Borussia Mönchengladbach Wo Martin Stranzl den Borussen fehlt
Gelsenkirchen · Ohne seinen österreichischen Abwehrchef verliert ein harmloses Gladbach das Topspiel beim FC Schalke 04 mit 0:1.
Es gibt Statistiken, die kann man als Zahlenspiele abtun, die lassen Interpretationsspielraum in die eine oder in die andere Richtung. Und dann gibt es Statistiken, die eine klare Aussage skizzieren, und gegen die man nur mit viel Fantasie Argumente ins Feld führen kann. Bei Martin Stranzl ist die Sache einfach. Weil eindeutig.
Wenn der Österreicher bei Borussia auf dem Feld steht, holt das Team in dieser Saison im Schnitt nachweislich deutlich mehr Punkte und kassiert auffällig weniger Gegentore als in Partien, in denen der Österreicher nicht mit von selbiger ist. Am Freitagabend, beim 0:1 auf Schalke, musste Stranzl mal wieder passen. Seine Schädelprellung vom Dienstag machte einen Einsatz unmöglich. Und das wiederum machte sich schon früh bemerkbar.
Als der nicht gerade als Torjäger bekannte Tranquillo Barnetta Schalke in seinem 250. Bundesligaspiel nach elf Minuten aus kürzester Distanz in Führung schoss, hatte zuvor zwar Raffael leichtfertig den Ball am eigenen Strafraum verloren, aber auch in den Sekunden danach stimmte nicht viel in Borussias neu formierter Viererkette. Links konnte Oscar Wendt die scharfe Hereingabe nicht verhindern, und in der Mitte kam Roel Brouwers im Fünfmeterraum zu spät gegen den eingerückten Barnetta.
Barnetta erzielt Siegtor gegen Gladbach
Das Quartett Jantschke - Brouwers - Dominguez - Wendt hatte es zuvor dreimal gegeben in den 29 Pflichtspielen. Beim 0:1 in Wolfsburg, beim 3:0 gegen Zürich und beim 4:1 gegen Bremen. Für Brouwers sprach, mit ihm den Verlust an Kopfballstärke zu kompensieren, der gerade gegen kopfballstarke Schalker immens wichtig ist. Gegen die Variante mit Jantschke und Dominguez als Innenverteidiger-Duo sprach die Tatsache, dass es diese Kombination bislang nur beim 1:3 gegen Frankfurt gegeben hatte.
In einem Spiel ohne viele Torchancen, in dem Borussia meist den Ball, aber nur wenige Ideen für seine Verwendung hatte, tauchte Schalke im Gegenzug nur selten gefährlich vor Yann Sommers Tor auf. "Es ist sehr ärgerlich, dass wir das Spiel verloren haben. Schalke hatte neben dem Tor kaum eine Chance", sagte Tony Jantschke. Aber selbst bei den wenigen Schalker Angriffen halfen die Borussen zuweilen tüchtig mit, dass es auf einem Rasen, der eher als Acker daherkam, erst gefährlich wurde, weil sie den Ball nicht richtig klärten. Auch in diesen Szenen wurde aus Gladbacher Sicht die Selbstverständlichkeit eines Martin Stranzl vermisst, die der 34-Jährige bei der Zweikampfführung ausstrahlt.
Insbesondere Alvaro Dominguez wirkt mit Stranzl neben sich konsequenter und selbstbewusster in seinen Aktionen. Borussias hinterste Defensivreihe machte es gestern insgesamt nicht schlecht, sie macht es in den Augen vieler Beobachter mit Stranzl eben nur noch besser. Der Mann, der vor Weihnachten seinen Vertrag bis 2016 verlängert hatte, wird, so alles normal läuft, zum Derby gegen den 1. FC Köln wieder fit sein und zur Verfügung stehen.
Bis zu diesem Zeitpunkt stehen seine Borussen nach der gestrigen Niederlage nun wieder hinter den Schalkern in der Tabelle - so, wie es in den vergangenen 14 gemeinsamen Bundesligajahren beider Vereine am Saisonende auch immer der Fall war. Und ganz nebenbei verpassten die Borussen es auch, zum ersten Mal in ihrer Historie vier Bundesligaspiele in Folge gegen Schalke zu gewinnen. Auch das sind Statistiken, die eindeutig sind.
