Borussia Mönchengladbach Favres fehlender Mut

Borussia Mönchengladbach · Borussias Trainer ist bei seinen Ein- und Auswechslungen sehr zauderhaft. Dem Finnen Alexander Ring traut der Schweizer noch keinen Startelf-Einsatz zu. Tolga Cigerci sollte gegen Berlin kommen – und saß bis zum Ende.

Gladbach - Hertha: Einzelkritik
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Borussias Trainer ist bei seinen Ein- und Auswechslungen sehr zauderhaft. Dem Finnen Alexander Ring traut der Schweizer noch keinen Startelf-Einsatz zu. Tolga Cigerci sollte gegen Berlin kommen — und saß bis zum Ende.

Tolga Cigerci rannte mit eiligen Schritten richtung Auswechselbank, hinter ihm trabten drei andere Borussen, sie hatten es nicht eilig. Sie würden gegen Hertha BSC Berlin eh nicht mehr eingewechselt werden. Cigerci jedoch wurde von Trainer Lucien Favre herangewunken. Fast zehn Minuten waren noch zu spielen gegen Berlin, der 20-Jährige stand kurz vor seinem zweiten Bundesliga-Auftritt für Borussia.

Dabei blieb es jedoch auch. Am Ende saß der Deutsch-Türke fertig umgezogen doch noch wie Roel Brouwers, Amin Younes oder Julian Korb bis zum Abpfiff auf der Spielerbank. "Das ist nicht einfach", sagte Favre hinterher. "Tolga ist jung, wenn er reinkommt, und wir kassieren vielleicht noch ein Gegentor, das ist auch für ihn gefährlich." Eine Erklärung, die eigentümlich anmutet. Denn warum beordert ihn der Coach überhaupt zur Bank, wenn er ihn am Ende doch nicht bringen will? Für's Ego des jungen Spielers sind solche Aktionen wohl kaum förderlich.

Das Wechselspielchen um Tolga Cigerci erlaubt einen tiefen Einblick in die Trainer-Psyche von Lucien Favre. Der 54-Jährige ist ein brillanter Taktiker. Er ist ein Trainer, der jeden seiner Spieler besser machen kann. Seine Analysen sind messerscharf, er kennt seine Gegner in- und auswendig. Doch seine Personalentscheidungen — vor allem während der Spiele — sind nicht immer nachvollziehbar.

Vor allem wirkt Favre ein wenig mutlos. Während der Spiele tauscht er immer positionsgebunden. Sein System durch einen Wechsel offensiver zu gestalten, kommt dem Schweizer nur selten in den Sinn. Beispiel Hertha: Gegen den Defensivverbund der Berliner erspielte sich Borussia kaum Chancen.

Doch Favre blieb bei seiner Taktik. Alexander Ring kam für den müden Patrick Herrmann — wirklich belebt wurde der Angriff jedoch kaum. Ring für einen Defensivmann einzuwechseln, war Favre jedoch zu heikel — die von ihm befürchtete Konterstärke der Berliner besiegte seinen Willen, das Spiel zu gewinnen. "Wir müssen um jeden einzelnen Punkt kämpfen", betont Favre dann immer. Dabei hat auch Favre bereits einen Hang zu mutigen Entscheidungen gezeigt. Als er vergangene Saison Marc-André ter Stegen, damals 18, ins Tor stellte. Oder als er auf Tony Jantschke statt Tobias Levels als Rechtsverteidiger setzte.

Alexander Ring jedoch, der in seinen Kurzeinsätzen für Borussia bislang zu überzeugen wusste, ist für Favre noch keine Option für die Startelf. Er brauche noch Zeit, sagt Favre über den finnischen Nationalspieler, der schon gegen Schweden und die Niederlande auf dem Platz stand.

Es wäre gar nicht mal so furchtbar mutig, einmal auf den 20-Jährigen zu setzen. Doch Favre traut sich trotzdem nicht. Genau wie bei Tolga Cigerci gegen Berlin. Vielleicht muss er heute Abend umdenken: Der Einsatz von Marco Reus in Bremen ist nämlich immer noch fraglich.

(RP/can)
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