Borussia Mönchengladbach Neue Abwehrordnung, gleiche Stabilität

Mönchengladbach · Unter Trainer André Schubert gibt es neue Protagonisten in der Defensive. 0,81 Gegentore im Schnitt sind der Wert der Vorsaison.

 Der Trainer und sein Vorarbeiter in der Abwehr: André Schubert und Alvaro Dominguez.

Der Trainer und sein Vorarbeiter in der Abwehr: André Schubert und Alvaro Dominguez.

Foto: Imago

Es war im Trainingslager am Tegernsee, als Borussias Sportdirektor Martin Stranzl für nahezu unverzichtbar erklärte. Der Abwehrchef gehöre zu den Spielern im Gladbacher Kader, die besser nicht ausfallen sollten, sagte Eberl. Stranzl aber fehlte zu Saisonbeginn immer noch, und des Managers These schien sich zu bestätigen. Borussia verlor und kassierte extrem viele Gegentore. Stranzl wurde zum Heilsbringer stilisiert. Er kam dann auch zurück, gegen den Hamburger SV - und fiel mit einem Augenhöhlenbruch gleich wieder langfristig aus. Zwar hat der Routinier inzwischen wieder mit leichtem Individual-Training begonnen. Wann er aber wieder bereit ist, "das ist schwer absehbar", sagt André Schubert, Borussias Trainer.

Er hat zwar schon einige Gespräche mit dem Abwehrchef a. D. geführt und "kann auch auf seine Erfahrung zurückgreifen", doch Schubert ist in seiner Amtszeit auf dem Rasen bislang Stranzl-los. Der Coach musste also eine neue Abwehrordnung herstellen im Borussia-Land. Lucien Favre hatte zu Saisonbeginn keine geeignete Lösung gefunden - in sieben Pflichtspielen standen sechs verschiedene Defensivreihen auf dem Feld. Das sorgte nicht eben für Sicherheit. Zudem: Sonst so verlässliche Spieler wie Roel Brouwers machten ungewohnte Fehler, die auch gleich bestraft wurden. 16 Gegentore gab es in den ersten sieben Pflichtspielen (2,29 im Schnitt), die in der vergangenen Saison so sichere Defensive (0,81 Gegentore im Schnitt) war total in Unordnung geraten.

Dann ging Favre, Schubert kam - und mit ihm kam auch die alte Stabilität zurück. Neun Gegentore kassierte Borussia in den vergangenen elf Pflichtspielen. Das ist wieder ein Schnitt von 0,81 pro Spiel - eine, wie die Vorsaison zeigte, europareife Bilanz. "Man kann aber die Werte nicht vergleichen. Wir verteidigen weiter vorn als früher, darum sind es andere Situationen in der Defensive und somit verändert sich auch das Spiel", erklärt André Schubert. Natürlich ist es, wie zuvor bei Favre, ein gesamtmannschaftliches Zusammentun, wenn es kaum Gegentore gibt. Vorn sind die geschickten defensiven Laufwege von Raffael und Lars Stindl erste Hindernisse für das Aufbauspiel des Gegners, auf Außen arbeiten Fabian Johnson und auch Ibo Traoré brav und gewissenhaft nach hinten mit. Und im defensiven Mittelfeld hat Schubert mit Granit Xhaka und Mo Dahoud ein Duo beisammen, das eine optimale Defensiv-Offensiv-Balance hat. Gleichwohl steht die Bilanz insbesondere für eine gute Arbeit der Verteidiger.

Nebenbei hat sich Borussias Defensive von Martin Stranzl emanzipiert, weil der Boss fehlt (als Defensivkünstler und Anführer), hat sich eine neue Abwehrordnung gebildet. "Wenn ein Spieler nicht da ist, müssen eben andere übernehmen, es geht immer weiter", sagt Schubert. Er mag es nicht, alles auf einen Spieler abzustellen, lieber ist ihm verteilte Verantwortung. Alvaro Dominguez jedoch, der erfahrene Spanier, der zu Saisonbeginn auch fehlte wegen seiner Rückenprobleme, ist gleichwohl einer der Defensiv-Protagonisten. Er ist einer der zentralen Achsen-Spieler bei Schubert (zur Achse gehören zudem Granit Xhaka, Raffael und Lars Stindl). "Alvaro strahlt viel Ruhe aus, das macht ihn so wertvoll", sagt Schubert. Zwar leistet sich Dominguez, der nun zwei freie Tage hatte, um seinen Rücken zu schonen, ab und an mal einen Aussetzer, in der Summe aber ist er sehr verlässlich.

Borussia Mönchengladbach in der André-Schubert-Tabelle Dritter am Ende
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Die Schubert-Tabelle

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Das gilt auch für Andreas Christensen (19), mit dem Dominguez unter Schubert meist das Innenverteidiger-Paar bildet: In acht von elf Pflichtspielen war das so. "Andreas spielt sehr beeindruckend", sagt Schubert. Dominguez ist der gefühlte Abwehrchef, doch Christensen ist die große Konstante. Er machte alle elf Spiele mit, seit Schubert die Verantwortung hat. Zweimal spielte der Däne mit Tony Jantschke (beide Siege gegen Schalke) und einmal mit Havard Nordtveit (in Stuttgart). Brouwers und Marvin Schulz, auf den Favre in den ersten vier Pflichtspielen setzte, kamen bei Schubert in der defensiven Zentrale nicht zum Einsatz.

Dafür ist ein anderer auf dem Sprung: Nico Elvedi, der Schweizer. Wäre er in Berlin nicht krank gewesen, hätte er vielleicht schon da seine ersten Bundesliga-Minuten bekommen, so feierte der 18-Jährige gegen Ingolstadt sein Debüt. Schubert kennt Elvedi schon aus der U23. "Er kann innen und außen spielen, ist schnell und gut in der Offensivbewegung, er macht einen sehr guten Eindruck", sagt Schubert.

"Wir haben einige Optionen", fasst der Trainer zusammen. Wann und ob Martin Stranzl wieder eine davon ist, bleibt offen. Doch gelangte Borussia zu der Erkenntnis, dass sie auch ohne Stranzl stabil sein kann. Derweil kursieren Gerüchte, dass künftig ein anderer Martin aus Österreich in Gladbach verteidigen könnte: Hinteregger heißt dieser mit Nachnamen und spielte aktuell für Rad Bull Salzburg. Er soll Kontakte nach Gladbach haben. "Es ist ein heikles Thema und viel steht auf Messers Schneide. Ich muss gut überlegen, wie meine Zukunft aussehen soll", ließ er nun wissen.

(RP)
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