Dormagen Land lehnt Asylheim am Wahler Berg ab

Dormagen · Die Bezirksregierung hat augenscheinlich kein Interesse mehr, eine Aufnahmeeinrichtung für 500 bis 800 Flüchtlinge auf dem Grundstück in der Nähe der B 9 zu bauen. Nun muss die Stadt dezentrale Alternativen vorlegen.

Dormagen: Land lehnt Asylheim am Wahler Berg ab
Foto: Linda Hammer

Die Landesaufnahmeeinrichtung für 500 bis 800 Flüchtlinge am Wahler Berg wird voraussichtlich nicht errichtet werden. Dieses Ergebnis eines Telefonats des Ersten Beigeordneten Robert Krumbein mit dem zuständigen Dezernat der Bezirksregierung gab die Stadt Dormagen gestern Nachmittag bekannt. "Die Planungen für Notunterkünfte des Landes konzentrieren sich inzwischen auf die Entwicklung großer Standorte für Zeltstädte", sagte Krumbein. Diese zentralen Unterbringungseinrichtungen lägen "deutlich über der von uns vorgesehenen Obergrenze von 800 Bewohnern". Bei anderen Erstaufnahmeeinrichtungen hingegen sei der Bedarf nach Auskunft der Bezirksregierung durch aktuell laufende Neubauten in Essen und Mönchengladbach gedeckt.

Vor rund einem halben Jahr, als die Stadt erste Gespräche mit der Bezirksregierung zur generellen Flüchtlingsunterbringung geführt habe, sah es noch anders aus, wie Bürgermeister Erik Lierenfeld betont: "Da war seitens des Landes erhebliches Interesse an einer Einrichtung mit 500 bis 800 Plätzen vorhanden." Aus humanitären Gründen hatte die Stadt Dormagen vorgeschlagen, die Flüchtlinge in festen Gebäuden unterzubringen, was am Wahler Berg aufgrund der großen Fläche auf dem landeseigenen Gelände grundsätzlich möglich gewesen wäre. Das hält Lierenfeld immer noch für die bessere Form: "Ich habe immer deutlich gemacht, dass Zeltstädte aus meiner Sicht keine sinnvolle Alternative sind."

Ein Vorteil der Landeseinrichtung wäre gewesen, dass der Stadt die bis zu 800 Plätze bei der Flüchtlingsaufnahme angerechnet worden wären. So hätte sie andere Unterkünfte kostensparend reduzieren können. Der Rat hatte der Verwaltung am 17. September den Auftrag gegeben, grundsätzliche Gespräche mit der Bezirksregierung dazu zu führen - ohne Vorentscheidung, ob das Projekt tatsächlich verwirklicht wird.

Nun muss die Stadt sich umstellen. "Nach der Auskunft aus Düsseldorf müssen wir uns jetzt auf eine dezentrale Unterbringung weiterer Flüchtlinge im Stadtgebiet einrichten", sagte Lierenfeld. Das sei ein höherer Aufwand an Kosten und Integration: "Da kommt nun mehr Arbeit auf uns zu." Die zugewiesenen Asylbewerber bleiben länger als die höchstens drei Monate unterzubringenden Flüchtlinge in den vom Land bezahlten Notunterkünften.

Dormagen beherbergt rund 800 Flüchtlinge - davon 450 regulär zugewiesene Asylbewerber und 350 Bewohner der beiden Notunterkünfte. Die Verwaltung rechnet mit einem Anstieg der Flüchtlingszahl bis zum ersten Quartal 2016 auf mindestens 1200. "Am Freitag haben wir schon ein Gespräch mit den großen Dormagener Wohnungsgesellschaften, um weitere Unterbringungsmöglichkeit in angemieteten Wohnungen abzuklären", so der Bürgermeister. Auch nach Grundstücken, die sich für den Neubau von Unterkünften eignen, hält die Stadt Ausschau. Sie wird in der Hauptausschuss-Sitzung am 27. Oktober Vorschläge vorlegen.

(NGZ)
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