Dormagen Rats-Paare diskutieren am Küchentisch

Dormagen · Zwei Ehepaare im Stadtrat: Carola und Rüdiger Westerheide (CDU) sowie Sonja Kockartz-Müller und Carsten Müller (SPD).

Dormagen: Rats-Paare diskutieren am Küchentisch
Foto: Tinter Anja

Nicht erst in den Fraktionssitzungen, sondern schon beim Kaffee oder Frühstück am Küchentisch können sich Carola und Rüdiger Westerheide (CDU) in Nievenheim sowie Sonja Kockartz-Müller und Carsten Müller (SPD) in Hackenbroich über die Große Koalition oder Baugebiete unterhalten. Denn die beiden Ehepaare sitzen gemeinsam im Stadtrat.

"Da habe ich meinen Mann überzeugt", erklärt Sonja Kockartz-Müller (45), die 2006 in den Rat nachrückte - als Erste des Quartetts. Zuvor war sie sachkundige Bürgerin der SPD, für die Heinz Jendrny sie 2002 warb. Ihr Amt als Juso-Vorsitzende übergab sie 2006 an ihren damaligen "Vize" Erik Lierenfeld. Sie begeisterte ihren Mann Carsten Müller (48), der damals schon bei den Sielmanns Naturrangern aktiv war, sich ebenfalls politisch zu engagieren, 2009 trat er für die SPD bei der Wahl an, seit Januar 2012 ist er Ratsmitglied. Bei Müllers gehört der Austausch über das politische Geschehen zwar zum Alltag, Absprachen aber nicht: "Früher haben wir mehr diskutiert, jetzt sind wir in einigen unterschiedlichen Gremien, jeder hat seinen Bereich, aber natürlich wissen wir, wie der andere denkt", erklärt Carsten Müller, der Vorsitzende des Planungs- und Umweltausschusses ist. Aufträge an seine Frau, planungspolitische SPD-Sprecherin, nimmt er nicht entgegen, wie er lachend erläutert: "Wenn mir jemand mitteilt, das könne ich meiner Frau sagen, dann antworte ich: Dann sag ihr das doch selbst!"

Auch bei den Westerheides war es die Frau, die als Erste mit der Politik in Berührung kam, so war Carola Westerheide (51) zunächst Mitarbeiterin des Wahlkreisbüros von Hermann Gröhe MdB, bevor sie die Fraktionsgeschäftsstelle der CDU Dormagen übernahm, Mitglied der Partei ist sie seit 2000, ihr Mann folgte ihr 2012. Ein Jahr darauf fiel die Entscheidung, sich bei der Kommunalwahl 2014 um ein Ratsmandat zu bewerben. "Das mache ich nicht allein", sagte sie damals. Rüdiger Westerheide (56) wollte sich politisch engagieren und gemeinsam Lösungen für Probleme finden - "ohne dass ich geglaubt hätte, das Ratsmandat zu erringen". Als Neuling in der Politik kokettierte er anfangs gern beim Vorstellen mit "Ich bin der Mann von Frau Westerheide". Beide zogen trotz CDU-Verlusten in den Rat, wo sie ins kalte Wasser geworfen wurden. Inzwischen haben sie sich freigeschwommen, finden die Ratsarbeit interessant und abwechslungsreich. "Das ist schon sehr angenehm, dass wir beide gemeinsam zu vielen Terminen gehen können - und viel besprechen können", weist Rüdiger Westerheide darauf hin, dass sie eben beide über das politische Geschehen Bescheid wissen. Dabei sind sie beileibe nicht immer einer Meinung, wie beide schmunzelnd betonen: "Wir geben uns auch schon mal öffentlich in Fraktionssitzungen Widerworte, das finden einige CDU-Kollegen lustig", sagt Carola Westerheide. "Wenn sie sich beschwert, dass ich mich nicht von ihr überzeugen lasse, waren ihre Argumente eben nicht gut genug", sagt ihr Mann lachend. Sie seien eben zwei eigenständige Menschen. Eine gesunde Streit-Kultur schließe den Familien-Frieden doch nicht aus, ergänzt die 51-Jährige. Als Team seien sie unschlagbar, wie der 56-Jährige augenzwinkernd meint: "Carola kennt die Namen, ich die Gesichter."

Während die Westerheide-Kinder Joshua (19) und Saskia (17) schon groß sind, müssen sich die Müllers noch verstärkt um Jerik (9) und Anneke (7) kümmern. "Da gibt es uns ab und zu nur einzeln - oder gemeinsam mit den Kindern - oder auch mal gar nicht", erklärt Carsten Müller. Wenn gemeinsame (Rats-)Termine anstehen, springen Oma oder zwei Babysitter ein. Am Anfang haben die jungen Eltern da schon mal ihr Baby mit zur Sitzung genommen, wie sich Sonja Kockartz-Müller noch gut erinnert. "Wir hatten Jerik als Baby im Maxi-Cosi-Kindersitz bei Planungsausschuss-Sitzungen im Technischen Rathaus mit dabei." Bei einer SPD-Fraktionssitzung im Großen Trausaal einige Monate später konnte Carsten Müller mit reaktionsschnellem Armausstrecken gerade noch verhindern, dass sein auf dem Tisch kurz abgesetzter Sohn auf den Boden gekippt wäre: "Da hat Bernhard Schmitt, der das von vorn mit ansah, kurz den Atem angehalten", erklärt er. Mit dem zweiten Kind ging das Mitnehmen nicht mehr ganz so leicht.

Dass die politischen und gesellschaftlichen Termine ihre Kalender prägen, wollten die Müllers so: "Wir sind positiv verrückt, wollen uns engagieren und unser Umfeld gestalten und verbessern. Das kostet natürlich Zeit und Energie, die wir aber gern einsetzen", sagt der 48 Jahre alte Stadtverbandsvorsitzender der SPD. "Ein Abend im Monat gehört aber uns beiden allein", betont seine Frau.

(NGZ)
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