MSV Duisburg Der MSV macht wieder Spaß

Duisburg · Der Traditionsverein ist auf den zweiten Platz in der 3. Liga geklettert. Großen Anteil am Erfolg hat Manager Grlic. Allerdings leidet der Klub trotz eines Schuldenschnitts immer noch unter finanziellen Problemen.

MSV Duisburg: Der MSV macht wieder Spaß
Foto: Christoph Reichwein

An der Wedau ist man vorsichtig mit großen Träumen. Sie haben hier schon viele kommen und gehen gesehen. Es gab ein paar gute Zeiten beim Meidericher Spielverein 02 e.V. - die sind aber schon eine ganze Weile her. In der jüngeren Vergangenheit waren die Zeiten vor allem schlecht. Das lag unter anderem an einer Finanzpolitik, die das Prinzip Hoffnung als oberste Maxime ausgegeben hatte. Die Hoffnung war schnell aufgebraucht. Die Geduld auch. Im vergangenen Jahr verweigerte der Ligaverband dem Klub die Lizenz für die Zweite Liga. Der MSV startete in der Dritten Liga einen Neuanfang.

Das Schöne an einem Traditionsverein ist, dass man sich über seine Vergangenheit unterhalten kann. Über Höhen und Tiefen. Das Schwierige an einem Traditionsverein ist allerdings, dass sich nicht jeder im unmittelbaren Umfeld mit den neuen Gegebenheiten allzu intensiv auseinandersetzt. Es wird lieber in Erinnerungen geschwelgt, als die Realitäten anzunehmen.

In Duisburg ist man mittlerweile einen Schritt weiter. Nach einem durchwachsenen ersten Jahr hat sich der MSV in seinem neuen Revier gut eingelebt - sehr gut sogar. Nach zwölf Spieltagen rangiert der Verein mit einem Zähler Rückstand auf Platz zwei hinter Dynamo Dresden - die sogenannten Zebras stehen erstmals seit dem Lizenzentzug wieder auf einem Aufstiegsplatz.

MSV Duisburg: Ivo Grlic mit Eiswasserdusche im Zoo
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Trainer Gino Lettieri (47) ist bemüht, die sportliche Abteilung in Ruhe aufzubauen. "Wir gucken nicht zu intensiv auf die Tabelle", sagt er. "Aber natürlich ist das eine schöne Momentaufnahme - vor allem für unsere Fans." Dabei scheint mittlerweile gar nicht mehr so unrealistisch, dass sich die Duisburger an der Spitze noch eine ganze Weile halten können. Denn es ist ein echtes Team zusammengewachsen.

Maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung hat Manager Ivo Grlic. Er bewies auf dem Transfermarkt ein gutes Händchen und stellte mit äußerst limitierten finanziellen Mitteln eine durchaus ambitionierte Mannschaft zusammen. Nur wenige hatten ihm diese Fähigkeiten zugetraut. Doch Grlic ist unbeirrt seinen Weg gegangen. Andererseits musste er aus der Not heraus ein großes Risiko eingehen. Denn zwangsläufig setzte er vor allem auf Kräfte, die andernorts gescheitert sind.

MSV spielt 1:1 gegen FC Bayern
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Wie Zlatko Janjic. Er erzielte bislang schon sechs Treffer. Bei Zweitligist Erzgebirge Aue hatte er im Sommer keine Perspektive mehr. In Duisburg ist der offensive Mittelfeldakteur schnell zum Führungsspieler aufgestiegen. Und auch in anderen Mannschaftsteilen ist der MSV nun deutlich stärker besetzt - und damit für den Gegner schwerer auszurechnen. Steffen Bohl kam von Energie Cottbus und hat bis auf Platzwart schon jede Position in Duisburg eingenommen, ein echter Allrounder eben. Typen wie Bohl stehen für die Aufbruchsstimmung. Ein Kämpfer, der dahin geht, wo er gebraucht wird.

Grlic, 39, versucht die Euphorie richtig einzuordnen. "Es werden auch wieder Rückschläge kommen", sagt er. "Nur wenn wir ans Maximum gehen, können wir uns mit weiteren Siegen belohnen." Beim Auftritt in Rostock am vergangenen Wochenende hat die Mannschaft die Vorgaben der sportlichen Leitung zufriedenstellend erledigt. Trotz eines Rückstands gewannen die Meidericher mit 3:1 gegen Hansa. "Wir lassen uns nicht verrückt machen. Das liegt zum einen am Selbstvertrauen, zum anderen daran, dass wir richtig fit sind", sagt Kapitän Bohl. "Bei uns gibt es nicht den einen Überflieger. Wir funktionieren als Team."

Auf diesem Team lastet ein immenser Druck. Denn nach wie vor ächzt der MSV unter hohen Verbindlichkeiten - trotz eines im Sommer erfolgten Schuldenschnitts mit den Gläubigern. Duisburg ist zu einem schnellen Aufstieg existenziell verpflichtet. "Wir werden hier nicht den Schlüssel umdrehen und das Licht ausmachen, wenn wir nicht sofort aufsteigen", sagt Klub-Chef Ingo Wald gegenüber der "WAZ". "Aber die Wahrscheinlichkeit für den Aufstieg wäre dann geringer." Der MSV hatte vor der Saison kräftig in seinen Kader investiert und ist nun auf Ertrag angewiesen.

Eine zusätzliche Einnahmequelle gibt es im DFB-Pokal. Am 28. Oktober kommt der 1. FC Köln.

(rl)
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