Barcelona Günstige Handys erobern den Markt

Barcelona · Auf der weltgrößten Handymesse zeigt Nokia ein Handy für 15 Euro. Auch Smartphones werden immer günstiger: Alcatel bietet ein Gerät für unter 100 Euro. Und das Handy wird immer mehr zum mobilen Portemonnaie.

2013 verspricht, zum Jahr der günstigen Smartphones zu werden. Beim Mobile World Congress in Barcelona, der größten Handymesse der Welt, sind Geräte allgegenwärtig, die weniger als 200 Euro kosten. Vodafone hofft, schon bald Smartphones für nur 30 Euro anbieten zu können. Dies erklärte gestern Vodafone-Chef Vittorio Colao. In Wachstumsregionen wie Afrika oder Indien gebe es schon Geräte für 50 Euro. Doch um das Geschäft weiter anzukurbeln, wolle man die Preise weiter drücken. "Aktuell nutzen nicht mal zehn Prozent der Bevölkerung der Menschen in Wachstumsländern mobile Datendienste. Mit günstigeren Geräten für 25 oder 30 Euro werden wir die Nutzung stark anreizen", so Colao.

Damit beschreibt Vodafone den neuen Trend in der Mobilfunkindustrie: Immer bessere Geräte werden immer günstiger angeboten. Nokia-Chef Stephen Elop stellte zwei neue Lumia-Modelle mit dem Betriebssystem Windows Mobile 8 vor. Mit dem Lumia 520 gibt es nun erstmals ein Lumia-Gerät für etwas weniger als 200 Euro. Die Programme laufen ohne Ruckeln, der Touchscreen bietet ein gutes Bild und die Navigation ist deutlich besser als bei teureren Konkurrenzmodellen. Auffällig ist auch die Kacheloptik von Windows Mobile.

Erst einmal nur in Osteuropa will die Telekom das nicht mal 100 Euro teure Alcatel One Touch Fire verkaufen. Es basiert auf dem neuen Betriebssystem Firefox OS, dem viele Mobilfunkkonzerne Rückendeckung zum Start geben. Der Clou: Weil keine Lizenzgebühren für die von der Mozilla-Stiftung entwickelte Software bezahlt werden muss, lassen sich Smartphones mit Firefox viel günstiger herstellen als Geräte mit Android-Software von Google. Telekom und andere wollen Geräte mit Firefox auch deshalb auf den Markt bringen, um das Übergerwicht von Apple und Android zu dämpfen. "Apple und Android haben gemeinsam einen Marktanteil von 90 Prozent bei Betriebsystemen für Smartphones", sagt ein führender Telekom-Manager. "Da muss man schon etwas gegenhalten."

Wer auf ein Smartphone verzichten kann, der kann es noch günstiger haben. Mit dem Modell 105 stellte Nokia ein Handy für 15 Euro vor, das Grundfunktionen wie einfaches Surfen, E-Mails und Fotografieren bietet. Die Akkulaufzeit wird Besitzer von Smartphones aber neidisch machen: Sie beträgt einen Monat. Nokia will mit dem 105 jene 2,7 Milliarden Menschen weltweit ansprechen, die gar kein Handy haben.

Paralell entwickeln sich Smartphones zum Bezahlsystem: in Entwicklungsländern als Ersatz für auf dem Land oft nicht vorhandene Banken, in Europa als Alternative zu Bargeld oder Kreditkarten. "Die Leute werden zunehmend U-Bahn-Karten oder kleine Einkäufe mit dem Smartphone bezahlen", sagte Colao. "Das Handy wird so zum mobilen Portemonnaie." Die Deutsche Telekom sieht das ähnlich und will nach einem Pilotprojekt in Polen auch in Deutschland Bezahlen von Gütern per Handy möglich machen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort