Barber Shop Frisör aus Kleinenbroich schneidet Borussen die Haare

Korschenbroich · Joseph Coenens Barber Shop soll eine Wohlfühloase für Männer sein. Auch Borussia-Profis wissen die Atmosphäre zu schätzen.

 Joseph Coenen betreibt seit eineinhalb Jahren einen Barber Shop in Kleinenbroich. Doch der zieht nicht nur Männer an - auch Frauen fänden Gefallen an dem besonderen Duft, der dort in der Luft liegt, sagt Coenen.

Joseph Coenen betreibt seit eineinhalb Jahren einen Barber Shop in Kleinenbroich. Doch der zieht nicht nur Männer an - auch Frauen fänden Gefallen an dem besonderen Duft, der dort in der Luft liegt, sagt Coenen.

Foto: Lothar Berns

Lars Stindl war da und hat kurz vor Weihnachten die Frisur in Form bringen lassen. Der 28-Jährige zählt zwar nicht zu den extravaganten Vertretern im Fußballgeschäft. Dass der Offensivspieler von Borussia Mönchengladbach einen neuen Haarschnitt hat, war am vergangenen Dienstag beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg dennoch deutlich zu sehen. Der Kapitän ist Kunde bei Joseph Coenen in Kleinenbroich.

Stindl kennt also das Gefühl, in den Salon "Auf den Kempen" zu treten, der die Atmosphäre einer Holzfällerhütte mit der einer Whiskey-Bar verbindet. "Ich wollte schon immer mal einen Barber Shop eröffnen, weil ich das damals so gelernt habe", erzählt Coenen, der in seinem Leben schon elf Geschäfte eröffnet und sich den Traum vom traditionellen Männersalon vor eineinhalb Jahren erfüllt hat. Borussias Ersatztorwart Tobias Sippel kommt ebenfalls vorbei. Anders als Kumpel Stindl ist Sippel Bartträger, womit er im Barber Shop voll auf seine Kosten kommt. In der Luft liegt der Geruch von Bartöl, das Coenen selbst kreiert hat, mit einer leichten Rum-Note.

"Männersache, nichts für Mädels", lautet das Motto des Salons. Da gibt es schon mal ein Bier oder einen Whiskey zum Haarschnitt, auf dem Flachbildfernseher läuft Fußball, am Wochenende wird gepokert oder zum Zigarren-Tasting geladen. Es geht also um etwas mehr als um Haare auf dem Kopf und im Gesicht. "Viele Kunden kommen auch nur so vorbei, um etwas zu klönen", sagt Coenen. Manchmal würden sogar Frauen den Laden mieten für eine Veranstaltung, weil ihnen der Geruch so gut gefällt.

An der Wand hängt neben einem Stindl-Trikot auch eines des ehemaligen Gladbachers Max Kruse. Auch er ist Coenens Kunde, genau wie der frühere Bundesligatrainer Jürgen Röber. Der erste aus dem Fußballbereich sei Dietmar Danner gewesen, der mit Borussia dreimal Meister wurde. Der heute 66-Jährige hatte früher eine Herren-Boutique in Mönchengladbach. Im Laufe der Jahrzehnte hat Coenen, der in Düsseldorf geboren wurde, viele Trends kommen und gehen sehen: den Wildwuchs der 70er, den Vokuhila in den 80ern, heute trägt gefühlt jeder Fußballprofi einen Undercut, also die Seiten sehr kurz bis kurz und oben etwas länger. "Es ist ein bisschen uniformiert, aber so ist die Welt heutzutage eben. Ein Trend entsteht, und alle ziehen nach", sagt Coenen. Besonders die Sportler seien eben Trendsetter. "Fußball ist Showgeschäft. Spieler wie Cristiano Ronaldo sind nicht mehr nur Menschen, sondern Marken", sagt der 56-Jährige.

Was sich viele Leute fragen, wenn sie nach 90 Minuten und zahlreichen Kopfbällen immer noch topgestylte Fußballer sehen: Wie machen die das? "Es gibt Pomaden, die sind nicht wasserlöslich. Die bekommt man mit normalem Shampoo gar nicht rausgewaschen, sondern nur mit Olivenöl", erklärt Coenen. Zahlreiche Profis betreiben einen hohen Aufwand, um vor einem Millionenpublikum gut auszusehen. Doch nicht jedes Pflegemittel sei sinnvoll und nützlich.

Joseph Coenen, der selbst großer Borussia-Fan mit Dauerkarte ist, bekommt es aber noch hin, zwischen Beruf und Hobby zu trennen - die Frisuren der Spieler mustert er nicht permanent, wenn er ein Spiel guckt. "Ein Blick und dann ist gut", sagt er.

Seinen Beruf sieht Joseph Coenen irgendwo zwischen Kunst und Handwerk, ähnlich wie bei einem Schreiner. "Der Haarschnitt selber ist ein Handwerk, aber die Idee dazu muss man schon selbst kreieren." So wird es auch bei Lars Stindl gewesen sein.

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