Nächste Runde im Schiri-Streit Gräfe muss wegen Vorwürfen zum Rapport

Frankfurt/Main · Nach den internen Querelen bei den Schiedsrichtern kommt es am Dienstag zu einer Aussprache beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Wieder wird es um die Vorwürfe von Manuel Gräfe gegen die frühere Chefetage der Unparteiischen gehen.

 Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe.

Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe.

Foto: dpa, kne jai

Die deutschen Bundesliga-Schiedsrichter kommen nicht zur Ruhe. Abseits der sportlichen (und sachlicher werdenden) Diskussion über den Videobeweis scheint es intern weiter zu brodeln - am Dienstag sollen bei einer Art "Friedensgipfel" in Frankfurt/Main die teils schwerwiegenden Vorwürfe gegen die früheren Schiri-Bosse Herbert Fandel und Hellmut Krug aufgearbeitet werden. "Chefkritiker" Manuel Gräfe (Berlin) wird zum Rapport bestellt.

"Dass es am Dienstag ein Gespräch zu den von Manuel Gräfe geäußerten Vorwürfen geben wird, ist korrekt. Allerdings findet dieses, anders als dargestellt, auf mein und das Betreiben der Schiedsrichter-Kommission statt", sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann auf SID-Anfrage. Die Bild am Sonntag (BamS) berichtete, die Initiative sei eher aus den Reihen der Schiedsrichter gekommen.

Gräfe hatte zu Saisonbeginn dem Berliner Tagesspiegel ein viel beachtetes Interview gegeben, in dem er Fandel und Krug fehlende Transparenz, schlechten Führungsstil und Vetternwirtschaft vorwarf. Ganz alleine scheint er mit seiner Kritik nicht zu stehen. Fandel und Krug gelten als äußerst resolut im Umgang, beide stehen für die alte, wohl alles andere als perfekte Hierarchie im Schiedsrichterwesen, das 2011 durch den Selbstmordversuch von Babak Rafati erschüttert worden war.

Die BamS schrieb von systematischem Mobbing bei Schiedsrichter-Lehrgängen, von der Bevorzugung von "Lieblingen" und sogar von "Spionage". Fandel ist inzwischen Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, Krug "Chef-Instruktor" und Projektleiter Video beim Weltmeister-Verband. Chef der Unparteiischen ist aber seit 2016 Lutz Michael Fröhlich. Der 60-Jährige gilt bei den Referees als äußerst beliebt, Gräfe lobte Fröhlich für dessen nun geltendes "Leistungsprinzip".

Dass Gräfe an die Öffentlichkeit ging, hatte aber auch dem neuen Schiri-Chef nicht gefallen. "Generell vertreten Lutz Michael Fröhlich als Vorsitzender der Elitekommission und ich die Auffassung, dass offene, konstruktive und lösungsorientierte Gespräche immer zielführender sind, als Kollegen oder ehemalige Vorgesetzte möglicherweise aus persönlichen Befindlichkeiten öffentlich mit nicht nachvollziehbaren Vorwürfen zu konfrontieren", sagte Zimmermann.

Dass das Schiedsrichter-Gebilde instabil ist, ist nicht neu. Vorwürfe, dass viele, persönliche Befindlichkeiten im Spiel sind, kommen immer wieder auf - obwohl sich der Berufsstand in den vergangenen Jahren deutlich verändert hat, allein bei den Verdienstmöglichkeiten.

Inzwischen bekommen die Elite-Schiedsrichter pro Spiel 5000 Euro, das Grundgehalt liegt zwischen 59.000 und 79.000 Euro. Dazu kommen durch die neue Technik weitere Verdienstmöglichkeiten als Videoassistent.

(sid)
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