Kolumne: Die Woche Im Sport Männersport — die letzte Bastion der Machos

Düsseldorf · Handball-Nationaltorwart Silvio Heinevetter tritt mit seinen Aussagen über den Frauensport die Nachfolge von Rudi Assauer, Uli Hoeneß und Richard Krajicek an.

Das ist Silvio Heinevetter
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Foto: Meuter, Peter (pm)

Sport und Kultur sind gute Freunde. Nicht nur weil Günter Netzer die Fußball-Nationalmannschaft mal als das höchste Kulturgut des Landes bezeichnet hat. Sie, liebe Sportteil-Leserin und lieber Sportteil-Leser mit Interesse am Feuilletonistischen, haben sicher am vergangenen Samstag den Kulturteil unserer Zeitung gelesen.

Autorin Hanna Rosin konfrontierte uns Vertreter des einst stärkeren Geschlechts mit einer Beobachtung aus der US-amerikanischen Provinz: "Männer gehen höchstens zum Sport, kumpeln in der Kneipe und lieben Computerspiele." Mal abgesehen von den Computerspielen muss man das ja gar nicht schlecht finden. Mrs. Rosin sieht das aber anders. Bei ihr klingt durch, dass Sport und Kneipe Horte ungehobelter Kerle und Machos sind.

Immerhin durften wir diese Woche feststellen, dass es auch hierzulande noch echte Machos gibt, obwohl die ja auszusterben drohen. Handball-Nationaltorwart Silvio Heinevetter ist ein Prachtexemplar. Der breiten Öffentlichkeit war der schlaksige Tormann bislang im Wesentlichen als überraschend junger Lebensgefährte der Tatort-Kommissarin Simone Thomalla und damit als Nachfolger des mittlerweile schwer erkrankten Rudi Assauer ("Hol ma' Bier") ein Begriff.

Ein Blick in frühere Interviews zeigt, dass "Heine" einen erstklassigen Nachfolger für den Bilderbuch-Macho Assauer abgibt. Frauen-Handball bezeichnet Heinevetter gern als "Pferderennen mit Kühen" . Ob er das denn auch daheim in Bad Langensalza, einem Zentrum des deutschen Frauen-Handballs, so sagen könne, wurde der Torwart gefragt. Seine Antwort: "Keine Ahnung. Ich versuche mich immer wieder mit Frauen-Handball anzufreunden. Aber es gelingt mir nicht. Erst am Wochenende habe ich ein Spiel gesehen. Ich muss schon sagen, sie geben sich Mühe. Aber irgendwie fehlt etwas auf dem Spielfeld." Nachfrage: "Was?" Antwort: "Vielleicht ein paar Männer."

Heinevetter tritt damit in die Tradition von Richard Krajicek. Der Tennisspieler aus den Niederlanden ist weniger wegen seines Wimbledonsieges 1996 gegen MaliVai Washington, sondern wegen seiner Aussagen über die bedenkliche körperliche Verfassung von 80 Prozent der Kolleginnen in Erinnerung geblieben. Auch Uli Hoeneß bewarb sich für die "Saure Gurke", den Preis für Frauenfeindlichkeit. Als der Bayern-Präsident beim Bundesligastart 2011 zur Frauenfußball-WM befragt wurde, sagte er barsch: "Ich dachte, wir reden über Fußball." Oh, Mann!

Was aber die guten Handballerinnen hinter verschlossenen Kabinentüren über uns Jungs erzählen, wollen wir übrigens gar nicht genau wissen.

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(RP/seeg)
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