"Sommermärchen-Affäre" DFB-Sponsoren fordern lückenlose Aufklärung

Berlin · Der Druck auf den Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen der Vergabe der WM 2006 nimmt zu. Auch Sponsoren fordern in der "Sommermärchen-Affäre" um womöglich schwarze Kassen nun lückenlose Aufklärung.

So reagiert das Netz auf die Anschuldigungen gegen den DFB
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Foto: dpa, rj_hh_lf nic

"Über die derzeitigen Vorwürfe bezüglich der WM-Vergabe 2006 haben wir mit den DFB-Verantwortlichen gesprochen", sagte Ulrike Strauß, Sprecherin des Versicherungskonzerns Allianz (München) der "Sport Bild". "Wir gehen davon aus, dass der DFB die Vorwürfe lückenlos aufklären wird."

Im Zentrum der Affäre steht eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die laut Darstellung von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach an die Finanzkommission der Fifa gegangen sein soll. Durch diese soll das Organisationskomitee eine Unterstützung in Höhe von 170 Millionen Euro erhalten haben. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger sprach von einer "schwarzen Kasse". Den im Raum stehenden Vorwurf eines Stimmenkaufs wies der DFB mehrfach zurück.

Auch beim Chemie-Konzern Henkel (Düsseldorf) werden die Vorwürfe genau beobachtet. "Wir verfolgen die aktuelle Berichterstattung rund um die Vergabe der WM 2006 sehr aufmerksam", sagte Henkel-Sprecher Lars Witteck dem Sportmagazin. "Wir vertrauen darauf, dass der DFB die Vorwürfe, die in diesem Zusammenhang erhoben werden, vollständig aufklären wird."

Ähnlich regierte die Lufthansa (Köln) und teilte mit: "Wir warten die Ergebnisse ab und werden abhängig davon die Situation bewerten."

Die Politik schaut ganz genau hin

Die Affäre um die Weltmeisterschaft 2006 kann für den DFB zudem auch ein politisches Nachspiel und Auswirkungen auf die EM-Ambitionen haben. "Insbesondere im Kontext mit den Bewerbungen um internationale Großereignisse kommt die Politik ja auch ins Spiel", sagte Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, in "sport inside" des WDR-Fernsehens mit Blick auf die Europameisterschaft 2024. "Ich denke nur an das Thema Steuerbefreiungen, die dann erteilt werden müssen."

"Wir wissen bestimmte Großereignisse werden von den internationalen Verbänden tatsächlich nur vergeben, wenn zuvor entsprechende Bundesgarantien auch gegeben werden", machte Freitag klar. "Das ist immer im Einzelfall zu beurteilen. Im Moment schauen wir, was den Fußball angeht, schon besonders genau hin."

Freitag äußerte Zweifel, ob der DFB in der Lage sein wird, die dubiosen Zahlungen im Zusammenhang mit dem Sommermärchen an den Weltverband Fifa lückenlos aufzuklären. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ist eingeladen, vor dem Sportausschuss Stellung zu nehmen. Ob er dem nachkommt, ist noch nicht bekannt.

"Ich sage seit Jahren, dass ich große Zweifel an den Selbstreinigungskräften des Sports habe", sagte Freitag in der Sendung weiter. "Insbesondere in dem Fall des DFB sind viele der heute handelnden Personen ja auch in der Vergangenheit mit der Thematik befasst gewesen, direkt involviert gewesen." Sie hält eine externe Prüfung der Vorgänge deshalb für unabdingbar.

Beim Privatsender "Sky" verdeutlichte die Sportpolitikerin die Auswirkungen der Affäre auf internationaler Ebene: "Ich bin der vergangenen Woche dienstlich in den USA gewesen. Ich bin von Kongressabgeordneten auf die Causa angesprochen worden, ich bin von Vertretern des deutsch-amerikanischen Geschäfts-Rates darauf angesprochen worden. Also spielt das offensichtlich auch im Ausland eine große Rolle. Der Schaden ist da, und die Frage ist für mich eigentlich nur: Wie groß wird er noch?"

(can/dpa/sid)
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