Abstimmung über "dreiste Werbelügen" Foodwatch vergibt "Goldenen Windbeutel"

Berlin (RPO). Verbraucher können seit Montag über den "Goldenen Windbeutel" 2010 abstimmen. Erhalten soll den Negativpreis das Produkt, das nach ihrer Ansicht "die dreisteste Werbelüge des Jahres" verbreitet, wie die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch erklärte.

Goldener Windbeutel 2010 geht an Monte Drink
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Eine von Foodwatch eingesetzte Jury wählte dafür fünf Kandidaten aus - unter anderem eine Biolimonade mit nur geringem Bio-Anteil oder ein als gesund angepriesenes Kindergetränk mit viel Zucker.

"Wenn es um Transparenz und Information geht, schweigen viele Hersteller - aber wenn es um Werbung geht, plustern sie sich auf wie ein Windbeutel", sagte Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Irreführende Reklame für Lebensmittelprodukte sei leider keine Seltenheit, sondern an der Tagesordnung. "Wenn die Leute sehen, dass sie an der Nase herumgeführt werden, sind sie völlig zu Recht sauer - aber erst, wenn möglichst viele ihren Ärger die Unternehmen wissen lassen, werden die an ihren irreführenden Werbepraktiken etwas ändern."

Biolimo, Nudelsoße, Dosensuppe

Nominiert für den "Goldenen Windbeutel" ist unter anderem die Biolimonade "Beo" von Carlsberg, bei der nach Foodwatch-Angaben gerade einmal 5,5 Prozent wirklich "bio" sind. Demnach stammen nur der Zucker in dem Getränk und das verwendete Gerstenmalz aus Bioanbau, die Geschmacksstoffe hingegen aus dem Labor. Zur Wahl steht auch eine Nudelsauce von Bertolli, für die Hersteller Unilever mit einer "verbesserten Rezeptur" werbe, obwohl sich das Produkt eigentlich nur veschlechtert habe, erklärte Foodwatch. Neu im Rezept seien ein Aroma und ein Geschmacksverstärker, zudem sei natürlicher Zitronensaft durch den Zusatzstoff E 330 (Citronensäure) ersetzt worden.

Nominiert wurde auch der Wellness-Tee "Der Gelbe - Zitrone-Physalis" von Pfanner. Physalis prangten zwar auf der Verpackung, seien aber nicht einmal in Spuren im Produkt enthalten. Dafür sei der Zuckergehalt für ein Wellnessgetränk sehr hoch. An einer nominierten Fertigsuppe von Escoffier kritisiert Foodwatch, diese werde als Feinschmeckerprodukt beworben, sie sei jedoch "voller Zusatzstoffe und nur so gut wie jede Tütensuppe". Dafür werde sie sehr viel teurer verkauft. Ebenfalls nominierte die Jury ein Kindergetränk von Zott, das als "gesunde "Zwischenmahlzeit" beworben werde, jedoch eine Zuckerbombe sei.

Foodwatch wendet sich mit seiner Kampagne abgespeist.de gegen irreführende Werbepraktiken von Lebensmittelherstellern. Dazu stellt die Organisation auf ihrer Internetseite regelmäßig Produkte vor, die nach ihren Angaben nicht halten, was sie versprechen. Fünf dieser Produkte stellte die Jury nun zur Abstimmung.

Im vergangenen Jahr wählten 35.000 Teilnehmer den Trinkjoghurt Actimel von Danone auf Platz eins. Foodwatch hatte kritisiert, das als gesundheitsfördernd beworbene Getränk stärke das Immunsystem nur ähnlich gut wie ein herkömmlicher Naturjoghurt, sei aber viermal so teuer und doppelt so zuckrig. Das Unternehmen selbst wies die Kritik als unzutreffend zurück und wirft Foodwatch vor, Verbraucher gezielt zu verunsichern. Das Produkt aktiviere nachweislich die Abwehrkräfte. Seine Wirksamkeit ist laut Danone in mehr als 30 wissenschaftlichen Studien nachgewiesen.

Verbraucher haben bis zum 22. April Zeit, auf der Internet-Seite www.abgespeist.de abzustimmen.

(AFP/awei)
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