Sharjah Das etwas andere Emirat

Sharjah präsentiert sich als "Kulturhauptstadt" der Vereinigten Arabischen Emirate und setzt damit in direkter Nachbarschaft zu Dubai eigene Akzente.

Dubai - Mega-Metropole in der Wüste
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Dubai - Mega-Metropole in der Wüste

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Foto: Shutterstock/ Arthur Hidden

Mit einem herzlichen Marhaba ("Willkommen") empfangen Jamile Mussa Haikal und Hassan Salim Aldah ihre Gäste auf der Makanny Farm, weit außerhalb der Stadt. Es ist ein milder Nachmittag, man genießt auf der Terrasse einen Tee zur Begrüßung. Dann werden die Besucher hinüber zum Haus gebeten. Jamile will den Besuchern aus anderen Kulturen etwas über die Sitten und Gebräuche der arabischen Emirate erzählen.

Die 52-Jährige weiß genau, wo sie anknüpfen muss. Im brasilianischen Rio aufgewachsen, lebt sie seit 27 Jahren in den Emiraten und kennt sich also in beiden Kulturen aus. Ihr Vater war Araber, ihren Mann Hassan Salim Aldah lernte sie in Brasilien kennen. Sie folgte ihm auf die arabische Halbinsel und musste sich erst an die fremden Gepflogenheiten gewöhnen: zum Essen im Schneidersitz auf dem Boden sitzen, die Kleiderregeln beachten und vieles mehr.

Heute bewegt sich Jamile mit Sheila (Kopftuch) und in ihrer Abaya, dem typischen einteiligen Umhang, mit der Selbstverständlichkeit einer arabischen Frau, die ihre Kultur schätzt. Das möchte sie gerne auch Gästen zeigen. Die Familie lädt Touristen in ihr Haus ein, um ihnen die Kultur der Emirate nahezubringen. Dazu gehören auch praktische Erfahrungen, zum Beispiel der Umgang mit Henna oder mit Parfums, die gerne in orientalischer Opulenz alle auf einmal genutzt werden. Und zum Abendessen setzen sich auch die Gäste im Schneidersitz auf den reich gedeckten, riesigen Teppich.

Die Makanny Farm ist nur ein Beispiel für die touristische Orientierung Sharjahs. Das nach Abu Dhabi und Dubai drittgrößte der Vereinigten Arabischen Emirate setzt auf Kultur als Kontrapunkt zum Immer-Größer der bekannten Nachbarn.

Der Akzent passt gut zur grundsätzlichen Ausrichtung - Sharjah gilt als das konservativste Emirat der sieben Verbündeten. Das Alkoholverbot wird auch in Hotels strikt eingehalten, die Gesetze richten sich nach dem islamischen Recht der Scharia, und die Emiratis halten sich an die Kleidervorschriften. Auch als Tourist empfiehlt es sich, nicht zu freizügig aufzutreten - allein schon aus Respekt gegenüber den Gastgebern.

Den kulturellen Anspruch dokumentiert das Emirat aktuell zum Beispiel in einem ambitionierten Projekt zur Revitalisierung der Altstadt. Die staatliche Entwicklungs- und Investitionsbehörde Shurooq will das "Herz von Sharjah" bis 2025 in seinen früheren Zustand versetzen. Schon jetzt fühlt man sich wie in alten Zeiten, wenn man zwischen bereits wiederhergestellten höchstens zwei Stockwerke hohen Häusern spaziert und die Muezzine aus vielen Richtungen zum Gebet rufen. Im Souk Al Arsah offerieren Händler Schmuck, Stoffe und Teppiche in Häusern aus weißem Korallenstein, überdacht mit Palmenwedeln. Arbeiter rühren in einer kleinen Süßwarenfabrik Leckereien nach Rezepten aus dem Oman an. In anderen Gebäuden der Altstadt bietet die Sharjah Art Foundation Künstlern aus dem In- und Ausland Gelegenheit zur Präsentation ihrer Werke. Alle zwei Jahre veranstaltet die Foundation die "Sharjah Biennale", die arabische Gegenwartskunst präsentiert. In diesem Jahr beginnt sie am 5. März.

Zu den kulturellen Attraktionen weit über das Emirat hinaus gehört das Museum für Islamische Zivilisation. Deren hohen Stand über viele Jahrhunderte dokumentieren 5000 Ausstellungsstücke. Im vergangenen Jahr eröffnete Sharjah ein Planetarium, das mit Multimedia-Shows und Mitmach-Geräten die kosmischen Zusammenhänge erklärt. Ganz neu präsentiert sich auf einer Insel in der Khalid-Lagune der Erlebnispark Al Noor Island mit einem Schmetterlingshaus. Der Aktionskünstler André Heller schuf auf der Insel zudem eine Komposition aus Pflanzen und Licht- und Klanginstallationen.

Im Stadtbild fallen die zahlreichen Moscheen mit ihren schlanken Minaretten auf - insbesondere nachts, wenn sie effektvoll illuminiert werden. Die Al Noor-Moschee kann auch von Touristen besucht werden, die die arabesken Dekoration mit schmuckvollen Kalligrafien bewundern. Insgesamt gibt es 650 Gotteshäuser in Sharjah. Und auch wenn Dubai als das Einkaufsparadies der Emirate gilt, hat Sharjah ebenfalls einiges aufzuweisen, zum Beispiel den Central Souk, der durch seine klassisch gehaltene Architektur auffällt. Im neuen Fischmarkt Al Jubail kauft man Datteln, Obst, Gemüse und eben Fisch. Internationale Modemarken und Schmuck findet man in der modernen Mega Mall.

In ihr fällt aber auch ein riesiger Freizeitpark im Obergeschoss mit Achterbahnen und Spielautomaten auf. An denen spielen auch Frauen in ihren dunklen Gewändern - ein auf den ersten Blick frappierendes Bild. Es rückt die Sicht auf das kleine Emirat zurecht: Konservativ heißt nicht unbedingt starr oder verkniffen.

Die Redaktion wurde vom Touristeninformationsbüro Sharjah zu der Reise eingeladen.

(RP)
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