Ab 1. Juli sind sie im Auto Pflicht Frankreich nimmt Kampf mit Alkoholtestern auf

Düsseldorf · Autofahrer, die ab dem 1. Juli auf Frankreichs Straßen unterwegs sind, müssen einen Alkoholtester an Bord haben. Ansonsten droht ein Bußgeld. Auch deutsche Autofahrer sind von dieser Regelung betroffen. Autoclubs sehen dies kritisch. Das Verkehrsministerium sieht keinen Grund für eine entsprechende Pflicht in Deutschland.

Alkoholtester für Autofahrer
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Frankreichs Regierung hat Autofahrern den Kampf angesagt, die sich unter Alkoholeinfluss ans Steuer setzen und damit andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen. Ab dem 1. Juli 2012 sind Autofahrer gesetzlich dazu verpflichtet, einen Einweg-Alkoholtester im Auto mitzuführen. Die Neureglung wurde am 30. November des vergangenen Jahres beschlossen und vom damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy verkündet.

Hintergrund sind die in Frankreich dramatisch hohen Todeszahlen im Straßenverkehr, die auf Alkohol zurückzuführen sind. Denn bei 31 Prozent aller tödlichen ist dies die Ursache. In Deutschland liegt die Zahl bei gerade einmal 9,4 Prozent. Zwei Drittel der Franzosen begrüßen die neue Maßnahme.

"Test erinnert ständig an das Risiko"

Ebenso Didier Bollecker, Vorsitzender des französischen Automobil-Clubs. "Der Test im Handschuhfach erinnert ständig an das Risiko Alkohol und trägt zur Sensibilisierung der Autofahrer bei". Betroffen sind aber nicht nur Fahrer von Pkw oder Lkw, auch Motorrad- und Rollerfahrer sollten den Tester stets bereithalten.

Verkehrsteilnehmer, die von der Polizei ab Juli ohne Alkoholtester erwischt werden, droht zunächst nur eine Verwarnung. Ab November werden dann Bußgelder in Höhe von elf Euro fällig. Die Änderung gilt für alle Autofahrer, die zwischen Lille und Marseille unterwegs sind — somit müssen auch deutsche Urlauber oder Geschäftsleute die kleine Plastiktüte mit Blasröhrchen an Bord haben.

Das Bundesverkehrsministerium bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion, dass es derzeit keine entsprechenden Pläne gibt, dass französische Modell auf Deutschland zu übertragen. "Wir planen weder die Einführung einer Pflicht zur Mitführung von Einmal-Alkoholtestern noch die ebenfalls bereits diskutierten "Alkolocks". Die in Deutschland geltenden Regeln betreffend Alkohol am Steuer sind ausreichend", erklärt Ministeriumssprecherin Vera Moosmayer.

ADAC: Lieber zwei Alkoholtester

Der ADAC empfiehlt jedoch, mindestens zwei Alkoholtester dabei zu haben. "Bei einer Kontrolle achtet die Polizei darauf, dass ein Gerät unbenutzt ist. Falls Autofahrer vor Fahrtantritt ihren Alkoholpegel überprüfen wollen, sollte ein Ersatztester im Handschuhfach liegen", erklärt Katharina Bauer auf Anfrage unserer Redaktion.

Der Münchner Autoclub sieht Frankreichs Mitnahmepflicht für Schnelltester durchaus kritisch. Vorbildcharakter für Deutschland habe dieses Gesetz nicht. "Zum einen ist die Zahl der tödlichen Unfälle, die im Zusammenhang mit Alkohol stehen, hierzulande viel niedriger als in Frankreich. Zum anderen lässt die Genauigkeit dieser Messgeräte zu wünschen übrig."

Test mit unbefriedigendem Ergebnis

Der ADAC hatte jüngst mehrere Einweg-Alkoholtester auf ihre Praxis-Tauglichkeit hin überprüft. Das Ergebnis war für die Autofahrervertretung nicht zufriedenstellend: Bei zehn Testpersonen wiesen die Modelle eines französischen und drei deutscher Hersteller jeweils ungefähr 0,5 Promille aus.

Die mit Polizeigeräten nachgemessenen Werte aber waren niedriger oder höher. "Die Schnelltester zeigen also nur, dass man eine gewisse Menge Alkohol getrunken hat. Das sollte man aber auch so wissen", erklärt Bauer vom ADAC.

Gesetz mit Signalwirkung?

Und doch erhofft sich Frankreich mit diesem neuen Gesetz eine Signalwirkung, die die Autofahrer zum Umdenken animieren soll. Herstellerangaben zufolge kosten die Einmaltests rund 1,50 Euro. Erhältlich sind sie in Apotheken und Supermärkten sowie an Tankstellen. Elektronische Geräte sind deutlich teurer und schlagen mit bis zu 100 Euro zu Buche.

ADAC-Sprecherin Bauer: "Die französische Polizei erkennt nur die Tests an, die die Buchstaben "NF" für die französische Norm tragen. Diese werden im Spätsommer bei uns in Deutschland zu kaufen sein. Bis dahin gibt es für deutsche Autofahrer bei der Einreise nach Frankreich eine Schonfrist."

VCD für Null-Promillegrenze

Ähnlich kritisch ist auch die Position des ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD). Der VCD bezweifelt, dass das französische Modell auf Deutschland übertragen werden sollte. "Wir sprechen uns für eine Null-Toleranz-Grenze von 0,0 Promille aus, wie sie für Fahranfänger gilt", bestätigt Anja Hänel vom VCD auf Anfrage. "Die Grenze von 0,5 Promille ist für Autofahrer ein diffuser Wert - eine klare Regelung wäre hier sinnvoller."

Einen Schritt weiter als die französische Regierung ist Volvo. Der schwedische Autobauer bietet als erster Hersteller ein festinstalliertes System zur Alkoholkontrolle im Auto an. Bevor der Autofahrer losfahren kann, muss er in einen Alkotester pusten. Ist das Ergebnis höher als die definierte Messgrenze, wird die Start-Elektronik blockiert und der Wert auf drei LED-Leuchten im Handgerät angezeigt.

Leuchtet es grün, bedeutet dies "Start freigeben", bei gelb wird "Fahren nicht empfohlen" und rot signalisiert: "Start blockiert". Das Ergebnis bleibt 30 Minuten gespeichert, um nicht bei kurzen Strecken den Test wiederholen zu müssen. Das Gerät lässt sich von Volvo in zwei unterschiedlichen Bedienvarianten einstellen und kostet 850 Euro. Einweg-Alkoholtester sind da deutlich günstiger.

(nbe)
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