Davos Die NRW-Elite trifft sich in Davos

Davos · Ab heute sind die Mächtigen aus Wirtschaft und Politik beim Weltwirtschaftsforum. Der Jahresbeitrag beträgt pro Konzern mindestens 50 000 Franken. RWE zahlt über 100 000 Euro. Das sorgt im Konzern, der Jobs streicht, für Kritik.

Einmal im Jahr verwandelt sich Davos zur Festung. Dann kommen die mächtigsten Manager und Spitzenpolitiker aus aller Welt in den Schweizer Skiort, um über die Verbesserung der Welt zu sprechen — und ganz nebenbei alte Kontakte zu pflegen, neue Kontakte zu machen und Geschäfte anzubahnen. Das World Economic Forum (WEF), das heute unter dem Motto "Die Neugestaltung der Welt" beginnt, ist für viele Konzernchefs ein fester Termin im Jahresverlauf. "Das WEF ist für mich zugleich Inspirationsquelle und Kommunikationsplattform. In wenigen Tagen kann ich mit den Meinungsführern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im engen Austausch sein — und das ohne weiteren Reiseaufwand", sagt etwa Post-Chef Frank Appel.

Seit 1971 holt der deutsche Wirtschaftsexperte Klaus Schwab die Mächtigsten der Welt zusammen — besonders gern auch die ganz Großen aus der Politik: Nelson Mandela war in Davos, Bill Clinton, Wladimir Putin, Helmut Kohl. Auch Angela Merkel kam früher gerne nach Davos, in diesem Jahr nimmt die Kanzlerin, eingeschränkt durch ihre Hüft-Verletzung, nicht teil.

Dem von Schwab gegründeten Weltwirtschaftsforum gehören inzwischen 1000 der weltgrößten Unternehmen sowie 200 kleinere als Mitglieder oder Partner an. Der Jahresbeitrag liegt — je nach Größe der Firma und Umfang der Beteiligung — zwischen 50 000 und 500 000 Franken (406 000 Euro). Das WEF hat seinen Hauptsitz in Cologny am Genfer See und beschäftigt weltweit mehr als 500 Mitarbeiter.

Henkel-Chef Kasper Rorsted reist regelmäßig in die Schweiz: "Man bekommt ein gutes Gefühl dafür, welche Themen für die unterschiedlichen Branchen, aus denen unsere Kunden kommen, derzeit am wichtigsten sind. Es gibt weltweit keine vergleichbare Veranstaltung, die es ermöglicht binnen weniger Tage eine solche Bandbreite an Expertise zu treffen."

Auch Lanxess-Chef Axel Heitmann lobt: "Das WEF ist die einzige globale Veranstaltung, wo wichtige Entscheider von Politik und Wirtschaft zusammen kommen. Ich hoffe auf einige Antworten zu den drängenden Fragen der Gegenwart."

RWE-Chef Peter Terium fährt ebenfalls nach Davos. " Nirgends kann ich Treffen mit Geschäftspartnern, Politikern und Vertretern von Umwelt-Dachverbänden so effizient organisieren wie in Davos. Ich führe Gespräche im Stundentakt. Dazu kommen Diskussionen im Zusammenhang mit meiner Funktion als Vorsitzender der Energie-Branchenvertreter im WEF. Wir entwickeln gemeinsam Lösungen für den globalen Investitionsbedarf für Energieinfrastruktur."

Und doch sorgt die Reise von Terium und einem weiteren RWE-Manager für Kritik in dem Essener Konzern. Für die Reise der beiden Manager sowie für das von RWE gesponserte Skirennen, das Terium von seinem Vorgänger Jürgen Großmann übernommen hat, zahlt RWE alles in allem mehr als 100 000 Euro, heißt es in dem Unternehmen. "Solche Ausgaben sind nicht vermittelbar, wenn der Konzern zugleich unten kräftig spart und tausende Stellen streicht", heißt es im Konzern. RWE streicht allein in der Kraftwerkssparte über 3000 Stellen.

Zu der Kritik erklärte die RWE-Sprecherin: " RWE organisiert am Sonntag ein Pressegespräch und ein Skirennen auf einem bestehenden Parcours. Beides ist sehr kostenbewusst kalkuliert: Rund 10 000 Euro kostet das Pressegespräch, rund 20 000 Euro das Skirennen, bei dem WEF-Teilnehmer und Journalisten an den Start gehen." Dieses Event diene dem abschließenden Austausch mit Teilnehmern und Journalisten. Zudem würden die Mitarbeiter transparent über die Aktivitäten in Davos informiert.

(RP)
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