Neue Umfrage zur Steuermoral 95 Prozent der Deutschen halten Staat für zu verschwenderisch

Düsseldorf · Der Ankauf von Steuer-CDs und promintente Fälle von Steuerhinterziehung wie etwa Uli Hoeneß scheinen auch Wirkung auf das Verhalten und die Moral der Bundesbürger gehabt zu haben. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Bund der Steuerzahler NRW angesichts seiner neuen Umfrage zur "Steuerkultur und Steuermoral in Deutschland 2014". Denn die Steuermoral der Deutschen ist demnach sehr hoch.

Harte Strafen für Steuerhinterziehung
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Foto: dpa, Uli Deck

Kaum ein Thema hat die Schlagzeilen in den vergangenen Monaten so beherrscht wie das Thema Steuerhinterziehung. Da war der Prozess und die Verurteilung um den Ex-Bayern-Präsidenten, da waren die Fälle von Steuerhinterziehung im Bundestag, da war die Debatte um die Verschärfung der Selbstanzeige, und da war nicht zuletzt der Streit zwischen NRW und dem Bund um den Ankauf von Steuer-CDs. Der Bund der Steuerzahler NRW wollte daher nun zum siebten Mal wissen, wie es denn um die Steuermoral der Deutschen bestellt ist.

Nach der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage haben sich die Einstellungen der Deutschen zu dem Thema im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2008 weitgehend geändert. Demnach hat sich etwa die Steuermoral der Bundesbürger erheblich verbessert. Lag der sogenannte Steuermoralindex vor sechs Jahren noch bei 4,28, ist er in diesem Jahr auf 4,8 gestiegen. So hielten 82 Prozent der Bürger Steuerhinterziehung generell für unmoralisch (2008: 67 Prozent). Und eine deutliche Mehrheit von 62 Prozent ist davon überzeugt, dass Steuerhinterziehung auch dann eine bleibt, wenn es nur um geringe Beträge gehe. Der Bund der Steuerzahler nennt auch Gründe für diese Entwicklung.

Die meisten halten die Steuerlast für zu hoch

Ein zentraler Grund sei die Angst, erwischt zu werden. Diese habe zugenehmen, was auch auf den vermehrten Ankauf von Steuer-CDs zurückzuführen sei. Zum anderen wirke die Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit, was einen Einfluss auf die moralischen Werte habe. Als Beispiel wird dabei die Hoeneß-Steueraffäre genannt.

Angesichts dessen gaben 80 Prozent der Befragten an, noch nie vorsätzlich falsche Angaben bei der Steuererklärung gemacht zu haben, um weniger Steuern zu zahlen. 2008 sagten dies 73 Prozent. Und gerade einmal 14 Prozent gaben an, schon einmal Steuern hinterzogen zu haben (2008: 22 Prozent). Auch die grundsätzliche Bereitschaft zur Steuerhinterziehung habe nachgelassen: 68 Prozent der Befragten gaben an, dass sie das unter keinen Umständen tun würden, 2008 waren es 57 Prozent.

Obwohl nach den Ergebnissen eine hohe Moral bezüglich der Zahlung von Steuern zu herrschen scheint, sind die Deutschen dennoch mit dem Steuersystem, der Steuergerechtigkeit und der individuellen Steuerlast in der Bundesrepublik unzufriedener als noch vor sechs Jahren.

So halten 85 Prozent der Befragten die Steuerlast insgesamt für zu hoch. Das ist laut Bund der Steuerzahler der höchste Wert seit Ende der 1980er Jahre. Dabei verstehen die Bürger unter der Steuerlast nicht nur Steuern, sondern auch indirekte Steuern und Abgaben wie Sozialversicherungsbeiträge.

Für Beibehaltung der Selbstanzeige

Nach der Umfrage ist auch das sogenannte relative Steuerbelastungsgefühl gestiegen. Fast drei Viertel der Deutschen, so das Ergebnis, seien davon überzeugt, dass sie im Vergleich mit anderen zu viele Steuern zahlten. Doch die gefühlt zu hohen Steuern sind nicht das Einzige, was die Bürger am Steuersystem hierzulande stört.

Dazu gehört auch, dass zwei Drittel der Befragten der Ansicht sind, dass der zeitliche Aufwand zu hoch ist, um die steuerlichen Pflichten zu erfüllen 21 Prozent sagen sogar, er sei zu hoch. "Diese Zahlen sind ein Indiz für den Wunsch nach einem einfacheren Steuersystem", bewertet der Bund der Steuerzahler NRW die Zahlen. Insbesondere Selbstständige und Freiberufler fühlten sich diesbezüglich überlastet.

Kritik gibt es auch am Staat selbst. 95 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass der Staat zu verschwenderisch mit dem Steuergeld der Bürger umgeht. Angesichts von Kostenexplosionen bei Großprojekten wie dem Hauptstadtflughafen BER oder der Hamburger Elbphilharmonie dürfte dies nicht verwundern. Die Befragten plädieren jedenfalls mehrheitlich dafür, die Steuereinnahmen zum Abbau von Schulden zu nutzen.

Der Bund der Steuerzahler hat die Deutschen auch gefragt, wie sie zu der strafbefreienden Selbstanzeige stehen. Das Ergebnis: Die Mehrheit möchte sie beibehalten, plädiert aber für schärfere Konsequenzen wie etwa höhere Zinsen und Strafzuschläge oder auch die Abschaffung der Verjährungsfrist.

(das)
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