Diesel-Skandal Stadler gerät in Audi-Affäre zunehmen unter Druck

Frankfurt · Die Staatsanwaltschaft München reagiert auf die neuen Vorwürfe gegen Audi und weitet ihre Diesel-Ermittlungen gegen den Autobauer aus: Sie untersucht jetzt auch die Fahrzeugverkäufe des Unternehmens in Deutschland und Europa. Audi-Chef Rupert Stadler kommt in Erklärungsnot.

 In Deutschland sind etwa 14.000 Audi-Kunden vom Rückruf betroffen.

In Deutschland sind etwa 14.000 Audi-Kunden vom Rückruf betroffen.

Foto: dpa, awe fpt vge

"Wir haben das jetzt erweitert", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München II am Freitag. Einbezogen würden nun auch Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa, nicht mehr nur wie bisher in den USA. Mitte März hatte die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung eingeleitet. Dabei ging es um Abgas-Manipulationen in den USA.

Das Verfahren läuft weiter gegen Unbekannt, wie der Ermittler weiter sagte. Konkrete Beschuldigte im aktiven oder ehemaligen Audi-Management gibt es nicht. Ein Ende der Ermittlungen sei bisher nicht absehbar.

Rund 14.000 deutsche Kunden betroffen

Nach Informationen des "Spiegel" droht Audi-Chef Rupert Stadler nun die Ablösung an der Konzernspitze. "Wir werden über diesen Vorgang mit Herrn Stadler im Aufsichtsrat zu reden haben", zitierte das Nachrichtenmagazin am Freitag einen Vertreter der Arbeitnehmerseite im VW-Aufsichtsrat.

Der Audi-Chef kritisierte am Freitag Bundesverkehrsminister Dobrindt: "Dass Herr Dobrindt allein vorprescht, hat mich persönlich sehr enttäuscht", sagte Stadler der Branchen- und Wirtschaftszeitung "Automobilwoche". "Wir sind alle zwei Wochen beim Kraftfahrtbundesamt und erstatten Bericht. Bei 24 000 Autos in Europa haben wir Auffälligkeiten gefunden. Diese Informationen haben wir den Behörden mitgeteilt. Dies und das weitere Vorgehen wollten wir gemeinsam kommunizieren", sagte Stadler. Dass die Behörden illegale Software "entdeckt" hätten, sei das falsche Wort. "Wir selbst drehen jedes Steinchen um."

Laut Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR wurde am Freitag auch eine firmeninterne Videobotschaft Stadlers verbreitet. "Die Politik stellt da gerade manches anders dar und hat uns mit ihrem Alleingang an die Medien überrascht", sagte der Audi-Chef dem Bericht zufolge in dem Beitrag. "Vielleicht wirft der Wahlkampf schon seine ersten Schatten."

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte Donnerstag bekanntgegeben, dass bei Audi-Fahrzeugen der zwei Modellreihen A7 und A8 mit V6- und V8-Motoren der Baujahre 2009 bis 2013 eine Software eingesetzt ist, die erkennt, wann sich ein Fahrzeug bei der Abgasmessung befindet und wann im Straßenverkehr. Die Autos stoßen nach Angaben von Audi unter realen Bedingungen 20 bis 100 Prozent mehr Stickoxid (NOx) aus als angegeben.

Audi erklärte, das Unternehmen habe die "Auffälligkeiten" bei umfangreichen eigenen Untersuchungen selber festgestellt und sie dem Kraftfahrtbundesamt angezeigt. Der Autobauer versicherte, er werde auch weiter "vollumfänglich" mit den Behörden zusammenarbeiten.

Audi-Fahrzeuge mit einer illegalen Abgassoftware sollen umgerüstet werden. Der Hersteller will den Rückruf voraussichtlich im Juli starten. In der Werkstatt wird eine neue Software aufgespielt; dies dauere etwa 30 Minuten, teilte Audi mit. In Deutschland seien etwa 14.000 Kunden gehen. Insgesamt geht es Angaben zufolge um rund 24.000 Fahrzeuge.

(wer/REU/afp)
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