Berlin Reform der Pflege-Ausbildung

Berlin · Eine Einigung über eine einheitliche Pflege-Ausbildung steht kurz bevor.

Kinder-, Kranken- und Altenpflegerinnen und Pfleger sollen künftig gemeinsam ausgebildet werden. Nach monatelangen Querelen in der großen Koalition um die Reform bei den Pflegeberufen steht eine Einigung kurz bevor, wie unsere Redaktion aus Fraktionskreisen erfuhr. In der vergangenen Woche knallte es noch einmal heftig zwischen Union und SPD.

Nun zeichnet sich ein Kompromiss ab, wonach die drei Pflegeberufe künftig mindestens zwei Jahre lang gemeinsam ausgebildet werden sollen. Im dritten Jahr sollen die angehenden Pflegekräfte die Möglichkeit haben, sich auf Kinder- oder Altenpflege zu spezialisieren. Es ist damit zu rechnen, dass sich die Fraktionen der großen Koalition in Berlin am Montag auf dieses Modell einigen.

Für die Ausbildung der Kinderpflege wäre die Spezialisierung im dritten Jahr ein Vorteil. Der Umgang mit Babys und Kindern unterscheidet sich erheblich von der Pflege alter und kranker Erwachsener. Eine dreijährige generalistische Kinderpflege hätte zu der Schwierigkeit geführt, dass es nicht genug Ausbildungsplätze für alle angehenden Pflegekräfte auf den wenigen Kinderstationen gegeben hätte.

Die meisten Konflikte gab es um die Zusammenlegung der Alten- und Krankenpflege. Während der Gesetzentwurf aus dem Gesundheitsministerium die generalistische Ausbildung für drei Jahre vorsah, gab es dagegen starken Widerstand in der Unionsfraktion. Die Lobby der Pflegeanbieter hatte Stimmung gemacht. Bislang werden Altenpflegekräfte deutlich schlechter bezahlt als Krankenpflegekräfte. Die Gehaltsunterschiede liegen bei etwa 20 Prozent. Eine gemeinsame Ausbildung hätte zur Folge, dass der Druck auf die Pflegeheime gewachsen wäre, ähnliche Tarife zu zahlen, wie es sie in den Krankenhäusern gibt.

Die SPD wollte die generalistische Ausbildung für drei Jahre durchsetzen, weil sie sich davon einen Lohnschub für die Altenpflegekräfte verspricht. Inhaltlich gilt eine gemeinsame Ausbildung als geboten, weil in einer alternden Gesellschaft Pflegekräfte in Kliniken immer häufiger Menschen mit typischen Alterskrankheiten wie Demenz versorgen müssen. Pflegekräfte wiederum haben es zunehmend mit betagten Menschen zu tun, die an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden und auch medizinische Versorgung brauchen.

(qua)
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