Im Visier der Scouts Jagd nach kleinen Poldis

Düsseldorf · Lukas Podolski ist sauer, weil Köln, Leverkusen und Gladbach angeblich seinen Sohn gescoutet haben.

Lukas Podolski und Sohn Louis: die Jagd nach Talenten
Foto: Screenshot Instagram

Das WM-Finale 2014 in Brasilien. Eine Stunde nach dem Abpfiff leert sich langsam das Stadion in Maracaná. Deutschland hat den vierten Titel im Finale gegen Argentinien gewonnen. Auf dem Rasen steht Lukas Podolski mit seinem Sohn Louis. Irgendwann geht der Kleine zu seinem Vater und fordert ihn zum Elfmeterschießen heraus. Die Welt sieht dabei zu, wie unbekümmert die beiden einfach ein wenig miteinander kicken.

Lukas Podolski ist mittlerweile 29 Jahre alt und spielt seit Januar bei Inter Mailand. Louis Podolski ist mittlerweile sieben Jahre alt und spielt bei Grün-Weiß Brauweiler. Bei Papa Podolski gibt es immer mal wieder Wechselgerüchte. Nun ist auch sein Filius in den Fokus der Scouts geraten.

Das gefällt dem Familienoberhaupt gar nicht. In einem Interview mit dem Fachmagazin "Playboy" echauffiert er sich über das angebliche Werben dreier Bundesligaklubs. "Mein Sohn spielt bei den Bambini. Und da wird heutzutage schon gescoutet. Jetzt wollen ihn Köln, Leverkusen und Gladbach zum Probetraining haben", sagt er. "In dem Alter! Verrückt." Podolski macht das Scouting bereits in dieser Altersklasse große Sorgen: "Die Kinder sollten sich erst mal entwickeln und nicht einem Ernährungsplan folgen und einen Anpfiff kriegen, weil sie einen Fehlpass spielen. Die müssen erst mal frei Fußball spielen dürfen, Spaß haben."

"Zahlreiche Kinder beim Training dabei"

Intensiv soll sich der 1. FC Köln bemüht haben. "Louis Podolski hatte im Herbst 2013 ein Probetraining bei uns. Es war allerdings ein Pool-Training, das heißt, es waren zahlreiche Kinder aus seiner Altersklasse dabei", bestätigt der Kölner Pressesprecher Tobias Kaufmann gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger. "Seitdem gibt es keinen engen Kontakt mehr. Unsere Scouts beobachten auch sein Team in Brauweiler, aber wir baggern sicher nicht an ihm rum."

Bei Bayer 04 ist man über Podolskis Aussage verwundert. "Ich schätze Lukas als Fußballer sehr. Aber er kritisiert, dass Scouts seinen Sohn beobachten und die Familie ansprechen, seine Frau aber fährt mit dem Jungen selbst zu einem Probetraining", sagt Jürgen Gelsdorf, Leiter des Jugend-Leistungszentrums der Werkself. Gelsdorf bestätigt ein Interesse an dem Siebenjährigen. Mit Blick auf ein Engagement bei der U 8-Mannschaft habe man bei der Mutter angefragt - Monika Podolski habe aber abgelehnt.

Erstes Duell zwischen Miroslav Klose und Lukas Podolski in Italien
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Erstes Duell zwischen Klose und Podolski in Italien

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Dass talentierte Fußballer auf Turnieren oder nach Spielen angesprochen werden, sei nichts Ungewöhnliches. "Wenn wir Eltern ansprechen und ihre Kinder zu uns einladen, dann geht es dabei nicht um eine Verpflichtung", sagt Gelsdorf. "Bei uns beginnen die Jugendteams in der U8. Da spielt eine kleine Gruppe von zehn Jungs. Kinder sollen Kinder bleiben." Ab der U12 bietet Bayer einen Fahrdienst für die Kinder an, die von auswärts kommen und mit dem entsprechenden Talent gesegnet sind. Ab 16 Jahren nimmt der Verein Talente auf, die im Leverkusener Internat leben und in der Umgebung zur Schule gehen. Vor 16 werden keine Verträge geschlossen. Vorwürfe, dass Vereine sich prominente Jungen womöglich auch mit Blick auf ihre Außenwirkung sichern wollen, weist Gelsdorf zurück. "Es ist völlig uninteressant, ob die Kinder Podolski, Müller, Meier oder Schmitz heißen", sagt Gelsdorf. "Wenn der Scout direkt gewusst hätte, dass er den kleinen Podolski vor sich hat, hätte er womöglich gar nicht gefragt, weil eh klar ist, dass er dem FC näher steht."

Borussia Mönchengladbach dementiert derweil, die Podolski-Familie bezüglich eines Transfers kontaktiert zu haben. Der Klub unterhalte keine U8-Mannschaft und sichte junge Spieler erst ab Jahrgang 2007. Louis Podolski, Jahrgang 2008, sei deswegen kein Thema. "In diesem Alter findet bei uns Scouting auch überhaupt nicht in einer solch stringenten Art und Weise statt wie in den höheren Altersstufen", sagt Klub-Sprecher Markus Aretz. Klar sei indes, dass man ein Talent eines anderen Gladbacher Vereins im Auge behalte, wenn dieses in einem Spiel gegen eine Jugendmannschaft Borussias offensichtlich überrage. "Die Praxis, dass wir einen Fahrdienst für Jugendspieler einrichten, um auch von weiter weg Talente für uns zu gewinnen, greift bei uns aber erst bei den 14-/15-Jährigen", sagt Aretz.

(RP)
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