Borussia Mönchengladbach Wenn der Ausgleich wie ein Sieg gefeiert wird

Mönchengladbach · Vor dreieinhalb Jahren wäre es fast so weit gewesen. 2:1 führte Borussia kurz vor Schluss im Liga-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, hatte dabei einen 0:1-Rückstand durch Marco Reus und Patrick Herrmann gedreht. Zudem hatte Leverkusens Gonzalo Castro die Rote Karte gesehen. Wenn nicht jetzt, wann sollte es dann zum Sieg reichen? Doch in der 87. Minute zog André Schürrle von der linken Außenbahn Richtung Strafraum und schlenzte den Ball über Marc-André ter Stegen hinweg in den Winkel des Gladbacher Tore – 2:2. Wieder einmal. "Wir hätten den Sieg verdient gehabt", sagte Reus, der einige Chancen vergeben hatte und in der Schlusssekunde nochmals an Bayers Torwart Bernd Leno gescheitert war.

Borussia - Bayer: Mann gegen Mann
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Vor dreieinhalb Jahren wäre es fast so weit gewesen. 2:1 führte Borussia kurz vor Schluss im Liga-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, hatte dabei einen 0:1-Rückstand durch Marco Reus und Patrick Herrmann gedreht. Zudem hatte Leverkusens Gonzalo Castro die Rote Karte gesehen. Wenn nicht jetzt, wann sollte es dann zum Sieg reichen? Doch in der 87. Minute zog André Schürrle von der linken Außenbahn Richtung Strafraum und schlenzte den Ball über Marc-André ter Stegen hinweg in den Winkel des Gladbacher Tore — 2:2. Wieder einmal. "Wir hätten den Sieg verdient gehabt", sagte Reus, der einige Chancen vergeben hatte und in der Schlusssekunde nochmals an Bayers Torwart Bernd Leno gescheitert war.

So nah wie an jenem 15. Oktober 2011 ist die Borussia einem Heimsieg gegen Leverkusen in den vergangenen 26 Jahren, seit dem letzten Erfolg auf eigenem Platz gegen Bayer, kaum einmal gekommen. Da sie die Chance damals nicht nutzte, besteht die schwärzeste Heimserie in der Bundesliga heute noch. 22 Heimspiele sind es mittlerweile, die Gladbach in Folge gegen den Rivalen vom Rhein nicht gewonnen hat. Dafür endeten gleich 16 dieser Duelle unentschieden. 16 Punkteteilungen, über die mal mehr, mal weniger gejubelt wurde. Das Glücksgefühl eines Sieges war den Gladbach-Fans dagegen nicht mehr beschieden. Dabei war Leverkusen vor 1989 ein gern gesehener Gast am Niederrhein.

Nach Bayers Aufstieg im Jahr 1979 gewann Borussia acht der ersten zehn Heimspiele und spielte zweimal unentschieden. Doch der vorerst letzte Sieg fiel in eine Zeit, in der sich die Kräfteverhältnisse zwischen den West-Klubs bereits verschoben. Borussia entwickelte sich von einem Anwärter auf die internationalen Plätze zu einer grauen Maus, die immer häufiger in Abstiegsnot geraten sollte — abgesehen vom Zwischenhoch unter Bernd Krauss Mitte der 1990er Jahre. Leverkusen hingegen strebte mit den Finanzspritzen des Bayer- Konzerns Richtung Liga-Spitze. Fortan war es für Borussia des öfteren durchaus ein Erfolg, daheim gegen Bayer nicht zu verlieren. Doch 22 Spiele in Folge ohne Sieg? Bis zum 30. Oktober 1998, bis zu jenem schmerzhaften 2:8 am Bökelberg, hatte Gladbach immerhin kein Heimspiel verloren, danach ging es auch daheim in einer gewissen Regelmäßigkeit leer aus. Sechs Niederlagen sind es mittlerweile. Doch wer sich die Spielverläufe der 16 Unentschieden anschaut, kommt zu dem Schluss, dass es durchaus auch noch ein paar Pleiten hätten mehr sein können.

1989: so sah die Welt beim letzten Heimsieg aus
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Zwei dieser 16 Spiele endeten 0:0, in den anderen 14 Partien musste eines der beiden Teams zum finalen Punktgewinn ausgleichen. Der Gast aus Leverkusen war dies nur in vier Fällen, zehnmal war Borussia unter Zugzwang. Alleine fünfmal glich sie erst kurz vor Schluss aus. So wie am 3. Mai 1997, als Martin Dahlin in der 90. Minute zum 2:2 einschoss und damit Christoph Daums Mannschaft einen herben Dämpfer im Meisterschaftskampf verpasste. Jenes 2:2 gehört auch zu den drei Spielen, in denen Gladbach einen Zwei-Tore-Rückstand aufholte. Am 7. Oktober 1994 machte Borussia nach dem Doppelpack eines gewissen Rudi Völler binnen zehn Minuten drei Tore — Dahlin (2) und Heiko Herrlich trafen — es reichte am Ende indes nur zu einem 3:3.

Die wohl denkwürdigste Punkteteilung war aber das 2:2 am 26. April 2003. Es war zugleich der empfindlichste Nackenschlag, den Bayer bei einem Ligaspiel in Gladbach kassierte. Beide Vereine trafen sich am 30. Spieltag jener Saison auf ungewohnter Augenhöhe — im Abstiegskampf. Bayers Startruppe war Tabellen-16., lag drei Punkte hinter Gladbach. Diese hätte sie aufgeholt, wäre es im strömenden Regen am Bökelberg beim 2:1 für Leverkusen geblieben. Doch dann verlängerte Arie van Lent in der 89. Minute einen weiten Abschlag per Kopf auf Morten Skoubo. Und der junge Däne, der bis dahin stets erfolglos im gegnerischen Strafraum gewerkelt hatte, überlupfte Torwart Jörg Butt zum Ausgleich. "Das geht ins Mark", sagte Leverkusens Manager Reiner Calmund, während Gladbach das 2:2 wie einen Sieg feierte.

An einen solch befreienden Jubel in Gladbach kommt auf Bayer-Seite wohl nur Schürrles 2:2 im Oktober 2011 halbwegs heran. Denn ansonsten stand der Gast nie am Rande einer Niederlage. Allerdings gibt es da ja noch den DFB-Pokal. Zweimal empfing Borussia seit 1989 Leverkusen im Cup-Wettbewerb, beide Male musste das Elfmeterschießen entscheiden. In der zweiten Runde der Saison 2010/11 siegte Gladbach 6:5, nachdem es zuvor in der Verlängerung zurückgelegen hatte. Im Halbfinale 1991/92 indes führte Borussia, noch in der 120. Minute stand es 2:1. Doch in letzter Sekunde sorgte Andreas Thom dafür, dass seitdem Uwe Kamps in schöner Regelmäßigkeit berichten darf, wie es ist, vier Elfmeter in Folge zu halten. Zwei Pokalspiele, zwei Siege — die aber mit der Einschränkung behaftet sind, dass sie in den Statistiken als Unentschieden geführt werden.

Twitter-Duell zwischen Gladbach und Leverkusen
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Foto: Screenshot Twitter

Einem richtigen Heimsieg eifert Borussia damit schon 24 Pflichtspiele nach. Nun gibt es die nächste Chance, die schwarze Serie zu beenden. Doch selbst wenn es wieder nicht gelänge: Angesichts der Ausgangslage wäre ein Unentschieden nicht das schlechteste Ergebnis — wie so oft zwischen Borussia und Bayer.

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