Deutsche Olympia-Athleten Sporthilfe erwägt Abschaffung von Prämien

Köln · Die Sporthilfe erwägt eine Abschaffung der Olympia-Prämien. Das bestätigte Michael Ilgner, der Vorstandsvorsitzende der Sporthilfe, der Bild-Zeitung: "Wir wollen uns an erfolgreichen internationalen Modellen wie dem der Briten orientieren."

Olympia 2012: das deutsche Zeugnis
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Selbst Olympiasieger aus dem Land des Gastgebers der vergangenen Spiele hatten keine Geldprämien erhalten. Stattdessen profitierten die britischen Sportler grundsätzlich mehr von der Sportförderung.

Auch für deutsche Sportler könnte es zumindest finanziell künftig kaum noch Unterschiede zwischen einem Olympiasieg oder einem Platz außerhalb der Medaillenränge geben. "Langfristige, verlässliche Förderung steht für uns im Fokus, nicht eine singuläre Maximalprämie", teilte Michael Ilgner, Vorstandsvorsitzender der Sporthilfe, am Freitag mit: "In einer Analyse der London-Spiele werden wir natürlich auch die Olympia-Prämien hinterfragen."

1,25 Millionen für die Athleten

15.000 Euro erhält ein Olympiasieger in Deutschland momentan von der Sporthilfe, Silber und Bronze werden mit 10.000 beziehungsweise 7500 Euro honoriert. Ein Achtplatzierter bei den Spielen darf sich immerhin noch über 1500 Euro freuen. Diesem seit Sydney 2000 unveränderten Prämiensatz zufolge wird die Sporthilfe nun etwa 1,25 Millionen Euro an deutsche Olympia-Athleten auszahlen.

Allerdings könnte es mit diesen Erfolgszahlungen schon bald vorbei sein. "Wer sich in der Erwartung, reich zu werden, für eine olympische Sportart entscheidet, der ist falsch in unserem System", hatte Ilgner schon während der Spiele in London gesagt. Zudem könnten höhere Prämien auch "ein Anreiz in die falsche Richtung sein, wenn man etwa an die Dopingproblematik denkt".

Aus diesem Grund hatte die Sporthilfe bereits angekündigt, auf zusätzliche Zahlungen für WM- und EM-Erfolge zu verzichten. Vielmehr soll den Sportlern bei ihrer beruflichen Laufbahnen geholfen werden. "Die Sporthilfe hat längst begonnen, ihre Bausteine zur Förderung der dualen Karriere zu stärken, durch ElitePlus im Jahr 2011 und durch das Deutsche-Bank-Sport-Stipendium für alle Studierenden unter den geförderten Sportlern - das sind etwa 300 - Anfang dieses Jahres", sagte Ilgner. Auch mit Blick auf die nächsten Sommerspiele 2016 in Rio wolle seine Organisation dieses Konzept weiterverfolgen.

Sport-Rente auf Lebenszeit

Zuletzt hatte Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel eine Sport-Rente auf Lebenszeit für eine denkbare Alternative zum bisher gezahlten Olympia- Bonu gehalten. "Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass die Medaillenprämien komplett abgeschafft werden, aber da gibt es viele Möglichkeiten. Man muss sich alles anhören. Und bei einer Sport-Rente könnten Athleten auch im Alter noch von ihren Olympiasiegen oder Medaillen zehren", sagte der Potsdamer am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

"Man muss neue Wege finden", forderte Brendel. "15.000 Euro sind für einige viel, für andere wenig. Mit einer Sport-Rente, wie sie beispielsweise in Polen gezahlt wird, könnte ich leben", meinte Brendel.

98 Prozent der Olympia-Teilnehmer in London genießen die Unterstützung der Sporthilfe. Erst kürzlich hatte sich Diskus-Olympiasieger Robert Harting öffentlich über Unterbezahlung beklagt.

(sid/dpa)
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