Leverkusen Bayer schafft Monsanto-Deal 2017 nicht

Leverkusen · Der Chemiekonzern braucht mehr Zeit, um die Bedenken der Wettbewerbshüter auszuräumen. Er beantragt bei der EU-Kommission eine Verlängerung der Prüffrist bis Januar.

Die Spatzen pfeifen es in Leverkusen schon lange vom Dach, nun hat sich der Konzern auch öffentlich erklärt. Aus der Übernahme des amerikanischen Saatgutriesen wird in diesem Jahr nichts mehr. Bayer braucht mehr Zeit, um die großen Bedenken der Wettbewerbshüter in Brüssel auszuräumen. Deshalb beantragte der Konzern in dieser Woche eine Verlängerung der Prüffrist bis zum 22. Januar 2018.

Damit solle eine der Größe der Transaktion angemessene Prüfung ermöglicht werden, erklärte Bayer. "Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlicher, dass ein Abschluss der Transaktion statt zum Jahresende 2017 nun Anfang 2018 zu erwarten ist", sagte Liam Condon, Chef der Agarsparte von Bayer. Der 49-jährige Ire ist neben Konzernchef Werner Baumann der Hauptverantwortliche für den 59-Milliarden-Euro Deal. Und er durfte nun die schlechte Nachricht überbringen. Die Aktie gab leicht nach.

"Wir können bestätigen, dass die Prüfungsfrist bis zum 22. Januar verlängert wurde", sagte ein Sprecher der Kommission. "Die Fusionsparteien haben für die vertiefte Prüfung eine Verlängerung um zehn Tage beantragt, was ihnen nach der Fusionskontrollverordnung auch möglich ist."

Die Leverkusener hatten schon ihr erstes selbstgestecktes Ziel verfehlt, den Antrag bei der EU im ersten Quartal 2017 einzureichen. Es wurde Ende Juni. Am 22. August leitete die Kommission dann eine vertiefte Prüfung ein. Sie hatte nach einer ersten Untersuchung die Sorge, dass die Fusion den Wettbewerb in den Bereichen Pestizide, Saatgut und digitale Landwirtschaft beeinträchtigen könnte.

Bayer und Monsanto hatten sich schon früh bereiterklärt, Beteiligungen mit einem Umsatz von bis zu 1,6 Milliarden Dollar abzugeben, um die Bedenken zu zerstreuen. Branchenbeobachter gehen aber davon aus, dass das nicht reichen wird. Zudem haben in der Vergangenheit Unternehmen, die eine Verlängerung der Prüffrist beantragten, meist direkt weitere Verpflichtungszusagen gemacht. Der Einigungsdruck ist vor allem für Bayer groß: Sollte der Deal platzen, weil die Behörden kein grünes Licht geben, muss Bayer eine Ausfallprämie von zwei Milliarden Dollar an Monsanto zahlen. So haben es die Unternehmen vor einem Jahr, am 14. September 2016, vertraglich vereinbart.

Condon ist aber zuversichtlich: Man befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit der EU. Und die digitale Landwirtschaft stecke bei Bayer ohnehin noch in den Kinderschuhen. Hier geht es darum, dass der Saatgut- und Pestizid-Verkäufer den Bauern mit Hilfe von Apps sagt, wann sie am besten säen, düngen und spritzen. Der Konzern betonte, man habe inzwischen bei fast allen der rund 30 relevanten Behörden die Genehmigungen beantragt und bereits von über einem Drittel grünes Licht erhalten.

(anh)
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