Nach Massensterben von Amseln Usutu-Virus erstmals bei Menschen nachgewiesen

Hamburg/Waldsee · Zum ersten Mal in Deutschland ist das Usutu-Virus im Blut eines Menschen nachgewiesen worden. Es hatte 2011 im Südwesten massenweise Amseln getötet. Auch in diesem Sommer werden stündlich tote Vögel gemeldet.

 Erstmals wurd bei einem Menschen in Deutschland das von Stechmücken übertragene Usutu-Virus nachgewiesen. Im vergangenen Sommer führte der Afrika stammende Krankheitserreger im Südwesten Deutschlands zu einem Massensterben von Amseln.

Erstmals wurd bei einem Menschen in Deutschland das von Stechmücken übertragene Usutu-Virus nachgewiesen. Im vergangenen Sommer führte der Afrika stammende Krankheitserreger im Südwesten Deutschlands zu einem Massensterben von Amseln.

Foto: dpa, Roland Weihrauch

Erstmals ist bei einem Menschen in Deutschland eine Infektion mit dem tropischen Usutu-Virus nachgewiesen worden. Es sei bei einem Blutspender entdeckt worden, als insgesamt 4200 Blutproben auf Antikörper untersucht wurden, sagte der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut (BNI) für Tropenmedizin am Montag in Hamburg. Der betroffene Mann aus Groß-Gerau (Hessen) habe nach eigenen Angaben keine Symptome der Krankheit gezeigt.

Das aus Afrika stammende Usutu-Virus hatte im vergangenen Sommer im Südwesten Deutschlands zu einem Massensterben von Amseln geführt. Auch in diesem Sommer sterben wieder reihenweise Vögel. Usutu-Viren wurden in Stechmücken (Culex pipiens) in Deutschland gefunden und können auf den Menschen übertragen werden.

Fund nicht überbewerten

Die Blutspenden stammten nach Angaben des BNI alle aus der Ausbruchs-Region zwischen Frankfurt und Freiburg und wurden im Januar dieses Jahres entnommen. Nach Meinung der Experten war die Infektion des Mannes zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange her. Schmidt-Chanasit warnte davor, den Fund überzubewerten: "Ja, es ist zu einer Infektion gekommen, aber es jetzt ist nicht dramatisch, schließlich ist es nur einer von 4200 - bloß keine Panik", sagte er.

Die Infektion kann nach Angaben des Virologen mit Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen verbunden sein. Bei älteren oder geschwächten Menschen könne das Virus im schlimmsten Fall eine Gehirnentzündung auslösen. Die Krankheit könne nur über einen Mückenstich übertragen werden, das bloße Anfassen eines erkrankten Vogels reiche nicht aus. Schmidt-Chanasit forderte die Ärzte auf, Proben einzuschicken, wenn Patienten entsprechende Symptome zeigten. Außerhalb von Afrika waren die Viren erstmals 2001 im Raum Wien aufgetreten, 2009 erkrankten zwei immungeschwächte Patienten in Italien daran.

Auch in diesem Sommer seien im Südwesten bereits tausende Vögel verendet, sagte der wissenschaftliche Leiter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) im pfälzischen Waldsee, Norbert Becker. "Es werden stündlich tote Vögel gemeldet." Betroffen von dem Massensterben sei die Region rund um Neustadt an der Weinstraße und Landau sowie der Rhein-Neckar-Kreis bis in den Kraichgau in Baden-Württemberg.

Dramatische Situation

"Es ist noch schlimmer als letztes Jahr", sagte Becker. Es gebe Gebiete, in denen keine Amsel mehr gesehen werde. Die betroffene Region sei in diesem Jahr "großflächiger" als 2011. Die Situation sei so dramatisch, weil die Stechmücken bei den derzeitigen Temperaturen optimale Entwicklungsbedingungen hätten. Sein Team und er hätten schon knapp 300 tote Amseln eingesammelt, sagte Becker.

Das Usutu-Virus hatte schon im Sommer 2011 im Dreiländereck Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg Hunderttausende Amseln befallen und getötet. Der Virologe Schmidt-Chanasit ist überzeugt: "Das Virus wird uns noch die nächsten Jahre beschäftigen."

(dpa)
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