Borussia Mönchengladbach Nur ein halbes Novakovic-Revival gegen Köln

Mönchengladbach · Wenn der 1. FC Köln bei Borussia Mönchengladbach gewinnt, dann offenbar auf dramatische Weise. Am Samstag endeten nicht erst mit Marcel Risses Freistoßtor so einige Serien. So wie Jos Luhukay im Jahr 2008 wird es André Schubert aber nicht ergehen.

Stindl und Lehmann geraten nach Foul aneinander
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Stindl und Lehmann geraten nach Foul aneinander

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Foto: rtr, MDA

Die Enttäuschung multipliziert

Das Derby als Chance oder Gefahr? Und wenn beides, wie groß? Das waren vorab die Fragen. Schlüssig beantwortet werden kann aufgrund des Ergebnisses nur die Gefahrenfrage. Zweifellos ist die Tatsache, dass diese Niederlage gegen den 1. FC Köln passiert ist, ein Multiplikator der Enttäuschung und des Aufruhrs. Schließlich schoss der FC zum ersten Mal überhaupt seit April 2011 ein Tor im Borussia-Park. Er holte die ersten Punkte seit Oktober 2009 und den ersten Sieg sogar seit Oktober 2008. Natürlich führte kein Weg vorbei an den Namen Milivoje Novakovic und Jos Luhukay. Der eine bekam in Marcel Risse seinen Nachfolger, der ebenfalls das Siegtor per Freistoß erzielte. Der andere bleibt alleine als in Folge einer späten Derby-Niederlage entlassener Borussia-Trainer. Daran ließ Max Eberl, der kurz nach Luhukays Demission Sportdirektor wurde, gar keine Zweifel aufkommen.

Nur ein großer Vorwurf

11:2 Torschüsse in der ersten Halbzeit, aber nur ein 1:0 auf der Anzeigetafel. Dann der Bruch nach der Pause, 5:10 Torschüsse, warum? Nun ja, die Frage ist im Februar nicht so intensiv gestellt worden, weil Gladbach das Derby gegen Köln dank Mo Dahouds Tor trotzdem gewann. Am Samstag war der Verlauf ähnlich, aus Borussen-Sicht waren die Gesichter beider Halbzeiten allerdings nicht so gravierend anders als damals. Erst 10:3 Torschüsse, dann 10:8, glasklare Möglichkeiten hatte Köln weniger und Gladbach unterm Strich so viele mehr, dass der größte Vorwurf die Chancenverwertung betreffen muss. Die Zahlen haben natürlich immer noch symbolischen Wert, weil sie die Verhältnisse verdeutlichen. Fußball ist eben doch Mathematik, nur gibt es keine unwiderlegbaren Gesetze.

496 Minuten reichten dann auch

"Du kannst dich nur darauf konzentrieren, die Chancen weiter herauszuspielen. Mit jeder Torchance steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du triffst", sagte also André Schubert. Das Glück sei nicht zu erzwingen. "Immerhin haben wir heute mal wieder getroffen, hätten aber vielleicht ein zweites oder drittes nachlegen müssen." Am Ende hat Lars Stindls Tor nichts gebracht und war fatalerweise eine Vorlage für das Schicksal, das Borussia in der Nachspielzeit ereilte. Nach 496 Minuten hat Gladbach kurz vor der 500-Minuten-Marke wenigstens dieses Kapitel beendet. Bernd Krauss und die Borussia im Herbst 1996 behalten ihren Negativrekord.

Deutlich unter Wert geschlagen

Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 1,7:0,4
FSV Mainz 05 - SC Freiburg 1,5:2,6 (+ ein Elfmeter für Mainz)
SV Darmstadt - FC Ingolstadt 1,7:0,8
FC Augsburg - Hertha BSC 0,9:1,1
VfL Wolfsburg - Schalke 04 0,3:1,0
Borussia Dortmund - Bayern München 1,4:1,0

Zumindest wäre das zu erwarten gewesen, wenn alle Mannschaften ihre Chancen normal genutzt hätten. Ingolstadt bekam etwas mehr, als zu erwarten gewesen wäre, Köln deutlich mehr und nur Mainz noch mehr. Es ist wohl Borussias größtes Defizit, dass sie sich momentan nicht mit dem belohnt, was vertretbar wäre, ohne sich irgendwie dafür rechtfertigen zu müssen. Das wären einfach zwei Punkte mehr gegen Hamburg und drei mehr gegen Köln, dazu ein vorentscheidender Erfolg gegen Celtic in der Champions League. Nicht alles wäre gut, aber alles gut genug, um im Herbst 2016 nicht in einer Krise zu stecken.

Wiedersehen ohne Freude

Er dürfte es wohl in die eine oder andere "Elf des Tages" schaffen. Thomas Kessler ist so etwas wie der Christofer Heimeroth des 1. FC Köln und zeigte am Samstag eine bemerkenswerte Leistung. Mit sieben Paraden hielt er seine Mannschaft im Spiel. Damit bleibt Kesslers starke Gladbach-Bilanz bestehen. Das "Geissblog" hatte vorab drei Siege mit der Kölner U19 ausgegraben. In der Bundesliga hatte Kessler mit dem FC St. Pauli beide Spiele gegen Borussia gewonnen. Das war in der Saison 2010/2011, als ein weiterer heutiger Kölner im Mittelpunkt stand. Matthias Lehmann ging damals im Tete-a-Tete mit Igor de Camargo legendär theatralisch zu Boden. Den Vorwurf konnte man Mo Dahoud nicht machen, als Lehmann nun vor der Pause angerauscht kam und etwas Glück hatte, diesmal nicht selbst vom Platz zu fliegen.

(jaso)
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