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Gerüchte um Werk-Schließung Neuer Kampf um Opel Bochum

Düsseldorf/Bochum · Die Opel-Mutter General Motors lässt Pläne zur Schließung des Bochumer Werkes durchsickern. Die deutsche Opel-Spitze dementiert. Aber mit so unglücklichen Worten, dass die Sorgen der Opelaner eher noch wachsen. Klar ist: Das Bochumer Opel-Werk muss erneut ums Überleben kämpfen.

2012: 150 Jahre Opel-Tradition
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Zwei Jahre nach der erbitterten Diskussion um Staatshilfen für Opel drohen dem immer noch defizitären deutschen Autobauer erneut Werksschließungen. Die amerikanische Opel-Mutter General Motors (GM) ließ gegenüber dem "Wall Street Journal" durchsickern, die Werke in Bochum (knapp 5000 Mitarbeiter) und im britischen Ellesmereport (gut 2000 Mitarbeiter) stünden auf dem Spiel.

Als Grund wird ein radikales Sparprogramm genannt, mit dem GM sein tiefrotes Europa-Geschäft mit Opel an der Spitze sanieren will. Während GM dank US-Staatshilfen in der Heimat und auch in China wieder glänzend verdient, brachen die Neuzulassungen der Schwestermarken Opel und Vauxhall europaweit allein im Dezember um 17 Prozent ein — vor allem wegen der Schuldenkrise in Südeuropas.

Wie unsere Redaktion aus Bankenkreisen erfuhr, drängt jetzt sogar die amerikanische Regierung auf harte Reformen im europäischen GM-Geschäft. Im Zuge der Finanzkrise hatten die USA GM faktisch übernommen und halten noch immer ein Drittel an dem weltgrößten Autobauer. In der kommenden Woche wird GM seine Bilanz vorlegen.

Offenbar hat GM die US-Regierung bereits vor schlechten Nachrichten aus Europa gewarnt. Nach Einschätzung des Auto-Experten Stefan Bratzel von der FH Bergisch-Gladbach sind die deutschen Opel-Werke nur noch zu 80 Prozent ausgelastet. Die Schließung des Bochumer Werkes entspräche ziemlich genau dem Abbau der aktuellen Überkapazitäten.

Sorge um "Bis jetzt"-Formulierung

Wohl auch, weil die bösen Gerüchte aus den USA nur allzu plausibel sind, reagierte das deutsche Opel-Management prompt. In einer E-Mail an alle Mitarbeiter versuchte Opel-Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke am Mittwoch um 8.18 Uhr zu beruhigen: Es gebe "bis jetzt keinerlei Entscheidungen [...], wonach Werke geschlossen, Stellen abgebaut oder Produktionsvolumen verlagert werden sollen", so Stracke. "Gewisse Probleme" müssten aber gelöst werden.

"Bis jetzt" — dies Formulierung stört den Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel. "Das hätte man auch eindeutiger formulieren können", sagte er am Mittwoch. Außerdem wünscht er sich ein klares Dementi von GM — das aber ausbleibt. Einenkel erinnert an den Vertrag, den die 25.000 deutschen Opelaner im Mai 2010 mit der GM-Führung geschlossen haben: Darin wurden Werksschließungen und Kündigungen bis Ende 2014 ausgeschlossen — im Gegenzug verzichten die Opelaner jährlich auf 265 Millionen Euro Gehalt.

Konkurrenz zwischen Bochum und Rüsselsheim

Wie schon in der Opelkrise 2008 bis 2010 hängt die Zukunft des Bochumer Werkes neben den Entscheidungen in Detroit nun auch von der Politik des neuen Konzernbetriebsrates ab: Soeben hat Wolfgang Schäfer-Klug den umstrittenen Klaus Franz als Gesamtbetriebsratschef abgelöst. Franz wurde aus Bochum oft vorgeworfen, einseitig die Interessen des Rüsselsheimer Werkes zu vertreten. Auch jetzt stehen Rüsselsheim und Bochum wieder in Konkurrenz zueinander: Beide wollen den neuen Opel Astra bauen, der ab 2014 produziert wird.

Während Rüsselsheim mit dem Sitz der Verwaltung, des Technologiezentrums, der Produktion des Insignia und des aktuellen Astra nicht als gefährdet gilt, hat Bochum als zuverlässige Produktionssäule neben ein paar Auslaufmodellen nur den neuen Zafira im Programm. Werke dieser Größenordnung brauchen aber mindestens zwei aktuelle Modelle, deren Nachfrage-Zyklen sich ausgleichen.

Einenkel ist zuversichtlich, "dass der neue Gesamtbetriebsrat diese Notwendigkeit noch versteht". Beobachter glauben das nicht: Schäfer-Klug war lange die rechte Hand von Klaus Franz und ist in internen Auseinandersetzungen nicht als Sympathisant des Bochumer Opel-Werkes aufgefallen.

(RP/felt/csr)
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