Börse Der Dax trotzt den Japan-Sorgen

Frankfurt/Main · Die Hoffnung auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Europa hat am deutschen Aktienmarkt die Sorgen um Japan verdrängt. Der Dax machte am Montag anfängliche Verluste wegen des Abrutschens des Landes in die Rezession wett und legte zum Handelsschluss um 0,58 Prozent auf 9306 Punkte zu.

Auch die anderen Indizes schafften es zum Wochenstart in die Gewinnzone. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen rückte um 0,34 Prozent auf 16.346 Punkte vor. Dem Technologiewerte-Index TecDax gelang ein noch deutlicherer Anstieg von 1,33 Prozent auf 1280,43 Punkte.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hatte erneut die Bereitschaft für weitere Schritte der Notenbank im Kampf gegen die maue Konjunktur und eine zu geringe Inflation in der Eurozone bekräftigt. "Falls sich die bereits beschlossenen Maßnahmen als nicht ausreichend erweisen, wird der geldpolitische Rat einstimmig hinter weiteren Maßnahmen stehen", versicherte er bei einer Anhörung vor Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Draghi sagte, diese Maßnahmen könnten auch Ankäufe von Staatsanleihen beinhalten.

Japans Wirtschaft war im zweiten Quartal des laufenden Fiskaljahres überraschend in die Rezession gerutscht, was den Nikkei-225-Index in Tokio um knapp 3 Prozent nach unten gedrückt und zunächst auch den Dax belastet hatte. Die Ukraine-Krise indes war am Wochenende ein großes Thema auf dem G20-Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Australien gewesen.

Dort war wieder deutlich geworden, wie groß die Meinungsverschiedenheiten zwischen Russland und dem Westen sind.
Damit bleibe die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt in diesen Tagen eine sehr wacklige Angelegenheit, sagte der Analyst Jens Klatt.

Unternehmensnachrichten waren zum Wochenstart dünn gesät. Die Aktien der Merck KGaA sprangen mit plus 3,20 Prozent auf 76,67 Euro an die Dax-Spitze - bei 77,99 Euro hatten sie im Verlauf erneut ein Rekordhoch erreicht. Die Titel profitierten von einer angekündigten Allianz des Pharma- und Chemiekonzerns mit dem US-Pharmariesen Pfizer zur Entwicklung und Vermarktung von Krebs-Antikörpern.

Siemens-Titel schlossen nach der Veröffentlichung eines Interviews mit Vorstandschef Joe Kaeser 0,47 Prozent höher. Kaeser hatte dem Geschäftsbereich Medizintechnik eine vorläufige Bestandsgarantie im Unternehmen gegeben und Spekulationen über eine Ausgliederung, einen Verkauf oder einen Börsengang der Sparte eine Absage erteilt.

An der MDax-Spitze profitierten die Titel des Stahlherstellers Salzgitter wie schon am Freitag von einem positiven Analystenkommentar. Am Montag betrug das Plus 2,91 Prozent.

Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Gewinn von 0,81 Prozent auf 3084,79 Punkte. Auch in Paris und in London legten die Börsen zu. In den USA hingegen gab der Dow Jones Industrial leicht nach.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere bei 0,65 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,18 Prozent auf 138,30 Punkte. Für den Bund-Future ging es um 0,22 Prozent auf 151,55 Punkte nach unten. Der Kurs des Euro geriet nach dem Auftritt von Mario Draghi in Brüssel unter Druck und notierte zuletzt bei 1,2450 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2496 (Freitag: 1,2436) Dollar festgesetzt.
Der Dollar kostete damit 0,8003 (0,8041) Euro.

(dpa)
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