Dinslaken Im Pamirgebirge Lepra aufspüren

Dinslaken · Die Dinslakener Ärztin Dr. Romana Drabik war im Grenzgebiet zu Afghanistan unterwegs.

 Lepraärzte aus Russland, Indien, Kasachstan, Tadschikistan und Dinslaken auf Expedition im Grenzgebiet von Tadschikistan und Afghanistan. Dr. Romana Drabik (Mitte hinten mit weißem T-Shirt) führt die Expedition an.

Lepraärzte aus Russland, Indien, Kasachstan, Tadschikistan und Dinslaken auf Expedition im Grenzgebiet von Tadschikistan und Afghanistan. Dr. Romana Drabik (Mitte hinten mit weißem T-Shirt) führt die Expedition an.

Foto: privat

Staub wirbelt auf, der Wagen holpert über die enge Straße, links die hohen Felswände des Pamirgebirges, rechts, nur wenige Zentimeter neben dem Fahrstreifen geht es steil hinab mit Blick auf den reißenden Pjandsch, dem Grenzfluss zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Romana Drabik ist es gar nicht wohl und auch die sie begleitenden vier Ärzte aus Indien, Kasachstan, Tadschikistan und Russland ist die Nervosität deutlich anzusehen. Doch die quirlige Dinslakener Ärztin ist heil von ihrer Tadschikistan-Afghanistan-Expedition zurückgekehrt. "Aber Angst hatten wir ganz schön", gesteht sie.

Hauptsächlich während ihrer Fahrt die 1400 Kilometer lange Grenze entlang. Wie leicht hätten herunterstürzende Felsbrocken sie erschlagen können. "Wir waren immer darauf gefasst, in den Fluss zu stürzen oder von irgendwelchen Drogenschmugglern erschossen zu werden", so die Ärztin, die wieder einmal in Sache Lepra unterwegs war. Gefährlich war die Reise laut Auswärtigem Amt tatsächlich. Das warnt vor Fahrten entlang der Grenze, auch wenn dort bislang Ausländer nicht zu Schaden kamen.

Dennoch musste der tadschikische Arzt mehrmals am Tag dem Gesundheitsminister Nusratullo Salimov und der Überwachungsbehörde in Duschanbe Bericht erstatten. "Und als eines unserer drei Fahrzeuge mit einem Schaden liegenblieb, wurden eigens Ersatzteile per Helikopter zugestellt", erzählt Romana Drabik. Das Pamirgebirge, auch als Dach der Welt bezeichnet, beherbergt rund 80 Prozent aller Leprakranken in Tadschikistan. "Seit hunderten von Jahren, als man noch über die Seidenstraße Waren transportierte, ist hier die Lepra verbreitet", weiß die 78-jährige Dinslakenerin zu berichten. Durch die Öffnung der tadtschikisch-afghanischen Grenze und ihre Verbindung über fünf Brücken auf 1400 Kilometern droht Gefahr durch Neuansteckung der auf tadschikischer Seite eingedämmten Lepra von den Afghanen. "Auf tadschikischer Seite haben wir in den vergangenen Jahren viel erreicht", erklärt Dr. Drabik. Doch oben in der Einöde des Pamirgebietes hielt sich die Begeisterung der Menschen über eine Untersuchung in Grenzen. Vor allem bei den Frauen. "Da reise ich zigtausend Kilometer, um zu helfen, und die wollen meine Hilfe nicht", stößt das Verhalten auf Unverständnis bei der Ärztin.

Doch dieses Verhalten wird sich bald ändern, weiß sie. Zwei eigens geschulte Ärzte werden sich einmal im Quartal um die Menschen am Grenzfluss kümmern. An den Brücken findet ein von beiden Seiten besuchter Basar statt. Rund 100 Afghanen werden so erreicht, können untersucht und medikamentös behandelt werden. Die einzige medizinische Versorgung in der Umgebung, dagegen werden sich die Menschen nicht verschließen. Und so können neue Leprafälle gefunden und therapiert werden.

(RP)
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