Von allen Nachrichten sind Gerüchte die schnellsten. Und so gilt es vor der für heute erwarteten Bekanntgabe als sicher, dass Rainer Maria Kardinal Woelki neuer Erzbischof von Köln wird. Noch vor Rom gratulierte gestern der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters dem neuen, 57-jährigen Oberhirten, ebenso Volker Beck, der religionspolitische Sprecher der Grünen. Das ist dann aber auch schon der einzige "Feldvorteil" vor Rom. Denn mit Woelki war nach Freiburg erneut ein Bischof an eine Bistumsspitze gelangt, der nicht auf der sogenannten Wunschliste eines Domkapitels gestanden hat. Die Kölner hatten die Bischöfe Franz-Josef Overbeck (50) aus Essen, Stephan Ackermann (51) aus Trier sowie Generalvikar Stefan Heße (47) vorgeschlagen. Rom dürfte aber drei neue, eigene Kandidaten benannt haben, unter ihnen der amtierende Erzbischof von Berlin. Ein solch eigenmächtiges Handeln ist zwar römisches Recht, doch unter Papst Franziskus, der die Selbstbestimmung der Ortskirchen stärken möchte, wirkt es irritierend. Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" sprach von einer "erneuten Missachtung des Kirchenvolks". Allgemein aber wurde Woelkis Ernennung, die der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff gestern standhaft eine "Spekulation" nannte, freundlich aufgenommen. Und selbst die Kirche bereitet sich auf die "spekulative" Ernennung vor, die traditionell um 12 Uhr und zeitgleich in Rom und der Bistumsstadt verkündet wird. So hat Diözesanadministrator Heße vorsorglich und auf heute schauend angewiesen, dass am Tag der Ernennung in allen Kirchen und Kapellen des Bistums ein halbstündiges Festgeläut erklingen soll. Informiert wird darüber ohne päpstlich weißem Rauch; vielmehr werden Priester, Diakone und Laien im pastoralen Dienst per E-Mail in Kenntnis gesetzt. Heßes Hinweis lässt vermuten, dass der Text schon vorbereitet ist - während Kardinal Woelki dem Vernehmen nach am Wochenende erst einmal seinen Sommerurlaub antritt.

Gastbeitrag In der Samstag-Ausgabe der Rheinischen Post veröffentlichen wir einen exklusiven Beitrag von Rainer Maria Kardinal Woelki über den Glauben.