Eklat bei Biathlon-WM Fourcade verlässt Siegerehrung aus Protest gegen Russland

Hochfilzen · Bei der Biathlon-WM ist der Dopingstreit nach der Mixed-Staffel eskaliert. Martin Fourcade setzte bei der Siegerehrung ein deutliches Zeichen, die russischen Athleten fühlen sich unfair behandelt.

Martin Fourcade boykottiert Siegerehrung bei Biathlon-WM
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Fourcade boykottiert Siegerehrung bei Biathlon-WM

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Foto: afp, FF

Höhnischer Applaus, verweigerte Handschläge: Der Dopingstreit um die russischen Biathleten ist nach dem WM-Auftakt in Hochfilzen vor großem Publikum eskaliert. Nach dem Mixedstaffel-Rennen, bei dem Deutschland Gold gewann, reichten Russlands Skijäger dem französischen Dominator Fourcade bei der Siegerehrung zunächst nicht die Hand, anschließend verließ Fourcade nach zynischem Beifall aus Protest vorzeitig die Zeremonie, als die Russen das Podium bestiegen.

"Wir haben heute Situationen gesehen, in denen es viel Negativität der Franzosen gegen uns gegeben hat. Das gesamte Verhalten war nicht besonders nett", sagte Russlands Schlussläufer Anton Schipulin, der den dritten Platz sicherte. Doppel-Olympiasieger Fourcade schaffte es im Zielsprint noch auf Rang zwei und bejubelte das betont ausgelassen. Bei der anschließenden Pressekonferenz lieferten sich beide ein offenes Wortgefecht und verteidigten ihre Positionen.

Fourcade gilt als Vorkämpfer im Anti-Doping-Kampf und forderte in den vergangenen Wochen immer wieder harte Konsequenzen, nachdem das Staatsdoping in Russland durch den McLaren-Report öffentlich geworden war. Vor allem der WM-Start von Alexander Loginow, einem überführten EPO-Sünder, war dem 28-jährigen Fourcade ein Dorn im Auge. Loginow war am Donnerstag Teil der Mixedstaffel, beide blickten sich bei der Siegerehrung nur kurz in die Augen.

"Wir wollten eigentlich eine komplett andere Mannschaft laufen lassen, aber der Verband hat sich dann für diese Aufstellung entschieden", sagte Russlands deutcher Trainer Ricco Groß in einem Interview mit "Sky Sport News HD": "Es gibt natürlich Sachen, die werden über einen hinweg entschieden, das ist ganz einfach so."

Fourcade ist "etwas traurig"

"Ich habe Fourcade gegrüßt und wollte ihm meinen Respekt zeigen, aber er wollte mir nicht die Hand schütteln", sagte Loginow der russischen Agentur TASS. Doch Fourcade sieht das komplett anders, es habe gar keinen Versuch gegeben, die Hand zu reichen: "Ich habe nichts falsch gemacht. Ich bin etwas traurig."

Schipulin verteidigte unterdessen das Verhalten der Russen, die bei sich selbst keine Fehler sehen. "Wir sind in der Mannschaft eine Familie und stehen füreinander ein", sagte der Staffel-Olympiasieger, der Fourcade in den vergangenen Wochen unfaires Verhalten vorwarf.

Ursprung des Streits ist ein Post Fourcades im sozialen Netzwerk Instagram. Unter ein Foto des russischen Verbandes RBU, mit dem Loginows WM-Nominierung verkündet wurde, hatte er kommentiert, dass man nicht vergessen sollte, dass der ehemalige Junioren-Weltmeister zwei Jahre wegen EPO-Missbrauchs gesperrt war. Daraufhin forderte die RBU beim Weltverband IBU sogar Disziplinarmaßnahmen gegen Fourcade. Den Kommentar löschte er jedoch schnell wieder, Konsequenzen gab es keine.

Der frisch gebackene deutsche Weltmeister Arnd Peiffer begrüßte das. "Das ist legitim, das als Kommentar abzulassen", sagte der 29-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld. Peiffer fand zudem drastische Worte für die aktuellen Spannungen bei den Skijägern: "Auch wenn immer von der Biathlon-Familie die Rede ist, eine Familie sind wir nun sicher nicht. Man kann sich da durchaus mal gegenseitig kritisieren. Aber nicht alle sind für Kritik offen - und dann passiert sowas."

(sid)
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