Fortuna Düsseldorf Talentschmieden für Profi-Kicker

Düsseldorf · Der DFB hat das Lessing-Gymnasium und die Hulda-Pankok-Gesamtschule zu Eliteschulen des Fußballs ernannt. Ziel ist es, sportliche und schulische Laufbahn perfekt aufeinander abzustimmen. DFB-Vize Peter Frymuth lobt die Kollegien.

In Düsseldorf steigen für fußballerische Talente die Chancen, den Sprung in den Profibereich zu schaffen. Sowohl das Lessing-Gymnasium als auch die Hulda-Pankok-Gesamtschule sind vom Deutschen Fußballbund (DFB) zu zwei von insgesamt 35 Eliteschulen des Fußballs in Deutschland ernannt worden. Zu dem Festakt kam auch Vizepräsident Peter Frymuth in die Sporthalle der Bilker Gesamtschule. Die Kooperation, an der vor allem Fortuna Düsseldorf beteiligt ist, soll die Verzahnung zwischen schulischer und sportlicher Ausbildung nachhaltig verbessern.

Der DFB, der nach den ausbleibenden Erfolgen der A-Nationalmannschaft vor gut einem Jahrzehnt sein Nachwuchskonzept erneuert hat, legt inzwischen mehr Wert auf die schulische Ausbildung der jungen Talente. DFB-Vizepräsident Hans-Dieter Drewitz sagte: "Der Satz eines berühmten Trainers, Fußballer bräuchten kein Abitur, stimmt nicht. Ein guter Schulabschluss ist unabdingbar." Spieler müssten heutzutage auch intellektuell auf der Höhe sein, um den Anforderungen an ein kreatives Spiel gerecht zu werden.

Genau das will Vincent Reinert. Er ist 17 Jahre alt und besucht das Lessing-Gymnasium, das bereits seit 2007 NRW-Sportschule ist. Seit diesem Sommer trägt der Mittelfeldspieler, der vom FC Schalke 04 kam, das Leibchen der Fortuna. Sein ehrgeiziges Ziel: "Mit dem Fußball Geld verdienen." Bis dahin allerdings hat er noch einen weiten und anstrengenden Weg vor sich, wie der Blick auf den Tagesablauf des Eliteschülers zeigt. Zwar bekommt er wie die anderen Kicker auch stundenweise vormittags für Trainingszwecke frei, muss die verpassten Inhalte aber nacharbeiten. So muss der Jugendliche zu Spitzenzeiten einen 14-Stunden-Tag bewältigen. "Das ist zwar anstrengend, aber wenn man das schaffen will, schafft man das auch", sagt Reinert.

Den Festakt gestalteten Schüler beider Schulen mit. Zu moderner Musik tobten sich Nachwuchsakteure verschiedener Teams der Fortuna am Ball aus. In knallroten F 95-Trikots dribbelten sie sich durch Hütchen oder hielten das Leder in Kleingruppen hoch. Ganz versierte Kicker zeigten einbeinige Liegestütze mit Ball auf dem Rücken - der freilich nicht hinunterfiel. Auch der Gesamtschulchor trat auf und rief mit Andreas Bouranis Lied "Auf uns" WM-Emotionen hervor.

Peter Frymuth, ehemaliger Präsident von Fortuna Düsseldorf, machte deutlich, dass es sich bei den Eliteschulen keinesfalls um ein Massenphänomen handelt. "Es gibt strenge Kriterien und nur begrenzte Kapazitäten", sagte er. Beide Schulen und Fortuna Düsseldorf hätten einen enormen Aufwand betrieben, um in den streng limitierten Kreis des DFB aufgenommen zu werden. Für diese Arbeit lobte Frymuth die Verantwortlichen an den Schulen und im Verein.

Zu den Kriterien des DFB für eine Ernennung zur Eliteschule gehören ein Beschluss der Schulkonferenz zur gezielten fußballerischen Förderung, die Abstellung von Trainern für den Fußballunterricht und die Betreuung der Spieler auch außerhalb der Schulzeiten. Trainer und Lehrer leisten zudem Hilfe bei Schulaufgaben oder bei persönlichen Schwierigkeiten.

Die Leiterin der Hulda-Pankok-Gesamtschule Alexandra Haußmann berichtete von ihren Herausforderungen: "Wir müssen die Schüler für Übungseinheiten und Turniere freistellen und ihnen Unterrichtsmaterial zum Nacharbeiten geben." Sie sprach auch von der Sorge, dass die Schüler den Stoff nicht schaffen könnten. "Von der Fülle der Tagespläne war ich beeindruckt", sagte sie.

Einen persönlichen Eindruck steuerte der Sportvorstand der Fortuna Helmut Schulte bei. Während seiner Zeit bei Schalke erlebte er die Entwicklung dreier Weltmeister. Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Manuel Neuer gingen alle aus dem DFB-Förderkonzept hervor. Welttorhüter Neuer besuchte von Beginn seiner Laufbahn an die Eliteschule Berger Feld in Gelsenkirchen. Der DFB unterhält für seine Talentförderung auch Stützpunkte und Leistungszentren. Letztere muss jeder Profiklub in den Bundesligen für eine Lizenz vorweisen.

(RP)
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