenn er den Ball berührte und als das Team nach dem Sieg den üblichen Gang zur Nordkurve antrat.

Normalerweise ist der Mann des Tages dran mit der Humba. Das war sicher der junge Däne Andreas Christensen, der seine ersten beiden Bundesliga-Tore erzielte. Doch Christensen ist ohnehin ein ruhiger Vertreter und war daher sicher auch nicht böse, dass die Fans Stranzl auf den Zaun baten. Der kletterte bereitwillig hinauf und ließ sich das Mikrofon reichen. "Das war ein Mega-Empfang durch die Zuschauer, ein super Gefühl", sagte Stranzl.

Martin Stranzl: U19-Co-Trainer bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Martin Stranzl

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Foto: Dieter Wiechmann

Ein Foto hat oben auf dem Zaun seinen Gesichtsausdruck im perfekten Moment eingefangen: Stranzl schaut total entspannt aus. Und total erleichtert. In den vergangenen Monaten hatte er oft nachdenklich und angespannt gewirkt. Es war eben die Angst da, dass es nichts mehr werden würde mit einer Rückkehr nach dem Bruch der Augenhöhle. "Es wäre gelogen, wenn ich ,Nein' sagen würde. Aber ich hatte eine tolle Unterstützung seitens der Familie und des Vereins", sagte er. Für den Moment war dann vergessen, wie bitter die Saison bislang gelaufen ist für Stranzl. Erst zog sich die Verletzung aus der vorigen Spielzeit lang und länger hin. Dann, just vor dem Hinspiel gegen den nächsten Gegner Hamburger SV, kam er zurück - und verletzte sich beim 0:3 gegen die Hanseaten schwer. Nun kam er zum ersten Einsatz unter André Schubert. Stranzl ist zurück - auch im Konkurrenzkampf. "Klar, ich gebe Gas und mache Druck", sagte er. Wohl wissend, dass er sich hinten anstellen muss. Christensen ist gesetzt, das hatte Schubert zuletzt angemerkt. Christensen hat den rechten Platz in der Innenverteidigung inne, den, der sonst Stranzl zugedacht war. Neben Christensen spielte zuletzt zweimal Stranzls Landsmann Martin Hinteregger. Ob es denkbar sei, dass die Borussen mal mit einem total österreichischen Duo im Zentrum spielen, wollte ein Journalist aus der Alpenrepublik wissen. "Über mögliche Kombinationen habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", sagte Schubert.

Am Freitag interessierten Fragen nach der Zukunft Stranzl ohnehin nicht. "Ich habe mich auch rangekämpft, um einen ordentlichen Abschied zu haben - wenn es denn einmal so weit ist. Schließlich will niemand mit so einer Verletzung aufhören. Jetzt bin ich mal reingekommen und ein bisschen dran. Alles Weitere wird man sehen", sagte er, als es um seinen auslaufenden Vertrag ging. Stranzl genoss ganz einfach den Moment, auf den er hingearbeitet hatte. Und er wollte ihn nicht verklären lassen durch Gedanken an die falschen Dinge. Es kommt halt, wie es kommt und wie es kommen soll. Stranzl wollte wiederkommen, das hat er geschafft. Er wird sich nun anbieten. Er geht es gewohnt ehrgeizig, aber auch gelassen an. Was für den Moment zählt: Er ist wieder da - das ist gut für das Team, für den Klub, vor allem aber für ihn.

(RP)
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