Bundesliga Rote Karte für Schwalben?

Frankfurt/Main (RPO). DFB-Präsident Theo Zwanziger geht in die Offensive: "Ich habe keine Problem, Schwalben mit Rot zu bestrafen, wenn es das Regelwerk zulässt." Die besondere Art der Unsportlichkeit feiert in der Bundesliga ihren x-ten Frühling.

Rote Karte für Schwalben?
Infos

Rote Karte für Schwalben?

Infos
Foto: ddp

Nun soll endlich Schluss sein mit den Betrugsversuchen. Platzverweis nach einer Schwalbe - eine realistische Regel?

Zwanziger sieht es als kontraproduktiv an, die Täuschungsversuche nachträglich vom DFB-Sportgericht untersuchen zu lassen: "Wenn du alles nach dem Spiel noch ahnden willst, ist das Grundprinzip weg. Nach 90 Minuten plus drei oder vier ist Ende. Ich will nicht, dass nach dem Spiel noch wochenlang über Spiele entschieden wird. So unschön die Schwalben auch sind."

Die Bundesliga-Trainer sind sich bei diesem heiklen Thema nicht einig. Immerhin acht Trainer fordern die Rote Karte, falls die Schwalbe klar erkennbar ist. Laut einer Umfrage im "Kicker" sind dies die Herren Frontzeck, Funkel, Klopp, Koller, Luhukay, Röber, Skibbe und Veh.

Der Rest der trainierenden Zunft geht nicht soweit. Sie meinen, dass die Situation auf dem Platz häufig nicht genau genug erkennbar ist. Falls TV-Aufnahmen im Nachhinein die Schwalbe als solche klar erkennen lassen, fordern immerhin noch zwei Trainer, Thomas Schaaf und Falko Götz, Sanktionen gegen den entsprechenden (Schau-)Spieler.

Vorbild England

DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Eugen Strigel appelliert deshalb an Spieler und Trainer: "Trainer und Spieler müssten die Einstellung bekommen: Wir wollen Fair Play — und nicht den Gegner betrügen." Dabei stellt er sich einen Ehrenkodex unter Spielern vor, ähnlich dem im Englischen Fußball. Dort werden auch eigene Spieler ausgepfiffen, wenn sie Schwalben produzieren.

Als Vorbild für den Ehrenkodex könnte Wolfsburg Trainer Klaus Augenthaler dienen. Dieser rüffelte seinen Stürmer Diego Klimowicz öffentlich für seinen Verhalten im Spiel gegen Eintracht Frankfurt, wo er einen Platzverweis für Sotorios Kyrgiakos provozierte. Gleichzeitig bestellte Augenthaler ihn intern zum Rapport. Auch Berlins Trainer Falko Götz redet seinen Spielern bei solchen Vergehen ins Gewissen, Andreas "Zecke" Neuendorf habe er "mal ein ernstes Wort gesprochen."

Solange Simulanten aber nicht mit drastischen Sperren rechnen müssen, werden Schwalben weiter für großen Diskussionsstoff sorgen. Das bisher mit Sven Günther (Jena) und Andreas Möller (damals Borussia Dortmund) zwei Spieler für Täuschungsversuche nachträglich gesperrt wurden, dient auch nicht zur Abschreckung. Auch wenn dies die Hoffnung des DFB-Chefanklägers Horst Hilpert nach dem Möller-Urteil 1995 war: "Ich bin sicher, die Fallsucht der Spieler hört jetzt auf."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort