Mönchengladbach Leidenschaft auf vier Rädern

Mönchengladbach · Fünf Oldtimer besitzt der ehemalige Zahnarzt Dr. Bernd Woelffel. Bis zu vier Jahre dauert es, bis er ein Auto vollständig restauriert hat. Nie käme er allerdings auf die Idee, mit den Fahrzeugen zu prahlen. "Sie sind dazu gemacht, um zu fahren", sagt der 73-Jährige.

 Dr. Bernd Woelffel mit einem seiner "Schätzchen", einem Jaguar aus dem Jahr 1963. Vier Jahre hat es gedauert, bis das Auto vollständig restauriert war.

Dr. Bernd Woelffel mit einem seiner "Schätzchen", einem Jaguar aus dem Jahr 1963. Vier Jahre hat es gedauert, bis das Auto vollständig restauriert war.

Foto: Isabella Raupold

ABS, ESP, Navigationssystem, Einparkhilfe — die Fortschritte der Autoindustrie sind zahllos, erleichtern das Fahren, verhüten Unfälle und schenken Komfort. Doch ist mit dem Fortschritt für viele Menschen auch etwas verloren gegangen: Leidenschaft. Dr. Bernd Woelffel (73) schüttelt nur mit dem Kopf.

"Ein Diagnosesystem anschließen, das einem Fehler ausspuckt?", fragt er ungläubig. Dann schweigt er. Fünf Oldtimer besitzt Woelffel. Darunter ein 1963er Jaguar, ein 1970er Lotus Elan S4 und ein Renault Alpine aus dem Jahr 1970. Nur im äußersten Notfall fährt der frühere Zahnarzt mit seinem modernen Kombi durch die Stadt. Seine Einkäufe erledigt Woelffel in einem alten Renault 4. Schon seit dem Studium beschäftigt sich der Rheydter mit Autos. Sein erster Wagen: ein Fiat 500, gekauft im Jahr 1964.

"Es gibt immer etwas zu basteln"

Es war der Beginn einer Leidenschaft, nicht zuletzt deshalb, weil der Kleinwagen nach ständiger Pflege und Aufmerksamkeit verlangte. "Sehr oft ging seine Zylinderkopfdichtung kaputt", erinnert sich Woelffel. "Ich bastelte und reparierte beinahe mehr, als ich gefahren bin." Auch sein nächster Wagen, ein Käfer mit Doppelvergaser und Porsche-Motor, forderte das handwerkliche Geschick seines Eigentümers. Woelffel lacht. "Der war absolut übermotorisiert.

Die Technik gab ständig den Geist auf." Kurze Zeit später stieg der Oldtimerfan auf die Marke Alfa um, Modell Giulia. Zwei bis drei, erinnert er sich, "verbrauchte" er über die Jahre. Mit einem Freund besitzt Woelffel seit Jahren eine Werkstatt in einer Honschaft, inklusive Hebebühne, Schweißereinrichtung und Ersatzmaterial. Was Woelffel über Autos weiß, hat er sich selbst beigebracht. Nie käme er auf die Idee, mit seinen "Schätzchen" zu prahlen, sich darzustellen. "Der liebe Gott", sagt Woelffel, "hat die Autos gemacht, damit sie auf der Straße fahren. Sie sind Gebrauchsgegenstände."

Eigens für Ersatzteile fährt der Rheydter schon mal nach England. Findet er kein Hotel, schläft er im Auto. "Es gibt immer etwas zu basteln", sagt Woelffel. "Das Schöne ist aber, dass es eigentlich kein Problem gibt, das nicht gelöst werden kann." Vier Jahre restaurierte er den Jaguar, beinahe ebenso lange den Renault Alpine. Stand er früher nur am Wochenende in der Werkstatt ("Auch um den Kopf freizubekommen"), verbringt der Zahnarzt im Ruhestand seine Freizeit nun auch in der Woche dort. Seit 1995 nimmt er zudem an Rallyes — insbesondere in Frankreich — teil. Auf einen Hänger würde er seine Oldtimer jedoch nie verladen.

Erst recht nicht seinen Lieblingswagen, den Renault Alpine. Von Südfrankreich aus brauchte er einmal 24 Stunden nach Hause. "Wir sind bisher immer auf eigenen Achsen hin- und auch wieder zurückgefahren", betont Woelffel. Und das ohne ESP oder Navigationssystem.

(RP/rl)
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