ARD-Film "Lebensfragen" Leverkusener spielt Altbundeskanzler Helmut Schmidt

Leverkusen · Strenger Scheitel, glimmende Zigarette, stoische Miene - alles Helmut Schmidts äußerliche Markenzeichen. So leicht war es dann doch nicht für Schauspieler Bernhard Schütz, sich in den Altbundeskanzler zu verwandeln. Er hat sich vor allem viele Talkshows angesehen, um sich auf die Rolle vorzubereiten. Geraucht hat er nur nikotinfreie Kräuterzigaretten.

Dreharbeiten zum Film "Helmut Schmidt - Lebensfragen"
7 Bilder

Dreharbeiten zum Film "Helmut Schmidt - Lebensfragen"

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"Schmidt war meine Jugend", sagt der 1959 in Leverkusen geborene Schauspieler. Er verkörpert in dem Doku-Drama "Helmut Schmidt — Lebensfragen" den Politiker und Jahrhundertzeugen. Zu dessen 95. Geburtstag am 23. Dezember sendet die ARD den 90-Minüter, der dokumentarische Aufnahmen mit Spielszenen mischt. Als roter Faden zieht sich ein Gespräch Schmidts mit "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo durch den Film.

Bernhard Schütz hat eine raue Stimme. "Vom exzessiven Rauchen", gesteht er im Gespräch. Obwohl er als Nichtraucher nur nikotinfreie Kräuterzigaretten am Set benutzte, hat sich der Dauerqualm auf seine Stimmbänder gelegt. Durch die Rolle sei er noch mehr zum Nichtraucher geworden, gesteht Schütz, den man häufig als Bösewicht im Fernsehen sieht. Nun spielt er Helmut Schmidt in dessen wichtigen Jahren von 1962 bis 1982, in denen er in die Politik einstieg, Bundeskanzler wurde und durch einen Misstrauensantrag das Amt wieder verlor. Insgesamt verkörpern fünf verschiedene Darsteller Helmut Schmidt. Der Film beginnt in den Kindertagen des gebürtigen Hamburgers und endet 1993.

Wie ist es, einen Bundeskanzler zu spielen? "Demut stellt sich ein", sagt Bernhard Schütz, der vergangenes Jahr für den Deutschen Filmpreis nominiert war. Er bewundert Schmidt, weil dieser immer die Sache über seine eigene Person gestellt habe. "Man muss Schmidt entstehen lassen, ohne ihn zu kopieren, und sich zugleich auch ein wenig von der Figur wegbewegen", so erklärt Schütz, wie er sich der schwierigen Aufgabe, eine lebende Person zu porträtieren, gestellt hat.

In einem Haus in Hamburg-Bergedorf hat das Filmteam um Regisseur Ben von Grafenstein das Wohnzimmer der Familie Schmidt im Stil der 60er Jahre nachgebaut — nach Fotos. Zum ersten Mal hatte Schmidt sein privates Archiv geöffnet und stellte dem Team persönliche Dokumente und handschriftliche Notizen zur Verfügung. Er habe aber keine Vorgaben gemacht. Vor der Ausstrahlung wird er den Film jedoch zu sehen bekommen. Alle sind gespannt auf die Reaktionen.

Schauspieler Schütz hat die Rolle inspiriert. "Mein Ziel ist es, alle Bundeskanzler einmal zu spielen", sagt er augenzwinkernd — immerhin war er auch schon einmal als Gerhard Schröder zu sehen.

(RP/gre)
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