Kinostart "Leviathan" erzählt eine russische Tragödie

Düsseldorf · Lange herrschte in Russland helle Aufregung um den Film "Leviathan", der auf Festivals Preise einheimste und in der Welt der Kinokritik für Furore sorgte. Doch jetzt, da viele Russen das große Gesellschaftsdrama im Kino gesehen haben, scheinen auch die schärfsten Kritiker ihren Frieden gemacht zu haben mit dem Meisterwerk.

Andrej Swjaginzew bringt "Leviathan" ins Kino
Foto: dpa, bsc

Regisseur Andrej Swjaginzew erzählt mit spektakulären Naturaufnahmen aus der Küstenprovinz Murmansk die Geschichte einer Familie, die in einem Konflikt mit einem korrupten Bürgermeister alles verliert.

Schonungsloser hat selten jemand den von vielen Russen so empfundenen Alltag himmelschreiender Ungerechtigkeit und die Hilflosigkeit der Bürger dargestellt. Der 50 Jahre alte Filmemacher greift brennende Themen des russischen Alltags wie Machtmissbrauch, Justizwillkür und eine unheilige Allianz zwischen Kirche und Staat auf.

Und er tut dies klassisch wie oft bei russischen Geschichten, die ohne Happy End ausgehen. Der Filmtitel - Leviathan ist der Name eines mythologischen Seeungeheuers - soll den universellen Ansatz verdeutlichen. Erzählt wird die Geschichte vom "kleinen Menschen", der sich am System reibt und strauchelt. Bei den Golden Globes in den USA wurde "Leviathan" zu Beginn des Jahres als bester ausländischer Kinofilm gekürt. Diese Ehre gab es für eine russische Arbeit zuletzt vor mehr als vier Jahrzehnten - 1969 für "Krieg und Frieden" von Sergej Bondartschuk.

Der Zuspruch im Westen verärgerte die Patrioten in Russland. Beim Publikum kam das Werk trotzdem gut an - und auch bei der Kritik.

(dpa)
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