Die Woche im Rathaus OB Elbers: von Fettnapf zu Fettnapf

Düsseldorf · Im Revier will er nicht tot überm Zaun hängen, er signiert törichte Wahlplakate, beschimpft einen Mitarbeiter vor laufender Kamera und lässt Japans Generalkonsul warten - OB Dirk Elbers bedient seine Gegner mit Steilvorlagen.

Düsseldorf: Das sind die Wahlplakate der Parteien
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Das Positive vorweg: Die Themen im derzeitigen Wahlkampf setzt Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers, ohne Zweifel. Allerdings haben sie wenig mit Politik zu tun, sondern mit Stil, Feingefühl, simplen Benimmregeln. Da mag man noch so großzügige Gaben aus dem Hut zaubern wie den plötzlich möglichen Tunnelbau für die U 81 zum Flughafen oder Gratis-Kita-Plätze für unter Dreijährige - gesprochen wird über Fettnäpfe.

Nämlich des OBs Fauxpas vor laufender Kamera, als er einen langgedienten Mitarbeiter des Amtes für Kommunikation im Vorbeigehen anmotzt und mit Rausschmiß bedroht, falls der sich nicht sofort um "diese Journalisten" kümmere. Die hatten dem verdutzten Rathaus-Chef kurz zuvor ein Mikro nebst Kamera vors Gesicht gehalten und gefragt, wie er es denn jetzt mit dem Revier halte, nachdem er den Städten entlang der Ruhr bescheinigt hatte, dort wolle er nicht tot überm Zaun hängen. Was die Nachbarn mit einer Mischung aus ungläubigem Zorn und mitleidigem Kopfschütteln angesichts dieses Niveaus quittiert hatten.

Nun also die plötzliche Frage danach - und eine unsouveräne Reaktion wie aus dem Kapitel "Do not!" des Lehrbuchs für politisch kluge Kommunikation. Eine Erklärung, ob er das vielleicht harmlos gemeint haben könnte mit dem Anpfiff des Mitarbeiters, steht bislang aus. Viele erinnert die Szene an einen Auftritt von Bundesfinanzmister Wolfgang Schäuble, der einst während einer TV-Pressekonferenz einen Mitarbeiter beispiellos harsch eintopfte - einhellige Meinung damals: So geht man nicht mit Menschen um. Bei Elbers ist es ähnlich, wie die Reaktionen im Netz beweisen - da ist viel Empörung unterwegs, und die SPD greift das Thema dankbar auf.

Dass er das Revier ("Da möchte man doch nicht tot überm Zaun hängen") anging, hat er inzwischen als Missverständnis umgedeutet. In Wirklichkeit habe er die Landesregierung kritisieren wollen, die den Kommunen nicht hilft. Leider stimmt das so nicht, weil Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (eine Mülheimerin) keine Gelegenheit auslässt, vor allem den Städten ihrer Heimatregion beizuspringen.

Das tut übrigens auch Düsseldorfs Union bei ihrem Spitzenkandidaten - Wahlkampf müsse provokant sein, das gehöre dazu, sagte der wie immer glatt geschliffen formulierende CDU-Vorsitzende Düsseldorfs, Thomas Jarzombek, als man sich über Elbers Zaun-Hänger aufregte - und über das Unions-Plakat, auf dem man den Spruch "Sie verlassen den schuldenfreien Sektor" lesen kann. Die Nachbarn fanden dafür Wertungen wie dämlich (weil es an der Grenze zu Langenfeld und Monheim stand - beide sind schuldenfrei), arrogant, anmaßend, typisch Düsseldorf. Wirklich begeistert war keiner - was Elbers aber nicht daran hinderte, auf diesem Machwerk ein Autogramm zu geben, als ein sehr eifriger CDU-Junior ihn darum bat: Elbers, der freundlich-höfliche Partei-Patriarch.

An anderer Stelle vergaß er dagegen die Benimmregeln: Gestern Mittag hatte er gemeinsam mit dem japanischen Generalkonsul für 12 Uhr zur Pressekonferenz zum Japan-Tag eingeladen. Natürlich war Kaoru Shimazaki fünf Minuten vor der Zeit dort, dito die anderen Japaner. Elbers hingegen hatte offenbar Dringenderes zu tun - knapp 20 Minuten zu spät kam er und ergriff ohne Entschuldigung das Wort.

Die sehr höflichen Japaner lächelten trotzdem freundlich. . .

(RP)
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