Düsseldorf Der Stifter der Daimler-Chrysler-Ehe wird 70

Düsseldorf · Jürgen Schrempp wollte den Stuttgarter Autobauer zur Welt AG aufbauen - und scheiterte kläglich.

Jürgen Schrempp ist ein Freund markiger Worte. Als der hochgewachsene Manager aus Baden die von ihm initiierte Fusion der Autokonzerne Daimler und Chrysler 1998 beschrieb, sprach er von einer Unternehmensehe, die "im Himmel geschlossen" worden sei. Die himmlische Ehe hielt gerade einmal neun Jahre und zählt zu den teuersten Fehlinvestitionen der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Und sie ist nur ein Punkt einer langen Liste von Problemen und Fehlentscheidungen, die in die Schrempp-Ära bei Daimler fallen: Pannen bei der Einführung des Mautsystems Toll Collect, die teuren Ausstiege beim japanischen Partner Mitsubishi und dem koreanischen Autobauer Hyundai, dazu der Elchtest, bei dem die A-Klasse umkippte. Auch sein teils hartes Vorgehen im Umgang mit den Beschäftigten tat ein Übriges: Dass Schrempp die Lohnfortzahlung für kranke Mitarbeiter kappte, brachte ihm bei Arbeitnehmervertretern den Ruf als "Rambo" ein.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Konzern 2005 wurde es ruhig um Schrempp. Die Öffentlichkeit meidet der Manager nahezu gänzlich. Interviews gibt er nicht. Auch Medienanfragen zu seinem 70. Geburtstag am kommenden Montag lehnt er ab: Er lasse "sehr herzlich" grüßen, teilt sein Sekretariat mit. Seine "restriktive Haltung hinsichtlich der Kommunikation mit den Medien" wolle er beibehalten.

"Er lebt nicht zurückgezogen, aber er tritt in der Öffentlichkeit nicht mehr auf - zumindest in Deutschland", erklärt sein Weggefährte und Vertrauter Matthias Kleinert, einst Generalbevollmächtigter bei Daimler, "weil er den Rummel um seine Person nicht mehr möchte."

Vor allem Spott und Häme nach dem Scheitern seines großen Traumes von einer automobilen Welt AG dürften für diese Haltung verantwortlich sein. Aktionäre kritisierten den Deal als "größte unternehmerische Fehlentscheidung und Kapitalvernichtung".

Das Kapitel Daimler ist für den einstigen Konzernchef immer noch nicht abgeschlossen. Ein Rechtsstreit um die Umstände seines überraschenden Rücktritts beschäftigt noch heute die Gerichte. Rund 100 Anleger hatten geklagt, weil sie kurz vor Bekanntwerden von Schrempps Abgang ihre Daimler-Aktien verkauft hatten. Als dieser am 28. Juli seinen Rückzug öffentlich machte, führte das zu massiven Kursanstiegen. Das Stuttgarter Oberlandesgericht muss den Fall erneut aufrollen. Das könnte Schrempp, der mit seiner zweiten Frau Lydia zwischen München und Kitzbühel pendelt, zumindest kurzzeitig wieder zurück nach Stuttgart verschlagen - und ihm die Öffentlichkeit bringen, die er mittlerweile so sehr meidet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort