Düsseldorf Umfrage: Mehrheit für Diesel-Fahrverbote

Düsseldorf · Für NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin ist ein Ausschluss aus Innenstädten nur die ultima ratio.

Reiner Schnorr hat vorgesorgt und einen Hyundai gekauft. Mit Brennstoffzelle. Noch drohen zwar in Wuppertal, wo Schnorr Obermeister der Innung des Kraftfahrzeughandwerks ist, keine Fahrverbote für Diesel-Autos, so wie sie nun für Stuttgart beschlossen wurden. Aber man weiß ja nie. Die Folgen, ist er überzeugt, wären jedoch dramatisch: "In den Kommunen würde nichts mehr laufen." Denn egal ob Liefer- oder Rettungswagen - alles Diesel.

Die Sorgen in der Handwerkerschaft sind groß, immerhin drohen auch in Städten wie Düsseldorf Fahrverbote, weil die Feinstaubbelastung seit Jahren zu hoch ist und Diesel-Fahrzeuge dafür mitverantwortlich sind. Beim politischen Frühstück beruhigte NRW-Wirtschaftsminister gestern jedoch in der Handwerkskammer Düsseldorf die Branche: "Ich glaube, dass ein Fahrverbot absolute ultima ratio sein sollte." Natürlich habe man ein großes Interesse an sauberer Luft, aber: "Der Lieferverkehr muss immer mit einer anderen Elle gemessen werden, da muss es Ausnahmen geben. Es kann nicht sein, dass der Handwerker seine Baustellen nicht erreichen kann." Duin versprach, dass die Landesregierung kluge Lösungen finden werde.

Umweltorganisationen kämpfen vor Gericht gegen die Luftverschmutzung in vielen deutschen Städten - oft mit Erfolg. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lehnt Fahrverbote bislang jedoch kategorisch ab. Der Städte- und Gemeindebund hält eine Vielzahl von Fahrverboten auch für unwahrscheinlich. "Dass wir jetzt flächendeckend in deutschen Städten Fahrverbote bekommen, glaube ich nicht", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Seiner Einschätzung nach können Verbote ohnehin nicht zu feinstaubfreien Innenstädten beitragen. "Es kommt teilweise aus den Reifen, es kommt teilweise aus dem Straßenabrieb - das ist also sehr viel komplizierter."

Die Mehrheit der Deutschen würde Fahrverbote für Dieselautos mit hohem Schadstoffausstoß in Stadtteilen mit besonders schlechter Luftqualität jedoch begrüßen. In einer von der Umweltschutzorganisation Greenpeace in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage sprechen sich 61 Prozent der Teilnehmer für solche Verbote aus. Von den befragten Frauen sind sogar zwei Drittel dafür, 55 Prozent der Männer stimmten Fahrverboten zu.

Fahrverbote könnten langfristig jedoch Probleme für Besitzer von Diesel-Fahrzeugen verursachen. Denn die Preise für Dieselautos sind durch die Diskussion um Fahrverbote laut einem Autohändler-Verband bereits massiv unter Druck. "Wir gehen davon aus, dass sich im Moment die Preise um zehn bis 20 Prozent nach unten bewegen", sagte Ansgar Klein, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes freier Kfz-Händler. In dem Verband haben sich nach eigenen Angaben 900 deutsche Autohändler organisiert.

(frin)
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