Ehemaliger deutscher Radprofi Ullrich bereut Unfallfahrt: "Das war ein Riesenfehler"

Thurgau · Der Ex-Radsportprofi ist für einen schweren Unfall in der Schweiz verantwortlich, bei dem zwei Menschen verletzt wurden. Die Polizei stellte in seinem Blut 1,4 Promille fest. Der 40-Jährige sprach von einem "Riesenfehler".

 Jan Ullrich hat einen folgenschweren Unfall gebaut.

Jan Ullrich hat einen folgenschweren Unfall gebaut.

Foto: Kantonspolizei Thurgau

Den Polizisten bietet sich ein Bild der Verwüstung, als sie am Unfallort eintreffen: Zwei Autos liegen demoliert im Straßengraben, ein dritter Wagen steht schwer beschädigt quer auf der Straße. Der Asphalt ist übersät mit Wrackteilen. An allen drei Autos entsteht Totalschaden. Zwei Personen kommen verletzt ins Krankenhaus. Dem Unfallverursacher passiert nichts: Jan Ullrich geht es gut.

Die einstige deutsche Radsportlegende ist laut Polizei für diesen schweren Unfall verantwortlich, zu dem es am vergangenen Montag auf einer engen Landstraße in Mattwil, einem Örtchen im Schweizer Kanton Thurgau, gekommen ist. Den Ermittlern zufolge hat der ehemalige Sieger der Tour de France vor einer Kreuzung mit Stoppschild nicht mehr rechtzeitig bremsen können und sei in das Heck eines vor ihm stehenden Wagens geprallt. "Dieses Fahrzeug wurde in einen Acker geschleudert, überschlug sich und kam auf den Rädern zum Stillstand", teilt die Kantons-Polizei mit. Ullrich kollidiert mit seinem Fahrzeug dann noch mit einem weiteren Auto und rutscht dann ebenfalls neben die Fahrbahn.

"Das kann jedem mal passieren"

Während die beiden anderen Unfallbeteiligten ins Krankenhaus gebracht werden, muss Ullrich zum Alkoholtest. Das Ergebnis: Ullrich hat 1,4 Promille im Blut. Zunächst bestreitet der 40-Jährige das. Es sei kein Alkohol im Spiel gewesen, erklärt er der Schweizer Zeitung "Blick". Und er fügt nach dem Unfall lapidar hinzu: "Mein Gott, das kann jedem mal passieren."

Am Mittwoch ändert er seine Meinung plötzlich. Auf seiner Facebookseite schreibt Ullrich: "Es ist unverzeihlich, dass ich mich unter Alkoholeinfluss ans Steuer gesetzt habe. Das war ein Riesenfehler, den ich zutiefst bereue." Er habe sich mit seinem Auto auf dem Heimweg befunden. Ullrich räumt ein, er sei unaufmerksam und zu schnell unterwegs gewesen. "Ich wollte einfach schnell nach Hause." Das Wichtigste für ihn sei, dass die beiden Unfallopfer seines Wissens nach nicht schwer verletzt worden sind. Ullrich will sich bei ihnen persönlich entschuldigen. "Ich bin schockiert und traurig über die Situation, in die ich meine Familie und alle Beteiligten gebracht habe."

Es ist nicht das erste Mal, dass Ullrich unter Alkoholeinfluss hinterm Steuer gesessen und einen Unfall verursacht hat. Bereits 2002 verursachte er betrunken in Freiburg einen nächtlichen Autounfall. Ullrich befindet sich zu dem Zeitpunkt offenbar in einer Lebenskrise. Burnout-Gerüchte kursieren im Radsportzirkus. Wenige Tage nach dem Unfall erhält Ullrich 2002 wegen Amphetaminen im Blut seine erste Dopingsperre. Seine Erklärung damals: In einer Dorfdisco habe ihm jemand eine Ecstasy-Pille untergejubelt.

Jan Ullrich hat 1997 als erster Deutscher die Tour de France gewonnen. Drei Jahre später holt er Gold bei Olympia. Doch an diese Erfolge kann er später kaum noch anknüpfen. Bei der Tour 2002 wird er noch einmal hinter seinem damaligen Dauerrivalen Lance Amstrong (USA) Zweiter. Ullrichs Radsportkarriere endet schließlich kurz vor dem Tourstart 2006. Wegen des Skandals um den spanischen Arzt Fuentes, der massenhaft Sportler beim Doping unterstützt haben soll, wird Ullrich von der Tour ausgeschlossen. Ein Jahr später tritt Ullrich offiziell zurück. Vor zwei Jahren erklärt ihn der internationale Sportgerichtshof rechtskräftig des Dopings für schuldig. Alle Erfolge seit Mai 2005 werden annulliert.

Welche Strafe dem ehemaligen Profisportler nun als Wiederholungstäter genau droht, ist noch nicht bekannt. Seinen Führerschein ist er bereits los.

(RP)
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