Mönchengladbach Angst vor dem Rauchverbot

Mönchengladbach · Die Landesregierung will ein absolutes Rauchverbot ohne Ausnahmen ab Januar 2013. Kneipenwirte, Schützen- und Karnevalsverbände wehren sich gegen die Pläne. Sie befürchten, dass ihnen die Gäste ausbleiben.

Uwe Hünecke überlegt, ob er vielleicht mal einen Brief an die Unesco schreiben soll. "Vielleicht kann ich die rheinische Kneipenkultur als Weltkulturerbe anmelden", scherzt der Inhaber des "Meyer's Extra" in Rheydt. Dann wäre seine Kneipe offiziell schützenswert und die NRW-SPD hätte mit ihren Plänen zum verschärften Nichtraucherschutz keine Chance mehr.

"Das überleben wir nicht"

Hüneckes Scherze fallen unter die Kategorie Galgenhumor. Denn kommt die geplante Verschärfung ab Januar 2013 tatsächlich, müsste er seine Kneipe schließen. "80 Prozent meiner Gäste sind Raucher", sagt er. Bisher hat Hünecke in seiner Kneipe die Ausnahmeregelung für sogenannte Einraumbetriebe genutzt und konnte seinen Gästen weiterhin das Rauchen erlauben. Hünecke glaubt zwar, dass sich die Raucher irgendwann an das strikte Rauchverbot gewöhnen und dann auch wieder kommen werden, aber das könne eben ein Jahr dauern. "Dieses Jahr überleben wir Wirte nicht", prophezeit er.
Der Dehoga Nordrhein wird laut Sprecher Thorsten Hellwig das Gespräch mit Landtagsabgeordneten suchen, um die Regelung doch noch zu kippen. "Wir wollen kein gesetzlich beschleunigtes Kneipensterben", betonte er.

Mit dem Beschluss der geplanten Gesetzesnovelle sollen künftig auch die Ausnahmen für Brauchtumsveranstaltungen wegfallen. Das betrifft vor allem die Schützenbruderschaften und Karnevalsvereine, die dann in ihren Festzelten und angemieteten Hallen das Rauchen verbieten müssten. "Auf uns kommen wegen der gestiegenen Gema-Gebühren und den verschärften Sicherheitsbestimmungen bei Großveranstaltungen sowieso schon Mehrkosten zu", klagt Ralf Heinrichs, Geschäftsführer des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Wenn nun auch noch Gäste aufgrund der Raucherbestimmungen weg blieben, seien die Schützenfeste bald nicht mehr finanzierbar.

Der Verband hat eine Erklärung an die Landesregierung verschickt und wurde auch zur Anhörung nach Düsseldorf geladen. "Da hat uns aber keiner zugehört. Aber hinterher werden sie wieder behaupten, sie hätten mit allen Beteiligten gesprochen", klagt Heinrichs.
Bernd Gothe, oberster Karnevalist der Stadt, sieht ebenfalls Probleme auf sich zukommen. Er will nun erst einmal abwarten, wie die Diskussion in Düsseldorf weiter geht. Bei der ersten Lesung der Novelle in der vergangenen Woche waren einige SPD-Fraktionsmitglieder schließlich wieder zurück gerudert. "Sollte es sich abzeichnen, dass das Gesetz tatsächlich in seiner bisherigen Form durchkommt, werden wir Karnevalisten etwas unternehmen", kündigte er an.

Uwe Hünecke glaubt nicht, dass sich an der Formulierung des Gesetzes noch etwas ändern wird, auch wenn sich nun einige Fraktionsmitglieder gegen die Pläne wehren. "Die Abweichler von heute werden auch noch umkippen", ist er sich sicher.

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